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Im Wald: Das war der Wolf

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Nach den Erfahrungen in den vergangenen Jahren, wenn meine Kollegen über die Wiederansiedlung des Wolfs in unserer Region geschrieben haben, und nach den Gesprächen mit Lesern am Telefon, die mich angerufen hatten, weil sie vor zehn Tagen die Berichte "Problemwolf wird erschossen" und "Pumpaks Tage sind gezählt" in der Zeitung gelesen hatten, war ich davon ausgegangen, dass die Bildnachricht "Die Angst vor dem Wolf" auf der heutigen Titelseite und die Reportage "Die den Wolf fürchten" auf der Seite Zeitgeschehen mir eine Vielzahl von Reaktionen darauf bescheren würde. Dann aber waren es nur drei:

Episode 1: "Es geht mir um den Wolf in unseren Wäldern", sagte der Mann am Telefon und erläuterte mir etwa fünf Minuten lang (ohne Punkt und Komma), wie es sich in Wahrheit verhält mit diesem wilden Tier und den gerade kontrovers diskutierten Versuchen, den Wolf in Teilen der Region wieder anzusiedeln. Zum Schluss hat er tatsächlich gesagt: "So, das war's, das ist die Wahrheit." Nun war ich an der Reihe, darauf zu reagieren. Das fiel mir nicht schwer, ich konnte es mit einer Frage tun: "Sie sind Jäger, nicht wahr?" Der Anrufer war nicht verwirrt, vielmehr stolz: "Das stimmt, das haben Sie wohl gemerkt, nicht wahr?" Am Schluss habe ich ihm dann versichert, dass ich mir Notizen gemacht habe und sie den Kollegen in der Redaktion zukommen lasse.

Episode 2: "Ich habe im vergangenen Jahr im Wald ein totes Reh gefunden", sagte ein Anrufer und machte das Grauen mit dieser Ergänzung komplett: "Dem Tier war die Kehle aufgerissen." Weil ich mich entschieden hatte, lieber zu schweigen, denn mit dem Einordnen dieser Information beziehungsweise dem Einschätzen der Relevanz für meine Arbeit tat ich mich schwer, lieferte der Mann am Telefon die Erklärung selbst: "Das war ein Wolf, und es wird Zeit, dass die Öffentlichkeit das erfährt." Dass es für eine spezielle Recherche nun aber zu spät sei, hat der Anrufer verstanden, weshalb zum Abschluss sagte: "Ich musste das aber jetzt unbedingt mal loswerden."

Episode 3: "Die Wolfspolitik ist ein Beispiel für die Menschen verachtende Tätigkeit der Öko-Verbände. Ein Tier wie der Wolf hat mehr Lebensrecht als die der menschlichen Ernährung dienenden Haustiere. Wer so handelt der verachtet den Menschen", meinte ein Leser. Die menschliche Ernährung habe für ihn immer Vorrang vor irgendwelchen Interessen von Naturschützern. Ob es den Wolf gibt oder nicht, sei für unsere Gesellschaft bedeutungslos, aber ob es genug Lebensmittel gibt, sei von existenzieller Bedeutung. Diese Haltung habe ich nur zur Kenntnis genommen, eine inhaltliche Auseinandersetzung wollte ich mir nicht antun.

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