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Über die Welt, in der wir leben
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Zu den mehr oder weniger regelmäßigen Themen, über die ich an dieser Stelle berichte, gehören die "Denkanstöße" von Lesern, die ihre meistens spontan eher kurz gefassten Meinungen beziehungsweise ihren auf den Punkt gebrachten Standpunkt nicht in der Zeitung wiederfinden möchten, sondern mit ihrem Hinweis die Hoffnung verbinden, dass ich ihn - auf welche Weise auch immer - weitergebe und ihm zumindest zu ein bisschen Öffentlichkeit verhelfe. Dabei passiert es mir ab und zu, dass ich solche Anregungen innerhalb der Flut an Mails und Anrufen gar nicht sofort als "Denkanstöße" wahrnehme und sie bereits "zu den Akten" gelegt habe, bevor mir dann oft unverhofft in den Sinn kommt: Moment einmal, dieser Ansatz gefällt mir, ich muss ihn noch ein bisschen in mir arbeiten lassen, bevor ich mich entscheide, was ich damit machen will. Zwei Beispiele seit Montag:
Episode 1: "Bei den Berichten über die vielen Flüchtlinge, die mittlerweile schon in Zelten und Turnhallen untergebracht werden müssen, weil es keine festen Unterkünfte mehr gibt, ist mir ein Gedanke gekommen, der mich mehr beschäftigt, als es mir vielleicht lieb ist und mir gut tut", meinte eine Leserin und fügte hinzu: "Zwei Straßen weiter gibt es ein großes Autohaus, und tagtäglich gehe ich daran vorbei und sehe in der riesigen Ausstellungshalle die vielen neuen Modelle; wunderbar ausgeleuchtet und angesichts der Glasfassade auf eine beeindruckende Weise präsentiert." An dieser Stelle machte die Frau eine kurze Pause, bevor sie mir die Frage stellte: "Lebe ich wirklich in einer Zeit und in einer Gesellschaft, in der Autos mehr wert sind als Menschen?"
Episode 2: Auf der Seite "Kind & Kegel" war vorgestern ein Artikel mit der Überschrift "Sachsen hat die teuersten Zuckertüten" zu lesen, und eine der zentralen Aussagen war, dass laut einer Studie die Zuckertüten zum Schulanfang für die Eltern immer mehr zu einem Statussymbol werden. "Wenn ich bedenke, wie der Durchschnittswert von bundesweit rund 70 Euro errechnet worden ist, frage ich mich, welchen Wert nach oben hin dann manche Eltern in eine Zuckertüte packen", teilte mir eine Leserin mit, doch das war nicht der Punkt, der ihr wirklich wichtig war bei diesem Thema. Den nämlich formulierte sie so: "Andererseits bekommt der Schulanfänger den wichtigsten Leitsatz für sein Leben anschaulich demonstriert: Ich konsumiere. also bin ich; ein wenig Lesen, Schreiben und Rechnen sollte genügen, Denken behindert später nur das uneingeschränkte Konsumieren."
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