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Singen, ein Lied bewegt
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Schon oft habe ich mich dazu bekannt: Ich bin Cineast mit einer Leidenschaft, von der ich gar nicht weiß, ob sie irgendwann mal einen Anfang hatte, oder ob es für diese Hingabe einen genetischen Code gibt, der bei mir etwas ausgeprägter seiner Aufgabe nachkommt, meinen Charakter zu prägen. Deshalb kann ich heue der Versuchung nicht widerstehen, diesen Blogeintrag mit der Empfehlung einer Filmszene einzuleiten. Das Thema, um das es mir dabei geht, muss sich von selbst erklären, denn meiner Ansicht nach ist jeder Versuch, dafür Worte zu finden, mit der Gefahr verbunden, sich eines Klischees zu bedienen, nur um Gefühle beschreiben zu wollen, die gerade das nicht brauchen, weil sie so echt sind, dass sie unverfälscht dort ankommen, wo sie willkommen sind.
Die Szene stammt aus dem Film "Quo vadis", und weil ihn vermutlich jeder kennt, darf ich mir weitere Angaben dazu sparen. Als Nero den Tod der Christen beschlossen hat und sie in der Arena den Löwen zum Fraß vorwirft, passiert etwas, was den Diktator dort trifft, wo er sich unverwundbar fühlte (Filmausschnitt), nur um zu erkennen, dass er am Ende doch verloren hat.
Schon oft habe ich daraus kein Geheimnis gemacht: Manchmal kann ich nicht anders und singe ein Lied, wenn es darum geht, dieses eine besondere Gefühl zum Ausdruck zu bringen, was mich immer dann packt, wenn ich erkenne, dass es Menschen gibt, die einfach nur an sich glauben und sich fest verwurzelt dort fühlen, wo ihre Heimat ist, sodass sie im Grunde genommen nicht wirklich sich beuteln lassen und nie am Guten zweifeln. Zu diesen Liedern - es gib so etwa zehn - gehört auch "Fields of Athenry" (dies ist meine Lieblingsversion von den "Dubliners"). Man darf, man sollte es heute so formulieren: Es geht darin um den Nationalstolz der Iren, völlig frei von politischen Zwischentönen. Das beste Beispiel für diese gesungenen Botschaft zeigt sich in diesem Clip: Bei der Fußballeuropameisterschaft 2012 liegen die Iren gegen Spanien mit 0:4 zurück, als ein Lied erklingt und verkündet: Verlieren? Was heißt das schon, wir lieben das Leben.
Heute hat mich eine 83-jährige Frau angerufen und mir erzählt, dass sie in einer westsächsischen Kleinstadt lebt, und dass dort kürzlich Asylgegner eine Demonstration veranstaltet haben. Zusammen mit anderen Gleichgesinnten habe sich sie sich in der nahegelegenen Kirche zum Friedensgebet versammelt. Anschließend habe man das Gotteshaus verlassen und sei, soweit die Polizei das zugelassen hat, zu dem Ort gegangen, wo sich die Asylgegner versammelt hatten. Dann passierte dies: "Zuerst waren es nur wenige, nach ein paar Sekunden dann haben 300 Menschen gemeinsam 'Dona nobis pacem' gesungen. Ich möchte Ihnen etwas verraten: Nicht nur nicht hatte Tränen in den Augen."
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