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Die gute Fee, nur ein Traum

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Man wird ja wohl noch mal träumen dürfen: Würde die gute Fee, die allein für Leserobmänner und anderen Leidtragenden mit ähnlichen Aufgaben an anderen Tageszeitungen  zuständig ist, vor mir stehen und sagen, dass ich einen, aber wirklich nur einen Wunsch für meine Arbeit frei habe, dann würde ich nicht eine Sekunde zögern: Bitte lass die Präsidentenwahl endlich vorbei sein. Sollte sie etwas kleinlich sein und auf eine differenzierte Aussage bestehen, würde ich meinen ganzen Charme in die Waagschale werfen und flehen: Beide, bitte die in den USA und die in Deutschland. Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte: Die Mails und Briefe und Anrufe, die mich seit Wochen erreichen, sind kaum noch zu ertragen, ohne nach neuen Möglichkeiten zu suchen, den Frust auf die eine oder andere Weise zu kompensieren. Die Meinungen zu den USA bewegen sich fast ausnahmslos auf dem gleichen Niveau, wie der Wahlkampf von Clinton und Trump, was bedeutet, dass sie bei einer verbalen Schlammschlacht gut als Wurfgeschosse taugen. Das sollte mich eigentlich weniger berühren, tut es aber nicht, weil ich der Adressat und damit der Empfänger dieser Ansicht bin und weil ich nun mal mich dazu gezwungen fühle, sie alle zumindest zu lesen. Und ich bitte um Verständnis: Meinen Blog möchte ich nicht dafür hergeben, diese Leser zu zitieren.

 

Hier geht es um die Seite "Zeitgeschehen" von Dienstag, 25. Oktober mit der Überschrift "Mein Präsident". Acht Kolleginnen hatten ihren persönlichen Favoriten für das Amt des Bundespräsidenten empfohlen, drei Frauen und fünf Männer bildeten diese Gruppe. Reaktionen auf dieses Thema "Gauck geht - wer kommt?" sind bei mir nur bei zwei möglichen Kandidaten eingegangen. Drei Leser haben sich wohlwollend darüber geäußert, dass wir es gewagt hatten, einen Kollegen dazu zu bewegen, Gregor Gysi ins Rennen zu schicken, weil er "einer von uns" sei und die Seele der Menschen im Osten am besten kenne, ohne sich bislang in der Politik gegenüber den Mehrheiten aus dem Westen verbiegen zu müssen und an Authentizität zu verlieren. Darüber habe ich mich gefreut, erwartet hatte ich die Zustimmung eher nicht. Diese Ablehnung aber umso mehr: 

 

Sieben Leser haben kein Blatt vor den Mund genommen, um mir mitzuteilen, was sie von "Navid Kermani – der Außergewöhnliche" als Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl halten. Es ging dabei nicht ein einziges Mal um die Person, sondern immer um den Glauben. Ein Muslim als Bundespräsident? Eine Religion, die unsere Grundrechte nicht akzeptiert? Zweimal habe ich Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes zitiert: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden." Die Leute in der Leitung hatten dafür nur Spott übrig. Mir bleibe keine andere Wahl, ich zitiere noch diese Leser und dann beende ich das Thema, ich will nicht mehr:

 

"Wer glaubt ernsthaft, dass die vier Millionen angeblich integrierten Menschen mit Migrationshintergrund tatsächlich den Werten unseres Staates folgen, wenn es drauf ankommt?"

 

"Zu dieser menschenverachtenden und verbrecherischen Gemeinschaft gehört als bekennender Muslim auch Navid Kermani. Natürlich ist er kein Mörder wie auch  die meisten Muslime, aber

sind nicht alle Terroristen Islamisten?  Hat man schon mal von einem Christen als Terroristen und Selbstmord-Attentäter gehört?

 

"Bei einer Meinungsumfrage stimmten über die Hälfte der befragten Muslime dem Satz zu, die Befolgung der Gebote ihrer Religion sei für sie wichtiger als die Gesetze des Staates in dem er lebt. So viel zur Integration der Muslime .Dazu gehört ja wohl auch Navid Kermani."

 

"Wenn er etwas für die Deutschen übrig hätte, würde er als Beitrag zur Integration als gebürtiger Deutscher sich vom Islam abkehren."

 

Mein Gefühl: Dieser Staat, dieses Land, er ist meiner, in ihm will ich leben; manchmal ist es zurzeit nur nicht einfach.

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