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Über den Jordan geht gar nicht

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Der Mann hatte meine Kolumne "Vergessen? Zu komisch" auf der aktuellen Seite "Leserforum" gelesen und meinte, weil er glaubte, mich moralisch wieder ein bisschen aufbauen zu müssen: "Die Datenflut ist einfach zu groß für den Kopf, vermutlich auch für einen mit Einsteinformat. Sehen Sie es also nicht verbissen. Zum Glück haben wir alle einen Filter im Kopf, der Schnulli automatisch aussortiert und so vor Überlastung schützt.  Bei mir funktioniert der Filter zu gut. Ich vergesse Sachen, die ich mir eigentlich merken wollte, obwohl ich immer langsamer lerne. Dabei ist Lernen eine der wenigen Freudenspender im Alter." Insgesamt sieben Leser haben mich angerufen und mir ihre Geschichten erzählt, wann und wo sie schon mal lange verloren geglaubte Sachen dort wieder gefunden haben, wo sie die Dinge am allerwenigsten vermutet hatten. Vom Füllfederhalter in der Besteckschublade über die Fernbedienung für den Fernseher im Kühlschrank bis hin zu der mit viel Bargeld gefüllten Lohntüte im dem Haufen mit Stoffresten neben der Nähmaschine reichte die Liste der Beispiel solcher ebenso wundersamen wie glücklich machenden Wiederentdeckungen. Ein Anrufer, dem dies während seines Lebens schon mehrfach passiert war, bat mich, diesen Rat zu veröffentlichen, was ich hiermit gern tue: "Wenn man etwas verloren hat, sollte man sofort anfangen, es sich neu zu beschaffen beziehungsweise zu kaufen, denn kann man davon ausgehen, dass man es dann das verschwunden Teil sofort wiederfindet", erklärte er mir und fügte hinzu: "Quasi ein universelles Naturgesetz, können Sie mir glauben." Leider aber habe ich keine solche Geschichte gehört oder gelesen von der Art, wie ich sie mir erhofft hatte, denn das in meiner Kolumne beschriebene Phänomen ist ein etwas spezielleres: Man versteckt etwas an einem Platz, von dem ausgeht, dass er erstens absolut sicher ist, und man zweitens gerade deswegen niemals Gefahr läuft, ihn zu vergessen, weil er so außergewöhnlich ist. Aber ich warte noch ab, bevor ich unter diesem Thema einen Schlussstrich ziehe, vielleicht ist es doch noch dem einen oder anderen Leser so ergangen.

Was heute noch von meinen Gesprächen zwischen zehn und zwölf zu berichten wäre: Ein Mann hat sich beschwert, weil ich in seinem veröffentlichten Leserbrief die Formulierung "über den Jordan gehen" als Synonym für "zu Tode kommen" gestrichen hatte, während eine Frau sich ärgerte, weil sie sich von mir erklären lassen musste, dass ich eine Leserbrief mit Beschreibungen wie "ein aufgescheuchter Hühnerhaufen" für die Vertreter einer bestimmten politischen Partei oder "bei so viel (...) bleibt doch immer etwas hängen" leider nicht veröffentlichen kann, weshalb sie mir versicherte, dass sie künftig nie wieder einen Leserbrief schreiben werde, denn sie lasse sich nun mal den Mund nicht verbieten; für diese Reaktion habe ich Verständnis, das habe ich der Frau auch gesagt, obwohl ich aus Erfahrung weiß und mir ganz sicher bin: Bis zur nächsten Mail von ihr werden keine zwei Tage vergehen. Dann meinte noch ein Anrufer, mich (als in den alten Ländern geborener "Vertreter der Systemmedien") aufs Glatteis führen zu können, als er mir zum Schluss seiner Ausführungen noch sagte: "Wacht auf, Verdammte dieser Erde", und dann schwieg, während ich tief Luft holte und diese Zeilen sprach, nicht sang, was ich viel lieber getan hätte: " ... die stets man noch zum Hungern zwingt. Das Recht wie Glut im Kraterherde, nun mit Macht zum Durchbruch dringt." Mein Herz schlägt ...

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