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Nicht einfach, erst recht nicht klein

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Der Bericht "Der Herausforderer" über Martin Schulz (heute auf der Seite "Zeitgeschehen"), der jetzt SPD-Vorsitzender und Kanzlerkandidat werden soll, hat dazu geführt, dass mich heute drei Leser angerufen haben, um von mir eine Erklärung zu bekommen, was man unter "kleinen Verhältnissen" versteht, oder mir darüber zu diskutieren, ob überhaupt oder wie lange man noch diese Information über den Politiker hinzufügen sollte, wenn es in Berichten oder Reportagen über seine Person beziehungsweise seinen Lebenslauf geht. Gleich vorneweg: Die Gespräche waren so vielschichtig und von unterschiedlichen Perspektiven zu diesem Thema geprägt, dass ich gar nicht erst versuchen möchte, sie inhaltlich zusammenzufassen und dies hier wiederzugeben. Nein, mir geht es jetzt um etwas anderes. Denn die drei Anrufer haben einen Aspekt angesprochen, der zu einer Frage führt, auf die ich keine Antwort habe, weshalb ich dazu stehe, dass ich an dieser Stelle einfach einmal schweigen werde. Also:

Nehmen wir mal an, weil die Biografie von Schulz diese Schlussfolgerung zulässt, dass "einfache" oder auch "kleine" Verhältnisse bedeutet, dass der Vater ein Arbeiter, Angestellter oder Beamter in den unteren Besoldungsgruppen war, dessen Einkommen gerade reichte, um die Familie über die Runden zu bringen und dem Nachwuchs eine ähnliche Ausbildung zu ermöglichen, und dass die Mutter nicht arbeitete, sondern sich um die Erziehung der Kinder kümmerte, dann gerät man nämlich schnell in Erklärungsnot bei Leuten, deren Kindheit und Jugend in DDR stattfand. Zum einen war, was mir Kollegen ausnahmslos bestätigt haben, der Arbeiter nicht der "einfache" und schon gar nicht der "kleine" Teil der Gesellschaft, sondern vielmehr Teil des zentralen sozialen Gefüges. Zum anderen waren die Mütter in der Regel auch alle berufstätig, so dass dieses Kriterium noch viel weniger greift, um von solchen "Verhältnissen" zu sprechen. Mit den Lesern konnte ich mich dann auf diesen Konsens einigen: Bei künftigen Berichten über Martin Schulz sollten meine Kollegen, nun da es einmal in der Zeitung zu lesen war, künftig besser darauf verzichten, überhaupt noch die Herkunft des Politikers mit "einfachen" oder "kleinen Verhältnissen" zu umschreiben oder zum Thema zu machen; vor allem deshalb, weil die Menschen hier in Sachsen eher keinen Bezug zu dieser Formulierung haben und dies eher zu Missverständnissen führen könnte.

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