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Die Bahn, ohne Auto und zu viel Licht
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Um den besonderen Status von Chemnitz für Bahnreisende, die abgesagte Automobilmesse in Leipzig und um einen besonders spektakulären Skandal geht es heute in meinen Randnotizen aus den Protokollen der Gespräche mit Lesern zwischen zehn und zwölf. Das "Gedicht der Woche" in meinem Blog ist diesmal ein besonderes, denn der Autor hat versucht, mit seinen Versen einen Beitrag zu den schlimmen Ereignissen in Bautzen und Clausnitz zu leisten.
Episode 1: Dass Chemnitz für Bahnreisende alles andere als ein Knotenpunkt ist und seit Jahren schon die IC- und ICE-Züge um die Stadt einen großen Bogen machen, ist für die Freunde dieses Verkehrsmittels mehr als nur ein Dorn im Auge, zumal eine Anbindung ans Fernnetz der Deutschen Bahn zurzeit für die verantwortlichen Stellen nicht mal ein Thema ist. Nun hat mich ein Leser über eine besondere Variante dieses Nachteils informiert: "Ich war gerade auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof und habe dort eine Werbung für die Aktion 'City to City' gesehen und war als Bahnvielfahrer sofort angetan davon und habe mich um mehr Informationen gekümmert", sagte er und erklärte mir weiter, dass er es für eine wunderbare Sache halte, wenn man für eine Fahrt von einer zur nächsten Großstadt nur noch 19 Euro bezahlen muss. Den Grund für seinen Anruf fasste er mit diesem Satz zusammen: "Aber ich muss 18,30 Euro für eine Fahrkarte nach Leipzig bezahlen, um dieses Angebot überhaupt nutzen zu können, denn das ist der schnellste Weg zum nächsten IC- und ICE-Bahnhof."
Episode 2: "Ich finde es sehr schade, dass die Automesse in Leipzig in diesem Jahr abgesagt wurde", teilte mir ein Leser mit, nachdem er den Artikel "Zu wenig Aussteller: Aus für die Leipziger Automesse AMI" gelesen hatte, und fügte hinzu: "Mich würde wirklich mal interessieren, warum es da so viele kurzfristige Absagen gegeben hat. Können Sie da nicht vielleicht noch mal nachhaken?" Zuerst habe ich im zugesagt, meine Kollegen in der Redaktion über sein Anliegen zu informieren, dann haben wir noch ein bisschen über das besondere Flair bei Messen in Leipzig geplaudert, weil ich ihm von meinen Erfahrungen bei der Buchmesse erzählen konnte. Zum Schluss konnte ich mir diese Frage dann doch nicht verkneifen: "Und? Jetzt verraten Sie mir es schon, was fahren Sie denn für einen Schlitten?" Der Mann in der Leitung schwieg für einige Sekunden, dann hörte ich ihn dies sagen mit viel Ehrgeiz in der Stimme, es auch so klingen zu lassen: "Ich habe gar kein Auto." (Hinweis: Das Anschauen des kurzen Clips ist, weil mein Blog keine Vorlesefunktion hat, leider diesmal erforderlich, um zu verstehen, worauf es den Anrufer ankam.)
Episode 3: In meiner Liste der Redewendungen, die von Lesern häufig verwendet werden, um dem Anliegen nach einer redaktionellen Aufarbeitung ihres Problems mehr Nachdruck zu verleihen, steht diese auf dem dritten Platz: "Das ist doch ein Skandal." In dem Ranking ist sie damit um einen Platz gestiegen und hat "das müssen Sie sich mal vor Augen halten" vom vierten Platz verdrängt. Für den Aufstieg hat diese Leserin gesorgt: "Ich wohne direkt gegenüber von einem Gymnasium", erzählte sie mir zu Beginn des Gesprächs und betonte weiter: "Das bedeutet, ich kann nicht nur in viele Klassenräume hineinschauen, sondern auch ins Lehrerzimmer." Was sie bewogen hatte, mich anzurufen mit der Bitte, dieses Thema redaktionell aufzugreifen, eine Recherche zu starten und dann einen Bericht darüber in die Zeitung zusetzen, ist dieser Sachverhalt: Wenn die Pädagogen das Lehrerzimmer verlassen und zum Unterricht in die Klassenräume gehen, lassen sie das Licht brennen. "Ich kann das genau sehen: Niemand ist mehr im Lehrerzimmer, aber das Licht brennt weiter, diese Verschwendung, das ist doch ein Skandal."
Episode 4: Bei meinem "Gedicht der Woche" - als Gegenpol zu dem auf der Seite Kultur, weil hier die Leser nicht nur den Vorschlag machen, sondern auch noch die Autoren dieser lyrischen Zeilen sind - geht es um das eine Thema, das gerade die Debattenkultur in unserem Land prägt:
In Sachsen, wo die schönsten Mädels wachsen, wo Wagner seine Edda fand, wo Rieses Adam das einmal Eins verstand,
wo Leibniz ganz rasant das Dualsystem erfand, wo auch Kati Witt höchst riskant, zeigte Eisfiguren ganz entspannt.
Die sächsische Kultur ist doch ganz galant, und viele mehr haben diese in die Welt entsandt.
Vom Lessing bis zu August Horch, alle brachte sie ein Sachsen Storch. Und heute, so heißt es nur, gibt?s in Sachsen lediglich Gewalt-Kultur.
Doch vom Nischel bis zum Zwinger, zeigen wir Sachsen der Gewalt den Mittelfinger.
Sebastian S.
(Anmerkung des Dichters: Vielleicht können wir so unser Gefühl der Ausgegrenztheit, durch ein Zusammenwachsen, entgegentreten und auch Deutschland und der Welt wieder unsere sächsische Gemütlichkeit näher bringen.)
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