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Eine 78-jährige Leserin wollte von mir wissen, was ist mit der Abkürzung "GPS" auf sich hat. Zwar habe sie diese Buchstabenfolge schon öfter in der Zeitung gelesen, bislang aber keine Veranlassung gesehen, sich um eine Erklärung zu bemühen, weil es meistens dabei um Themen ging, die sie nicht besonders zu interessieren schienen. Nun aber fühlte sie sich in gewisser Weise betroffen: Auf der Themenseite "Zivil- und Katastrophenschutz" ging unter der Überschrift "Was, wenn es finster wird?" darum, was passieren kann und wie die Menschen damit fertig werden können, wenn plötzlich alle Versorgungssysteme zusammenbrechen und nichts mehr funktioniert. "An einer Stelle ist da von einer GPS-Armbanduhr die Rede, und nun möchte ich, dass Sie mir erklären, was es damit auf sich hat. Können Sie das?", fragte die Frau in der Leitung mich. "Das dürfte ich schaffen", antwortete ich voller Optimismus, erhielt aber nur Sekunden später einen Dämpfer, weil ich die hinter den Buchstaben stehenden Wörter nicht auf Anhieb wusste und erst die Suchmaschine aktivieren musste, um sagen zu können: "Es geht hier um das Global Positioning System", sagte ich und fügte hinzu, dass man wegen dieser englischen Bezeichnung auch nicht von GPS (deutsche Aussprache) sondern von GPS (englische Aussprache) spreche.

Mit einer Reihe von Fragen wollte ich, wenn ich die entsprechenden Antworten erhalten hätte, mir die Erklärung etwas einfacher gestalten, doch daraus wurde nichts: Die Anruferin hatte nämlich noch nie in einem mit einem Navigationsgerät ausgestattetem Auto gesessen und wusste nur aus den wöchentlichen Angebotsprospekten von Aldi und Lidl, die sie auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten immer genau studiert, dass es so etwas wie Navis überhaupt gibt. Da sie in ihrem unmittelbaren Verwandten- und Freundeskreis außerdem niemanden hat, der über ein Smartphone verfügt, hat sie auch noch nie jemanden erlebt, der über diese mobile Möglichkeit die GPS-Technik genutzt hat. Also habe ich gesagt: "Mit Hilfe des GPS-Verfahrens sagt Ihnen das Gerät - und in diesem Fall ist es dann eben eine Armbanduhr - ganz genau, wo Sie sich gerade aufhalten und wohin Sie sich bewegen müssen, um zu dem Ziel zu gelangen, für das Sie sich entschieden haben."

Das habe sie verstanden, meinte die Frau in der Leitung nach einer kurzen Denkpause, verriet mir dann aber, dass sie sich eine solche Armbanduhr nicht zulegen werde, weil sie sich in dem Wohnviertel, in dem sie seit Jahrzehnten lebe, gut auskenne und alle wichtigen Ziele "vermutlich mit verbundenen Augen" finden würde. Und wenn tatsächlich so etwas wie eine Evakuierung erforderlich sei, dann gehe sie davon aus, dass man sie abhole; aber dass sie allein - vermutlich sogar zu Fuß - ein bislang nicht bekanntes Ziel ansteuern müsse, halte sie dagegen für ausgeschlossen. Ihre letzte Frage leitete dann mehr oder weniger schnell das Ende des Gesprächs ein. Zitieren werde ich die Leserin aber nicht, vielmehr hätte ich gern eine Antwort darauf: Muss ich als Mensch mit einer vermutlich in der Mitte des Spektrums angesiedelten Allgemeinbildung erklären können, wie genau die Satelliten das machen, dass das Auto weiß, wo es gerade steht oder fährt?

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