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Kleine (Körper-)teile ganz groß
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Ein Leser wollte heute von mir tatsächlich wissen, ob mich die Vorhaut von Patrick Stewart interessiert; genau das waren seine Worte zu Beginn des Anrufs, was zur Folge hatte, dass ich zunächst völlig verwirrt war und mich im falschen Film glaubte, was sich leicht begründen lässt: Denn als bekennender Fan von "Star Trek", der wirklich alle Folgen aller Staffeln sowie alle Spielfilme gesehen hat, würde ich nicht mal im Traum auf die Idee kommen, mich dafür zu interessieren, ob der Darsteller des Captain Jean-Luc Picard in der Serie "Star Trek: The Next Generation" irgendein Problem mit seinem Geschlechtsteil hat und ob er irgendwelche Veränderungen daran vorgenommen hat. Glücklicherweise hatte der Mann in der Leitung weder die Absicht, mich auf redaktionelles Glatteis zu führen, noch wollte er sich diskreditierend über einen wunderbaren Schauspieler äußern, sondern einfach nur diese Kritik loswerden: "Ich glaube nicht, dass diese Nachricht wirklich eine ist, überhaupt in die Zeitung gehört und mit Sicherheit nicht einmal den Ansatz eines Unterhaltungswertes hat", sagte er, nachdem er mir zuvor mitgeteilt hatte, dass ihn diese Meldung unter der Rubrik "Leute heute" auf der Seite "Aus aller Welt" dazu bewogen hatte, mich anzurufen (Meine Meinung zu Stewart und sein Verhältnis zum eigenen Körper habe ich aber für mich behalten.):
Patrick Stewart (76), britischer Schauspieler, hat sich selbst lange Zeit für beschnitten gehalten, weil seine Mutter ihm das gesagt habe. Doch seine Frau behauptete eines Tages das Gegenteil, wie der „Raumschiff-Enterprise“-Star in der britischen „Graham Norton Show“ sagte. „Ich habe gesagt: Das ist lächerlich. Ich sollte wissen, ob ich beschnitten bin. Natürlich bin ich das. Ende der Unterhaltung.“ Am nächsten Tag habe er dann einen Termin beim Arzt gehabt, und der habe seiner Ehefrau Recht gegeben.
Ob das der inhaltliche Höhepunkt meiner Gespräche mit Lesern heute zwischen zehn und zwölf war? Nein, das war er nicht, diese Auszeichnung verdient die Anfrage einer Leserin, die mich etwa zehn Minuten später anrief und sagte: "Tun Sie mir bitte den Gefallen und holen Sie sich mal ein Bild von Angelina Jolie auf den Bildschirm." Ich tat, worum sie mich bat, es dauert weniger als fünf Sekunden, dann erklärte die Frau in der Leitung mir dies: "Mein Mann meint nämlich, dass sie den allerschönsten Mund hat, den er jemals gesehen hat, und weil sie doch heute darüber berichtet haben, kam mir die Idee, Sie mal zu fragen, ob Sie seine Meinung teilen." Da war es wieder, mein Problem: Ich hatte keine Ahnung, auf was die Anruferin hinaus wollte, weshalb ich schwieg und höflich um eine Erklärung bat. Die Sache klärte sich auf, es war ganz einfach: Auf der Seite "Wissen" stand heute der Artikel mit der Überschrift "Auf der Suche nach dem perfekten Mund" (US-Forscher hatten rund 580 Probanden verschiedene Frauenporträts mit computerveränderten Lippenformen gezeigt und sie dann die attraktivsten Gesichter auswählen lassen.) Und plötzlich war das Anliegen der Leserin so wundersam nicht mehr: Ich bin ein Mann und ich kenne mich ... (Sorry, das Alarmlämpchen "zu privat" leuchtete gerade auf.) Nach reiflicher Überlegung aber entschied ich mich dann doch, meine Meinung zu diesem Thema zu sagen und damit die Frage zu beantworten: "Ich kann Ihren Mann verstehen, aber die Bewertung der Schönheit des Mundes einer Frau ist meine Ansicht nach ein höchst subjektive Angelegenheit. Und falls es Sie interessiert: Mich fasziniert der Mund von Winona Ryder viel mehr." (Nur zu gern würde ich erfahren, wie viele Leser dieses Blogeintrags sich jetzt ein Foto dieser Schauspielerin auf den Schirm holen.)
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