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Relativ: Die Zeit im Sommer
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Ein Wunder ist geschehen; gemessen an dem, was sich bei meinen Gesprächen mit Lesern zwischen zehn und zwölf angesichts der in gleichbleibenden Zeitabständen (alle fünf beziehungsweise sieben Monate) wiederkehrender Verhaltensmuster als Normalität präsentiert, ist es auf jeden Fall eins. Denn laut meiner Protokolle habe ich in den vergangenen fünfeinhalb Jahren neun Mal dieses Thema in meinem Blog aufgegriffen, weil Anrufer oder Briefschreiber mir ihre Meinung dazu mitgeteilt hatten (rein rechnerisch hätten es elf Mal sein können, doch Anfang 2012 und Ende 2013 gab es jeweils eine Pause, eine Erklärung dafür habe ich leider nicht). Doch heute ist passiert, was ich nicht für möglich gehalten hatte.
Bevor heute auf der Titelseite der "Freien Presse" der Artikel "Gefährliche Zeiten" zu lesen war, in dem es darum ging, dass immer mehr Menschen die Umstellung auf die Sommerzeit ablehnen und eine Krankenkasse sie sogar zu einem Gesundheitsrisiko erklärt hat, hatten bereits vier Leser (der erste vor zwei Wochen) bei mir angerufen und sich dafür stark gemacht, dass meine Kollegen in der Redaktion noch vor dem bevorstehenden Umstellen der Uhren dieses Thema aufgreifen und mit dem Verweis auf dieses unsinnige Prozedere einen Beitrag dazu leisten, dass endlich jemand in den politischen verantwortlichen Kreisen auf die Idee kommt, es abzuschaffen und die Normalzeit (um Himmelswillen bitte nicht "Winterzeit" sagen oder schreiben, das würde nur wieder Ärger geben) wieder zu der einen ganzjährig geltenden Zeit zu erklären. Die Anliegen der drei Anrufer, die heute wegen dieses Artikels meine Nummer gewählt hatten, kann man leicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen, denn es ist eine Frage, ich zitiere eine Leserin: "Und warum gibt es diesen Blödsinn dann überhaupt noch?" Ich fasse zusammen: Hochgerechnet waren es seit Herbst 2010 ungefähr rund 50 Personen, die bei mir mit ihrem Unverständnis wegen der Zeitumstellungen im März und Oktober vorstellig geworden sind.
Dann erreichte mich heute diese Mail:
"Auch die Gegner der Zeitumstellung haben sich unbewusst daran gewöhnt, wie schön es ist, wenn es an lauen Abenden erst gegen 22 Uhr dunkel wird. Und wer möchte schon früh um 3 Uhr von der Sonne geweckt werden? Wenn man nach einer Zeitumstellung einmal eine Stunde eher aufsteht, dann kann das wohl keine ernstzunehmende gesundheitliche Folge haben. Zwar wird kaum Energie gespart, jedoch sollten die anderen Vorteile nie vergessen werden. Der Artikel ist leider ein neuer unausgewogener Beitrag zum Kesseltreiben gegen die sinnvolle Sommerzeit."
Weshalb ich mir jetzt diese Fragen stelle: Habe ich mich in völliger Ungewissheit dessen, was ich tat, mit meinem Blog tatsächlich an einem Kesseltreiben beteiligt? Wie soll ich mich angesichts dieses Vorwurfs weiter verhalten?
Kürzlich hat mir doch ein Leser, weil ich ein "zu spät geborener Wessi bin", den Rat gegeben, endlich mal Farbe zu bekennen und mich nicht vor einer klaren Haltung zu drücken. Ganz bewusst nehme ich mir dies heute und an dieser Stelle erstmals zu Herzen, denn dies ist meine Meinung zu dem Thema.
Der Normalzeit gehört abgeschafft, die Sommerzeit sollte zu der einen verbindlichen und das ganze Jahr über geltenden Zeit erklärt werden. Von Ende Oktober bis Ende März kann ich es kaum erwarten, dass die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt werden. Meine Gründe dafür sind - es sei mir verziehen - rein egoistischer Natur. Meine tägliche Arbeitszeit als Leserobmann der "Freien Presse" hat nämlich zur Folge, dass ich nach einer bitteren Pause von fünf Monaten an dem ersten Arbeitstag nach Beginn der Sommerzeitperiode endlich meine Wohnung wieder so rechtzeitig erreiche, dass ich noch eine Stunde und rund 30 Kilometer mit dem Rennrad durch die Landschaft düsen kann. Heute schaffe ich das noch nicht, morgen und am Donnerstag auch noch nicht, aber dann, nach Ostern ?
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