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Mal ehrlich: Wie ist das möglich?
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Bei den elf Gesprächen, die ich heute zwischen zehn und zwölf mit Lesern am Telefon geführt habe, ging es nur um zwei Themen, die sich mit zwei Fragen auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen: Wie ist das möglich? Wie kann man das nur zulassen? Weil ich den Unterhaltungen keine heitere Note abgewinnen möchte, obwohl das angesichts der Wortwahl und Formulieren kein Problem wäre, wird dieser Blogeintrag ein sachlicher. Und weil ich die Argumente, die ich zu hören bekam, nicht wirklich verstehen oder nachvollziehen konnte und deshalb auf eine Wiedergabe an dieser Stelle ausnahmsweise einmal verzichten möchte, wird dieser Blogeintrag ein kurzer. Zur Sache:
Sechs Leser (darunter eine Frau) hatten meine Nummer gewählt, nachdem sie in der heutigen Ausgabe der "Freien Presse" auf der Seite "Wirtschaft Börse" den Artikel "So viel verdienen die Sparkassenchefs" gelesen hatten, ausnahmslos mit dem gleichen Ziel: Wut und Ärger darüber zu einem Ventil zu verhelfen, dass die Geldinstitute so gut wie keine Zinsen mehr auf Geldanlagen zahlen, vor allem im ländlichen Raum ihr Netz an Filialen ausdünnen und außerdem noch für viele Dienstleistungen die Gebühren erhöhen oder sie einführen, während die Chef solche enormen Summen als Gehalt erhalten und dieses auch noch mit schöner Regelmäßigkeit erhöhen. Einhellige Meinung: Das ist kaum auszuhalten, man müsste etwas dagegen tun, aber was?
Seit dem Tag des Erscheinens des Artikels "Trübe Aussichten" und des Leitartikels "Auch ohne Hass noch schwer genug" hatten sich zuvor nur zwei Anrufer bei mir gemeldet, um mir ihre Meinung mitzuteilen, doch die Leserbriefe auf der aktuellen Seite "Leserforum" unter der Überschrift ""Der Osten holt nicht auf - aber warum?" hatten heute fünf Leser (darunter zwei Frauen) bewogen, ihren seit einer Woche aufgestauten Unmut mal freien Lauf zu lassen. Nur bei dem ersten Gespräch habe noch vorsichtig versucht, mit den Leuten zu diskutieren und ihnen zu sagen, dass ihre Sichtweise an der einen oder anderen Stelle vielleicht einen Haken hat, doch das habe ich dann schnell aufgegeben und dann auch gar nicht weiter versucht. Die fünf Leser, die nicht verstehen konnten oder wollten, dass man der Ostbeauftragten der Bundesregierung niemals ein solche Plattform hätte bieten dürfen, um den Osten und die in den neuen Ländern lebenden Menschen auf ein solch unverschämte Art und Weise schlecht zu machen, hatten alle ein Argument in den Mittelpunkt ihrer Kritik gerückt: Hätte der Westen nach der Wende nicht den Osten leergeräumt und alles von Wert mitgenommen oder als mögliche Gefahr für die eigene Industrie geschlossen, müsste der Osten heute den wirtschaftlichen Anschluss nicht mehr anstreben, sondern hätte ihn erreicht.
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