Blog "Leser-Obmann": Ehrlich: Das verstehe ich nicht

Dieser Blogeintrag wird (wieder mal) ein kurzer, denn es geht allein um mein Unverständnis gegen über dem, was heute in der ersten Stunde meiner Sprechzeit zwischen zehn und zwölf passiert ist: Sechs Leser haben mich (natürlich nicht persönlich, sondern die Zeitung im allgemeinen und die verantwortlichen Kollegen im besonderen) "rundgemacht", weil sie auf der Seite "Kultur & Service" auf dem Foto zu dem Artikel "Spiel ums Leben" zwei größere und ein kleines Hakenkreuz entdeckt hatten und meinten, dass dieses Symbol in der Zeitung nichts zu suchen habe; ganz egal, in welchem Zusammenhang und aus welchen Gründen auch immer. Vier Männer betonten, dass sie das Dritte Reich als Kinder beziehungsweise Jugendliche erlebt hatten; eine Anruferin meinte, dass ihr Vater in dem von den Nazis angezettelten Krieg gefallen sei. Bei allen Gesprächen habe ich versucht zu diskutieren mit dem Verweis darauf, dass es sich bei dem Bericht um die Rezension eines Theaterstücks handelt, das eine Komödie ist und deshalb mit dem Mittel der Parodie arbeitet. Keiner der Anrufer wollte sich meine Argumente überhaupt anhören, weil sie ausnahmslos den Text gar nicht gelesen hatten und darauf verwiesen: Allein der Abdruck eines Hakenkreuzes gehört verboten. Und ich stelle mir nun ganz bewusst nicht die Frage, ob ich darüber nachdenken sollte, an meinem Unverständnis gegenüber der Haltung dieser sechs Leser zu zweifeln.

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