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Ein Schlag, ein Fuß und wenig Verstand
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Genau in dieser Reihenfolge habe ich mich heute zwischen zehn und zwölf am Telefon mit diesen drei Themen beschäftig: "Ich habe gerade eben meinen Mann geschlagen, mit der Hand ins Gesicht, und die Zeitung ist verantwortlich dafür, und Sie müssen meinen Ärger jetzt zur Kenntnis nehmen, auch wenn Sie persönlich nichts dafür können", sagte eine Leserin zu Beginn des Gesprächs. Dies war passiert: Die Frau lag noch im Bett, während sie damit beschäftigt war, das Kreuzworträtsel in der "Freien Presse" zu lösen; neben ihr schlummerte der Gatte, und weil das Rätsel so groß ist und über den Bruch (Fachjargon für die Stelle, an der eine Zeitung gefaltet wird) hinausgeht, war die Leserin gezwungen, weil sie nicht von oben nach und oder von rechts nach links die Felder ausfüllt, mehrfach die Seite zu falten, und bei einer dieser Bewegungen landete ihre rechte Hand auf der Nase des schlafenden Ehemanns
Wenige Minuten später: "Ich brauche jetzt ganz schnell mal einen Rat: Meinem Mann ist ein schwerer Stein auf den Fuß gefallen, und jetzt zeichnen sich auf dem ganzen Unterschenkel so komische Flecken hab, kann das was Ernstes sein?", fragte mich die Anruferin. Meine erste Reaktion darauf: "Vermutlich haben Sie sich verwählt, Sie sprechen mit dem Leserobmann der Freien Presse." Das war aber nicht das, was die Frau hören wollte: "Nein, das stimmt nicht, ich habe ganz bewusst diese Nummer gewählt, aber eigentlich wollte ich das Ratgebertelefon anrufen, und warum ich bei Ihnen gelandet bin, kann ich mir nicht erklären. Können Sie mir nicht helfen? Ich brauche ganz dringend einen Rat." Den hat sie dann tatsächlich bekommen, und ich habe ihr sogar noch alle wichtigen Daten der Notaufnahme des nächstliegenden Krankenhauses herausgesucht.
Eine Viertelstunde später: "Der Vogelhändler, junger Mann, wann geht der los?", hörte ich die Stimme einer offensichtlich kurzatmigen und offensichtlich aufgeregten Leserin. Mein Standardsatz in solchen Situationen: "Bitte sagen Sie mir, ob Sie sich bei Ihrer Frage auf einen bestimmten Artikel beziehen, damit ich dann nachvollziehen kann, worum es Ihnen geht, und Ihnen weiterhelfen kann." Die Frau atmete hörbar tief ein und sprach einen ganzen Satz: "Sie haben heute einen Bericht über den Vogelhändler in der Zeitung." Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis ich den Artikel auf meinem Schirm hatte und sagen konnte: "Jetzt verstehe ich, sie meinen 'Ohne süße Sahne - dafür cool und sexy', die Rezension der Premiere der gleichnamigen Operette auf der Seebühne Kriebstein." Ein Wort bekam ich zur Antwort: "Genau." Mein nächster Satz führte anschließend dazu, dass die Frau mir deutlich zu verstehen gab, dass Sie gerade überlegt, ob sie mehr an ihrem oder mehr an meinem Verstand zweifeln soll, den ich habe ihr gesagt: "Die Premiere war doch schon, sonst hätten wir nicht darüber berichten können, da nützt Ihnen doch die Uhrzeit nicht mehr viel." Nachdem ich mir die durchaus noch respektvoll formulierten Verwünschen angehört hatte, ist bei mir dann doch noch der Groschen gefallen, und ich habe die Leserin mit den Kollegen im Ressort Freizeit verbunden, damit sie dort erfährt, wann die nächsten Aufführungen der Operette "Der Vogelhändler" auf der Seebühne Kriebstein jeweils beginnen. Denn die Anruferin hat ein Problem: "Abends will ich nicht, nachmittags täte mich interessieren."
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