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Die Sache mit dem Vollkornbrot
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Dies sind die ersten vier Einträge aus meinem heutigen Protokoll der Unterhaltungen mit Lesern zwischen zehn und zwölf: "Die Bäume in meinem Garten sind befallen", informierte mich heute der erste Leser um kurz nach zehn und fragte mich: "Wissen Sie, was man gegen den Eichen-Prozessionsspinner machen kann?" Da ich von dem Tier noch nie zuvor gehört oder gelesen hatte, wofür ich mich - falls jemand mir meine Unwissenheit zum Vorwurf machen möchte - im Voraus schon mal schäme, versprach ich dem Mann in der Leitung meine für Schädlinge im Garten zuständigen Redakteure über sein Anliegen zu Informieren mit der Bitte, seine Frage zu beantworten.
Fünf Minuten später klingelte erneut das Telefon: "Wollen Sie wissen, was in der vergangenen Wochen auf dem Kornmarkt wirklich passiert ist?", fragte mich eine Frau in der Leitung und ließ mich so zwei bis drei Minuten nicht zu Wort kommen, während sie mir erzählte, dass alles, was unter der Überschrift "Jagdszenen in Bautzen" in der Zeitung gestanden habe, "erstunken und erlogen" sei. Zumindest habe ich zugehört und wollte dann von der Anruferin wissen, woher sie ihre Informationen habe. Dies Antwort gab sie mir: "Meine Großmutter wohnt dort am Kornmarkt und hat aus dem Fenster alles beobachten können."
Bis zum nächsten Gespräch dauerte es diesmal sieben Minuten, und der Mann hatte, was ich zurzeit wirklich spannend finde, meine Nummer gewählt, weil er von Freunden davon erfahren hatte, dass ich gerade zur Diskussion über Tiertransporte und Massentierhaltung auffordere. Und was soll ich sagen, diese Meinung hörte ich zum ersten Mal: "Glauben Sie wirklich, dass ein Fleischunternehmer auch nur ein Schwein oder ein Rind weniger auf die Lastwagen laden würde, wenn wir weniger Fleisch und Wurst essen?", fragte er mich und erklärte mir weiter, dass es hier eindeutig nur um den Profit und nicht um den Verbrauch gehe, weil die Verantwortlichen die Tiere dort schlachten lassen würden, wo es am billigsten ist, nämlich im benachbarten Ausland, und dann auch noch beim Transport möglichst viel sparen wollen und die Zahl der Rinder soweit erhöhen, dass es zur Tierquälerei werde. Mein Argument, dass jeder Einzelne immer bei sich selbst anfangen sollte und auf diese Weise einen, wenn einen nur kleinen, aber einen wichtigen Beitrag dazu leistet, dass die Nachfrage nach billigem Fleisch sinkt und deshalb die Unternehmen gezwungen werden, weniger zu "produzieren", quittierte er mit einem Wort: "Blödsinn". Ein paar Minuten habe ich noch versucht, mit dem Mann zu diskutieren, aber als dann die Formulierung "einer von diesen Gutmenschen" fiel, habe ich damit aufgehört.
Bis zum nächsten Anruf dauert es diesmal weniger als eine Minute: "Ich möchte mich über den Bericht zu den Demonstrationen gegen TTIP beschweren", sagte die Frau in der Leitung und meinte, dass er inhaltlich eigentlich nicht zu beanstanden sei, aber eine Passage habe ihr die Zornesröte ins Gesicht getrieben. "Sie geben die Teilnehmer der Protestveranstaltungen der Lächerlich preis, das ist an Zynismus kaum zu überbieten", formulierte sie ihren Ärger. Weil ich nicht wirklich nachvollziehen konnte, warum ihr Unmut so groß war, möchte ich den Satz, der sie in Rage versetzt hat, hier einfach nur zitieren und mich eines Kommentar enthalten. Für unerträglich hielt die Anruferin diese abschließenden Informationen in dem Artikel: "Kleinkinder schliefen unbeeindruckt in ihren Kinderwagen, während sich ihre Eltern mit dem mitgebrachten Vollkornbrot stärkten. Luftballons und Seifenblasen stiegen in den Himmel."
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