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Dann gehe ich wieder auf die Straße

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Nun muss ich mal wieder einen Vorsatz, den ich vor etwa zwei Wochen gefasst habe und mit dem ich seitdem ganz gut über die Zeit zwischen zehn und zwölf gekommen bin, über Bord werfen, soll heißen: Es geht in diesem Blogeintrag um das Schmähgedicht, das der TV-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geschrieben hat. Eigentlich war ich nämlich bis heute davon ausgegangen, dass die mehr als 20 Meinungen, die mich in den vergangenen Tagen von Lesern dazu am Telefon oder per Mail erreicht haben, ausnahmslos alle wenig geeignet sind, sich auf eine mehr oder weniger unterhaltsame Art und Weise mit ihnen auseinanderzusetzen. Weil es aber Anfragen gab, ob dieses Thema überhaupt bei mir eine Rolle gespielt habe, möchte nun zwei Kommentare dazu abgeben.

Erstens: Die Lager sind geteilt, denn während die eine Hälfte der Leser, die sich deswegen bei mir gemeldet haben, ganz klar meint, dass Böhmermann mit den Versen eindeutig zu weit gegangen ist, seine Wortwahl tatsächlich beleidigend ist und Erdogan also vollkommen zurecht dagegen vorgehen darf, ist die andere der Ansicht, dass solch ein Schmähgedicht durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist und der türkische Präsident demnach völlig falsch liegt, wenn er davon ausgeht, auf dem diplomatischen Wege oder juristisch die Verantwortlichen dafür belangen oder an den öffentlichen Pranger stellen zu können.

Zweitens: Meine eigene Meinung, von der die meisten Leser, die mich wegen meiner Kolumne auf der Seite Leserforum anrufen, meinen, dass ich sie für mich behalten soll, weil ich als Leserobmann neutral zu sein habe, ist viel zu vielschichtig, als dass ich sie in wenige Zeilen zusammenfassen könnte; ich bitte um Verständnis, wer sie hören will, darf mich gerne anrufen (ich rede für gewöhnlich ungefähr doppelt so schnell, wie ich in die Tasten klappern kann). Nur dies möchte ich in diesem Zusammenhang nicht für mich behalten: Ich kann an den Fingern einer Hand abzählen, wie oft ich in meinem Leben aus politischer Überzeugung auf die Straße gegangen bin und an einer großen Demonstration teilgenommen habe. Das erste Mal war Anfang der achtziger Jahre, als die deutsche Regierung meinte, den von den USA geforderten Nato-Doppelbeschluss (Stationieren von Raketen mit Atomsprengköpfen) auch umzusetzen. Das vorläufig letzte Mal war Mal war im Frühjahr 1999, als Deutschland sich erstmals nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an einem bewaffneten Kampfeinsatz beteiligte und Flugzeuge für das militärische Vorgehen gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien (Kosovokrieg) bereitstellte. Doch ich bin mir sicher: Wenn die deutsche Bundesregierung sich dafür einsetzt sowie die Europäische Union das Verfahren zum Abschluss bringt und die Türkei mit Recep Tayyip Erdogan als Präsidenten ein Mitglied der Staatengemeinschaft werden soll, werde ich wieder auf die Straße gehen und demonstrieren. Ich möchte auf keinen Fall einem Bund angehören, in dem dieser Mann an verantwortlicher Stelle mitwirken oder sogar mitbestimmen kann.

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