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Ein Land, ein Baum, ein Thomas
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Es gibt etwas zu feiern. Mit dem Respekt vor runden Zahlen möchte ich es sogar ein kleines Jubiläum nennen und mit meinem Faible für Listen und Rankings hier in meinem Blog deshalb auch kein Geheimnis daraus machen: Zum zehnten Mal hat heute am Telefon ein Leser den Anfang des 24. und abschließenden Gedichts aus Heinrich Heines Zyklus "Zeitgedichte" zitiert. Das Gedicht selbst trägt die Überschrift "Nachgedanken" und beginnt mit ...
Preisfrage (ohne Gewinnmöglichkeit, wie immer): Wie lauten die beiden ersten Verszeilen im originalen Wort laut? Richtig: Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Nur den ersten von vier Anrufern, die beim Zitieren des Verses das "dann" weggelassen hatten, habe ich darauf hingewiesen mit der Konsequenz, dass er mir zu verstehen gab, sich von mir nicht ernst genommen zu fühlen, weshalb ich mir diesen Hinweis dann später bei der nicht vollständigen Wiedergabe des Zweizeilers gespart habe. Gestehen möchte ich darüber hinaus auch, dass ich nur bei einem einzigen Anrufer den Versuch gewagt habe, dem Mann in der Leitung zu erklären, dass Heine ganz andere Gründe hatte, sich bei dem Gedanken an sein Heimatland um den Schlaf bringen zu lassen, als über die politische oder soziale Zukunft Deutschlands zu sinnieren. Der Leser in der Leitung meinte nur, ich möge doch aufhören, mit meinen Erinnerungen an den Deutschunterricht vor Jahrzehnten vom Thema abzulenken; also habe ich alle nachfolgenden Gesprächspartnern in der Leitung die Fehldeutung des Zitats nachgesehen, gegrämt habe ich mich deswegen nicht. An zweiter Stelle in der Liste der poetischen beziehungsweise literarischen Stilmittel, auf die Leser zurückgreifen, um ihrer Meinung mehr Nachdruck zu verleihen, steht übrigens mit fünf Nennungen eine Frage: "Quo vadis, Deutschland?" hatte heute ein Leser den Text in seiner Mail an mich überschrieben.
Der Eindruck ist richtig: Bei meinen Gesprächen mit Lesern zwischen zehn und zwölf am Telefon geht es zurzeit eigentlich nur um das eine Thema. Und weil das so ist, muss ich mit dem Umstand leben, dass ich hier in meinem Blog kaum über andere Themen berichten kann, weil die Inhalte der Gespräche über die Flüchtlings- und Asyldebatte sich nicht wirklich eignen, um darüber einen nach Möglichkeit auch noch launigen Text zu schreiben. Deshalb habe ich mich entschieden, die drei Dinge nur zu erwähnen, die es heute geschafft haben, zumindest ein Lächeln in mein Gesicht zu zaubern:
"In meinem Garten steht ein Apfelbaum, er ist schon sehr alt, trägt aber immer noch viele Früchte", sagte eine Anruferin und erklärte mir, nachdem ich sie nach dem Grund für ihren Anruf gefragt hatte: " Es ist die Gelbe Sächsische Renette, sie hatten doch da den Bericht in der Zeitung." Weil sie gar nicht weiter darüber reden wollte, haben wir uns voneinander verabschiedet, bevor ich dann im Archiv den Bericht gesucht und gefunden habe: Er trugt die Überschrift "Sachsen entdeckt seine Obstschätze" und es ging darin gerade um diese bedrohte heimische Apfelsorte. Beim Lesen bin ich, der täglich mindestens drei Äpfel "schnurpst", dann noch neugierig geworden, wie die Gelbe Sächsische Renette wohl schmeckt, aber leider war meine Initiative, die Leserin um ein Geschmacksprobe zu bitten, von keinem Erfolg gekrönt: Die Anrufliste signalisierte mir "unbekannte Nummer".
"Wissen Sie, ob es für dieses Jahr schon zu spät ist, Vorschläge für die Vergabe des Friedensnobelpreises einzureichen?", wollte eine Leserin von mir wissen und hat mich sogleich unterbrochen, als ich versuchte, ihr zu erklären, dass ich mich sofort im Netz auf die Suche nach einer Antwort auf diese Frage begeben wollte. Sie sagte: "Ach, lassen Sie das, verbinden Sie mich doch mal lieber gleich mit dem Chefredakteur oder, noch besser, mit dem Herausgeber der Zeitung." Das das nicht so einfach, wenn nicht sogar unmöglich sei, wollte ich ihr erklären, aber auch dazu kam ich nicht, denn sie ließ mich gar nicht zu Wort kommen und sprach: "Der Leserobmann ist ein würdiger Kandidat, doch ich einfache Hausfrau aus dem Erzgebirge werde bei den Damen und Herren in Oslo wohl kaum auf offene Ohren stoßen."
Die Mail bestand nur einem Satz und bezog sich auf den Bericht "Herbstblond, schwarz und bunt" heute auf der Seite Zeitgeschehen: "Hallo Freie Presse, wunderbarer Abend mit Thomas Gottschalk und zweier echter Fans. LG Renate und Maria." Nun denn, habe ich gedacht, ein Lob, wie man es prägnanter nicht auf den Punkt bringen kann, bis ich feststellte, dass sich im Anhang der Mail dieses Foto befand:
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