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Konträrer geht kaum
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Was ich befürchtet habe, ist eingetroffen: Die eine einheitliche Deutung der Formulierung "aus einfachen Verhältnissen", über die ich in meiner Kolumne "Einfach ohne Reue" auf der aktuellen Seite "Leserforum" geschrieben habe, gibt es bezogen auf deren Verwendung zu DDR-Zeiten nicht. Und das Dilemma bleibt, wie ich es schon in meinem Blogeintrag "Nicht einfach, erst recht nicht klein" vor einer Woche beschrieben habe: Wer heute beispielsweise einen Politiker (wie Martin Schulz in dem Bericht "Der Herausforderer") in seiner Biografie als einen Menschen bezeichnet, der aus "einfachen Verhältnissen" stamm, kann nicht davon ausgehen, dass es bei allen auch so ankommt, wie es vielleicht gemeint ist. Sieben Leser haben sich deswegen heute bei mir gemeldet, ihre Positionen lassen sich zusammenfassen.
Vier waren dieser Meinung: In der DDR waren die "einfachen Verhältnisse" die beste Voraussetzung für berufliches Fortkommen und Bildungschancen sowie soziale Anerkennung und einen mit vielen Vorteilen verbundenen gesellschaftlichen Status. "Das war tatsächlich so etwas wie Prädikat", meinte ein Leser.
Drei hingegen meinten: "Wenn wir von einfachen Verhältnissen sprachen, ging es immer um Leute, die einen besonderen Schutz oder Hilfe über das normale Maß hinaus brauchten", sagte eine Anruferin und fügte hinaus: "Das war nicht abwertend gemeint, sondern eher fürsorglich." Dies bestätigter auch ein Mann, der vor und auch nach der Wende im sozialen Bereich gearbeitet hat und für die Anliegen der Menschen bei Behördengängen zuständig war.
Womit ich dieses Fazit ziehe und die Erörterung dieses Themas auch beenden möchte: Angesichts dieser Unsicherheit hinsichtlich der Wirkung von "einfachen Verhältnissen" sollten wir sie einfach aus unserem alltäglichen Sprachgebrauch und noch mehr aus dem journalistischen Wortschatz streichen.
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