Blog "Leser-Obmann": Gut zu wissen: Das ist papperlapapp

Wenn sich (auch mit wirklich viel gutem Willen) aus dem Protokoll meiner Gesprächen mit Lesern zwischen zehn und zwölf kein Thema für einen Blogeintrag anbietet, greife ich gern auf die Alternative zurück, einfach von den ersten drei Unterhaltungen zu berichten, die ich geführt habe, nachdem ich mir zu Beginn meiner "Sprechstunde" den Kopfhörer aufgesetzt habe. Heute ist es mal wieder soweit, eine besondere und in diesem Sinne sich aufdrängende Botschaft geht von diesen Unterhaltungen aber nicht aus; höchstens vielleicht diese: Einfache Zeiten sind diese gerade nicht.

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10.07 Uhr: "Beim Lesern des Artikel über Erdogan und seinen Nazi-Vergleich ist mir vorhin eine Idee gekommen", meinte ein Leser und formulierte das, was er als Reaktion auf das Verhalten des türkischen Staatspräsidenten als angebracht ansieht, mit diesen Worten: "Mein Vorschlag: Alle Deutschen verzichten in diesem Jahr darauf, in der Türkei ihren Urlaub zu verbringen, oder noch besser: Alle Reiseveranstalter streichen dieses Land als Urlaubsziel in ihren Katalogen."

10.21 Uhr: "Erklären Sie mir das doch bitte mal mit dem Hüpe und Martin Schulz", bat mich eine Leserin, bei der ich mir, was ich gern zugebe, aufgrund der Stimme sicher war, dass sie schon ein paare Jahre länger im Rentenalter ist und vermutlich nicht im Netz unterwegs ist, weshalb ich ohne jeglichen anderen Zungenschlag innerhalb meiner Worte ihr zunächst erklärte, weil es nicht der erste Anruf wegen dieses Begriffs war und ich deshalb darauf vorbereitet war: "Das Wort spricht mit man Heip aus." (Sie hatte in der "Freien Presse" den Satz "Doch wie lange wird der Schulz-Hype noch anhalten?" gelesen). Mittlerweile habe ich Abstand davon genommen, den Leuten am Telefon erklären, wo das Wort herkommt oder welches Wort infrage käme, wenn man Hype ins Deutsche übersetzen würde, weil alle Versuche wie "mitreißende Werbung", "übertriebenes Getue" oder "spektakuläre Inszenierung" mir als wenig tauglich erschienen sind, wirklich nachvollziehbar zu umschreiben, was Hype nun wirklich ist. Ich habe mich für diesen Hinweis entschieden: "Es geht einfach nur um einen großen Rummel um seine Person", sagte ich der Frau in der Leitung, was sie dazu veranlasste, mich zu fragen: "Und ist Schulz-Rummel eine so viel schlechtere Wortwahl?"

10.33 Uhr: "Die Bilder in der Zeitung sind mir oft viel zu groß", beklagte sich ein Anrufer und forderte: "Das müssen Sie ändern, dann haben Sie nämlich auch deutlich mehr Platz für Artikel, um die es einem Blatt wie dem Ihren schließlich gehen sollte." Wie immer in solchen Fällen frage ich höflich nach, ob mein Gesprächspartner mir ein paar konkrete Beispiele für zu große Fotos auf Seiten der "Freien Presse" nennen kann. "Ich meine das grundsätzlich, Beispiele sind nicht erforderlich. Wenn ich große Bilder will, kann ich mir gleich die Zeitung kaufen, die so heißt", bekam ich als Reaktion auf meine Nachfrage. Einen Versuch wagte ich noch, denn ich wies den Anrufer noch darauf hin, dass meine Kollegen in der Redaktion zusammen mit der Chefredaktion sich jeden Tag die allergrößte Mühe geben, eine für möglichst viele Menschen attraktive Zeitung herauszubringen, und sagte noch, dass es ganz bestimmt auch viele Leser gebe, die sich an ebenso schönen wie durch die Aussage beeindruckenden Fotos erfreuen. Dies waren die letzten Worte des Anrufers, bevor ich mich von ihm verabschiedet habe: Das ist doch papperlapapp." (Nach "Bohei" vor zwei Wochen, habe ich mir erneut ein Wort notiert, dem ich genauer auf den Grund gehen möchte, um ruhigen Gewissens künftig am Telefon auch mal sagen beziehungsweise fragen zu können: "Ist das nicht papperlapapp?" Man schreibt es übrigens klein, was ich nicht wusste, weil es eine Interjetkion ist. Was eine Interjektion ist? Die Suchmaschine liefert nach dem sechsten getippten Buchstaben eine Erklärung.)

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