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Oh je, Post von der Ministerin

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Es kann sein, dass ich demnächst ein Schreiben mit dem Briefkopf des Bundesverteidigungsministeriums bekomme; vielleicht sogar unterschrieben von Ursula von der Leyen. Die Erklärung, warum das der Fall sein könnte, gehört ebenso zu den Randnotizen aus meinen Protokollen der Gespräche mit Lesern wie der Hinweis auf einen K-Anrufer und auf einen Vergleich, über den ich nicht einmal zu reden bereit bin.

Episode 1: Ein Leser hat einen Brief an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen geschrieben und sich darin über mich beschwert; das weiß ich, weil er mir eine Kopie dieses mit der Schreibmaschine getippten Schreibens zugeschickt hat. Die CDU-Politikerin hatte an der diesjährigen Bilderberg-Konferenz teilgenommen, was dem Mann gut gefallen hat, weil er sich für diesen Kreis interessiert und vor allem seine Wirkung auf das öffentliche Leben sowie die Präsenz in den Medien aufmerksam verfolgt. In die Nase gefahren war dem Leser, dass ich diesen einen Satz gesagt habe, nachdem er mich angerufen hatte, um mit mir über die Bilderberger zu sprechen - dies waren meine Worte: "Tut mir leid, darüber rede beziehungsweise diskutiere ich mit Ihnen nicht." Das hat er von der Leyen berichtet zusammen mit der Vermutung, dass der "Freien Presse" - ebenso wie nahezu allen anderen Medien in Deutschland - in dieser Sache ein Maulkorb verpasst worden sei. Hier aber kann ich den Grund für meine fehlende Bereitschaft für eine Stellungnahme zu den Bilderbergern nennen, es ist nämlich ganz einfach, mein Dilemma ist dies: Ich kann nicht sagen, dass ich mich an Diskussionen über Geheimbünde und Verschwörungstheorien nicht beteilige, ohne die Worte "Geheimbünde" und "Verschwörungstheorien" auszusprechen, was aber zu meinen Geboten bei den Gesprächen mit Lesern zwischen zehn und zwölf ist. Damit ist doch alles klar, oder nicht?

Episode 2: Weil ich während der Unterhaltungen am Telefon immer stichpunktartig mitschreibe, kann ich jetzt einen neuen zweiten Platz in dem Ranking "Möglichst viele Themen und möglichst kurzer Zeit ansprechen" verkünden. Der Mann in der Leitung wolle mit mir nicht über die Flüchtlingskrise sprechen, sondern ganz andere Probleme benennen, mit der sich die Menschheit zurzeit beschäftigen müsse. In weniger als fünf Minuten kam seine Sprache auf den Klimawandel, eine drohende Weltwirtschaftskrise angesichts der zu Ende gehenden Ölreserven, die Überbevölkerung, die Massenarbeitslosigkeit, die Korruption innerhalb des öffentlichen Gemeinwesens, die Wiederansiedlung der Wölfe in Deutschland, die Kommerzialisierung des Fußballs angesichts der unverantwortlichen Transfersummen und die Rücksichtlosigkeit der Gewerkschaft angesichts der elementarsten Bedürfnisse der Menschen in Deutschland. Meine Meinung zu diesen Themen hat ihn nicht interessiert, der Anrufer wollte nur mal darüber reden, dass es seiner Ansicht nach zu den Aufgaben einer Zeitung gehören, den Menschen die Augen zu öffnen und die Bedrohungen auf den Punkt zu bringen.

Episode 3: Meine Liste der Leser mit dem Prädikat "K" (die Erklärung muss ich leider für mich behalten, sie ergib sich aber eigentlich von allein) ist um einen Namen erweitert worden: "Können wir mal über einen Artikel auf Ihrer Sportseite reden?", meinte die Anruferin und nannte mir mit ?Man braucht vor niemandem Angst haben? die Überschrift eines Berichts über die Hürdenläuferin Cindy Roleder. Dies war der Kommentar der Frau in der Leitung: "Wer brauchen gebraucht, ohne zu zu gebrauchen, braucht brauchen überhaupt nicht zu gebrauchen."

Episode 4: Dass ich manchmal ebenso bewusst wie schnell und energisch ein Gespräch mit einem Leser zum Ende führe, weil ich tatsächlich denke, die Art und Weise, wie er argumentiert, mir nicht weiter antun zu wollen, ist zwar selten, aber es kommt vor. Von diesem Fall von Anfang der Woche möchte ich berichten: "Mein Nachbar hat zwei Katzen, sie sind wirklich sehr süß, und immer wenn ich sie sehe, versuche ich, sie zu streicheln, meistens lassen sie es sich gern gefallen", sagte der Anrufer. "Worauf wollen Sie hinaus?", fragte ich, weil er an dieser Stelle eine Pause machte. "Stellen Sie  sich doch mal vor, er hätte nicht zwei sondern zwanzig Katzen", meinte der Mann in der Leitung. Das Letzte, was er mir noch sagen durfte, bevor ich mich höflich, aber mit deutlichen Worten von ihm verabschiedet habe, war der Hinweis, dass er mit mir über die Flüchtlingskrise sprechen wollte.

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