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Nachdem er einen Artikel über das Sterben von Geschäften in den Zentren von vor allem kleineren Städten gelesen hatte, griff ein Leser zum Telefon und rief mich an, weil er mir von einem Vorschlag erzählen wollte, wie man diesen andauernden Rückgang der Lebensqualität in den ländlichen Regionen durch immer weniger Einzelhändler stoppen kann. Er sagte: "Das ist doch ganz einfach: Künftig gelten die Ladenschlusszeiten auch für den Handel im Internet." Weiter sagte er zunächst nichts, vermutlich weil er meine Reaktion abwarten wollte und davon ausging, dass alles andere als ein Lob für diese Idee ohnehin nicht infrage kommt. Aber auch ich schwieg mindestens drei Sekunden lang, doch im Gegensatz zu dem Mann in der Leitung war es bei mir eher eine von maßlosem Erstaunen bewirkte Sprachlosigkeit. Dann sagte ich den Satz, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt überzeugt war, dass er mir bei einem Gespräch mit einem Anrufer zwischen zehn und zwölf nie wieder über die Lippen kommen würde, weil er fast immer dazu führt, dass mein Gesprächspartner das Interesse an der Unterhaltung mit mir verliert, sich kurzerhand verabschiedet und auflegt. Was auch in diesem Fall die Redaktion des Anrufers war, nachdem ich ihn gefragt hatte: "Das meinen Sie ernst, oder?"

Nur wenige Minuten später stellte mir die freundliche Kollegin aus der Telefonzentrale ein Gespräch durch und sagte: "Ein Mann vom Bundeskriminalamt." Sofort schrillte die für "Aufpassen, es könnte sein, dass dich jemand verkohlen will" angelegte Alarmglocke in meinen Gehirnwindungen auf, und ich überlegte mir, während ich für meine Vorstellung die dritte Variante wählte (Name, Firma, Ort, Funktion und die Frage "Was kann ich für Sie tun?"), weil sie mir drei Sekunden mehr Zeit zum Nachdenken verschafft, welche Art der Bestätigung ich von dem Anrufer verlangen kann, um sicher zu gehen, dass ich tatsächlich mit einem Mitarbeiter dieser Polizeibehörde spreche. Ich entschied mich dafür: Bitte sagen Sie mir Ihre Telefonnummer, nur zur Sicherheit, Sie verstehen, was ich meine." Der freundliche Mann zeigte viel Verständnis und bot mir an, noch einen Schritt weiterzugehen und mir eine Mail zu schicken, damit ich alle Zweifel beseitigen und ihn nach der Klärung seines Ersuchens zurückrufen kann. Ein paar Minuten später kam die elektronische Post an, und was soll ich sagen: Absender war tatsächlich das Bundeskriminalamt in Meckenheim, das wissen wollte, wer der Autor einer Nachricht war, die vor 16 Jahren in der "Freien Presse" erschienen war.

Der nächste Anrufer war der erste von durchschnittlich zwei  Lesern pro Woche, die meine Nummer wählen, um sich wegen des Wetterberichts in der Zeitung zu beschweren und einen Kommentar dazu abzugeben. Dieser Mann war aber gar nicht verärgert, denn er machte mir, was mich in ungläubiges Staunen versetzte, tatsächlich einen Vorschlag, wie ich die Zahl der Anrufer wegen der nicht ganz zutreffenden Wetterprognosen verringern könne. "Ich kann mich nämlich an die Kolumne erinnern, die Sie mal darüber geschrieben haben, was Sie so alles wegen des Wetterberichts in der Zeitung erlegen", erklärte er mir; mein Gedächtnis funktioniert auch noch gut, die Überschrift damals lautete "Wenn der Hahn kräht ...". Nun war ich gespannt, welche Verbesserung er mir vorschlagen würde, er sagte: "Da gibt es doch die Wettervorschau für die nächsten fünf Tage, und wenn Sie diese auf drei oder vielleicht sogar nur zwei verkürzen, werden ganz bestimmt viel weniger Leute bei Ihnen anrufen." Ich habe mich für den Anruf bedankt, mich freundlich verabschiedet und mir die Seite mit dem Wetterbericht in der heutigen Ausgabe der "Freien Presse" angeschaut. Heute ist Dienstag, und am Wochenende soll es überwiegend Regen geben in unserer Region; ein bisschen habe ich nachvollziehen können, warum der Mann mich angerufen hat, denn ich stellte mir diese Frage: Hilft mir diese Vorschau schon jetzt bei der Entscheidung, ob ich am Samstag mit dem Rad durch die Gegend düsen kann oder nicht?

Nach dem letzten Hinweis eines Lesers heute zwischen zehn und zwölf habe ich mir im Netz den Trailer der Neuverfilmung von "Ben Hur" angeschaut; ich muss zugeben, dass ich davon noch nichts mitbekommen hatte, irgendwie war dieser Kinostart an mir vorbeigegangen. Der Mann meinte, dass er sich den Streifen im Kino angeschaut habe und eigentlich ganz begeistert gewesen wäre, weshalb er nicht verstehen könne, warum der Autor des Artikels "Wie glorreich sind die neuen Sieben?" von einer "Enttäuschung wie Ben Hur" schreiben konnte. Den Hinweis habe ich an die Kollegen weitergeleitet, verschweigen aber möchte ich nicht, warum der Leser den aktuellen "Ben Hur" so toll fand, ich zitiere: "Er macht deutlich, dass Liebe stärker ist als Rache und Hass." Ob ich mir deswegen den Film jetzt anschauen werde? Eher nicht, weil ich der Meinung bin, dass Liebe ...

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