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Achtung: Kamera filmt Baufortschritt
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Gestern waren es die ersten vier, heute nehme ich (nur mal so zur Abwechslung) die letzten vier Einträge aus meinem heutigen Protokoll der Unterhaltungen mit Lesern zwischen zehn und zwölf; verbunden mit einer Vorbemerkung: Es liegt mir völlig fern, mich über Menschen mit einer psychischen Erkrankung lustig zu machen, weshalb ich, weil solche Anrufe bei weitem keine Seltenheit sind, auch niemals Details aus den Unterhaltungen wiedergeben würde, aber bei diesem Mann, der mich gegen 11.20 Uhr angerufen hatte, darf ich ruhigen Gewissens seine Vorstellung wiedergeben, denn ich bin mir sicher, dass er damit einverstanden wäre, er sagte: "Mein Name ist (...), ich bin Gottes Sohn, ich bin der Messias, und ich weiß, was wir tun müssen, damit die Menschheit endlich in Frieden auf diesem Planeten leben kann." (Ungefähr fünf Minuten durfte er mir von seiner Mission erzählen, dann habe ich ihn höflich darauf hingewiesen, dass ich die Leitung gern für andere Leser freimachen möchte, womit er überhaupt kein Problem hatte. Seine Telefonnummer wollte er mir allerdings nicht verraten, weil er befürchtete, sie könne in falsche Hände geraten, zumal er schon von vielen Seiten verfolgt würde.)
Bei dem nächsten Gespräch fünf Minuten später ist es leider erforderlich, wenn man diese Zeilen verstehen will, dass man zuvor den Artikel mit der Überschrift "Richter Rüsing und seine beste Kundin" vom 15. Juli dieses Jahres (erschienen in zwei Lokalausgaben im Vogtland) gelesen hat, denn die in dem Artikel erwähnte blonde Frau hat mich angerufen und mich gefragt: "Sind Sie an meiner wahren Geschichte interessiert?" Nun bin ich niemand, der es ablehnen würde, dazu beizutragen, dass die tatsächlichen Hintergründe einer Geschichte ans Licht der Öffentlichkeit geraten, weshalb ich der Frau in der Leitung zwei Fragen stellte. Erstens: "Warum wenden Sie sich nicht an die Kollegen vor Ort?" Die Antwort: "Die haben doch schließlich dafür gesorgt, dass alle über mich lachen, nein, zu denen habe ich kein Vertrauen." Zweitens: "Was passiert, wenn ich keinen Kollegen in der Redaktion dafür gewinnen kann, die wahre Geschichte über die blonde Frau vor dem Amtsrichter zu schreiben?" Antwort: "Dann gehe ich zur B...-Zeitung, die haben mir schon viel Geld angeboten, wenn Sie über mich schreiben dürfen." Wie die Unterhaltung zu Ende gegangen ist, muss ich leider für mich behalten, weil das Vokabular, das die Frau in der Leitung bei der Einschätzung meiner Person und meiner Aufgaben bei der Zeitung verwendet, nicht geeignet ist, passende Synonyme zu finden, die ich auch schreiben darf.
Die Unterhaltung zwanzig Minuten vor dem Ende meiner täglichen Sprechstunde war kurz, denn der Anrufer war bereits zufrieden, weil ich ihm versprechen konnte, dass ich die Kollegen in der Redaktion über seinen Vorschlag informieren werden mit der Bitte, ihn deswegen anzurufen. Das hat er uns angeboten: "Von meinem Balkon aus kann man die Baustelle in unserer Straße ganz gut überblicken, und wenn Sie wollen, dann stelle ich mal eine Webcam auf, die in festgelegten Abständen eine Aufnahme macht, die in der Serie dann Aufschluss darüber geben, dass auch in den nächsten Tagen hier nichts passiert und niemand arbeitet, damit wir endlich wieder auch mit den Autos auf unser Grundstück können. Wir empfinden das als Skandal, wie haben uns deshalb auch schon bei der Stadt beschwert, aber passiert einfach nichts."
Um kurz vor zwölf rief mich eine Leserin an, die von mir wissen wollte, was es mit der Abkürzung "Uma" auf sich habe, denn sie habe in einem Radiobeitrag gehört, wie jemand von "die Umas" gesprochen habe; es ging dabei wohl um eine Straßenbefragung von zufällig ausgewählten Passanten. Nun, so dachte ich, die Suchmaschine wird mir sofort helfen, was sich aber als Irrtum herausstellte: Mit dem Stichwort "Uma" landete ich zunächst entweder der hinduistischen Göttin Parvati, für die Uma ein Beiname ist, oder bei der Bedeutung "urschriftlich mit Akten", was beides keinen Sinn hatte im Zusammenhang mit dem Beitrag im Radio. Erst als ich einige weitere Suchparameter eingab, weil es in der Sendung wohl um die Ausschreitung in Bautzen gegangen war, landete ich schließlich auf der Seite des "Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" und konnte der Frau in der Leitung vorlesen: "Seit kurzem werden Minderjährige, die unbegleitet nach Deutschland einreisen, vielerorts nicht mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF), sondern unbegleitete minderjährige Ausländer_innen genannt (umA). In Fachdiskursen wird jedoch weiterhin an dem Begriff "Flüchtling" statt "Ausländer_in" festgehalten. Auch der Bundesfachverband umF spricht sich gegen die Verwendung der neuen Bezeichnung aus und begründet die Kritik ausführlich in einer Stellungnahme."
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