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Der erste Anrufer heute um kurz nach zehn hatte meine Nummer gewählt, weil er mir etwas zu meiner Kolumne "Bitte keine Push-ups" sagen wollte, denn seiner Ansicht nach dürfe man sich nicht darüber wundern, dass immer mehr Anglizismen unsere Sprache erobern, wenn selbst Sportvereine wie in Chemnitz die "Niners" oder "Chem-Cats" (beide Basketball) es offenbar vorziehen, sich englische Namen zu geben, statt nach einer deutschen Alternative zu suchen, die es nach Ansicht des Lesers zur Genüge gegeben hätte.

Der zweite Anrufer war meiner Aufforderung gefolgt, sich mal bei mir zu melden, nachdem ich ihm eine Mail geschickt und darin zum Ausdruck gebracht hatte, dass mir leider einfach die Zeit fehlt, ihm schriftlich zu erklären, was mein Kollege,  der kürzlich den Artikel den Bericht "Zeitgeistiges Menschendunkel" über das neue Album "Spirit" auf der Seite "Kultur & Service" geschrieben hatte, wohl damit gemeint haben könnte, als er schrieb, dass die Scheibe "schwebend und doch schwer" durch unsere "auf einmal so dystopisch gekippte Gegenwart" des noch jungen 21. Jahrhunderts "mäandern" würde, was schließlich dazu führte, dass wir viel Spaß hatten bei unserer Unterhaltung.

Der dritte Anrufer teilte mir mit, dass er "in einem hohen Maße verärgert" sei, weil er heute zwar die Zeitung erhalten habe, aber darin die Fernsehzeitung "rtv" fehlte, weshalb er mich nun dazu auffordere, unverzüglich dafür zu sorgen, dass diese Beilage noch im Laufe des Tages bei ihm im Briefkasten lande, weil er sonst über ernsthafte Konsequenzen für sein Verhältnis zur "Freien Presse" nachdenken würde und auch den vollständigen Bruch nicht ausschließen könne, was aber nicht eintreffen muss, wie ich ihm versicherte, da ich ihn jetzt mit der Serviceabteilung verbinden werde, damit die Kollegen dort dafür sorgen können, dass ihm die "rtv" noch im Laufe des Tages zugestellt wird.

Der vierte Anrufer war eine Leserin, die mich zunächst fragte, ob sie mir ihre Erfahrungen mit dem Katzendreckgestank  erzählen dürfe, was ich ihr natürlich erlaubte, obwohl ich sie ausdrücklich darauf hinwies, dass ich bei diesem Thema der falsche Ansprechpartner sei und dass sie besser bei einem Kollegen in einer der erzgebirgischen oder vogtländischen  Lokalredaktionen aufgehoben sei, bevor sie dann mit ihren in den fünfziger Jahren beginnenden und in den zurückliegenden Wintermonaten endenden Ausführungen zu diesem Thema begann, die nach siebeneinhalb Minuten mit ihrem ganz persönlichen Fazit endeten, dass die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse jenseits der Landesgrenze zu Tschechien dafür verantwortlich zu machen seien, dass man wohl mit diesem üblen Geruch leben müsse, da sich wohl kaum etwas an den Zuständen in grenznahen Region des Nachbarlandes ändern würde, was sie persönlich sehr bedauere.

Der fünfte Anrufer war die für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständige Mitarbeiterin des Vereins "Sächsischer Qualitätskartoffelverband", die mich fragte, was sie tun müsse, damit meine Kollegen in der Redaktion vorab in der Zeitung ankündigen und später darüber berichten, dass die Fachberater des Sächsischen Qualitätskartoffelverbandes am 1. April auf dem Wochenmarkt in Chemnitz den Kleingärtnern und Kartoffelliebhabern individuelle Tipps und Empfehlungen zur Sortenauswahl sowie zu Anbau, Düngung und Pflanzenschutz von Kartoffeln im Garten geben werden.

Der sechste Anrufer um kurz nach elf fragte mich, ob ich ihn mit jemanden verbinden könne, der die nötige fachliche Kompetenz habe, mit ihm über Suff-Autos zu reden, weil er sich fürchterlich über den Artikel mit der Überschrift "Groß, schwer und gefragt: Autokäufer lieben den SUV" aufgeregt habe, denn es könne doch nicht sein, dass der Autor die Botschaft verkünde, dass die steigende Nachfrage nach Geländewagen für das Klima nicht unbedingt eine schlechte Nachricht sein müsse, wobei es bei mir erst nach etwa einer halben Minute klingelte und ich begriff, dass ein Suff-Auto ein SUV-Fahrzeug ist. 

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