Blog "Leser-Obmann": Mit mir nicht, doch ein Scherz?

Nun denn, es soll so sein, ich will gar nicht erst versuchen, es zu verschweigen, denn die Sache ist ernst genug, als dass ich sie nicht zum Thema in meinem Blog machen sollte. Dies ist passiert: Sechs Leser haben sich heute bei mir gemeldet, weil sie in der Ausgabe der "Freien Presse" von Samstag etwas entdeckt haben, was gar nicht da war. Den ersten Leser, der mich deswegen um kurz nach zehn angerufen hatte, möchte ich zitieren, denn er hat es auf den Punkt gebracht: "Den Aprilscherz auf der Titelseite habe ich sofort bemerkt", sagte er und zitierte die Überschrift des Artikels. (Zum besseren Verständnis meiner heutigen Ausführungen muss ich erklären: Solchen Schabernack am ersten Tag des vierten Monats im Jahr gibt es bei uns schon seit dem letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts nicht mehr.) Weshalb mir diese Bemerkung eigentlich auch leicht fällt: Es hat am Samstag keinen Aprilscherz in der Zeitung gegeben. Und weil ich auch bei dem zweiten Leser noch nicht begriffen hatte, dass auch er mich nur angerufen hatte, um mir seine Einstellung zu diesem Thema zu sagen, habe ich ihm tatsächlich allen ernstes auf die Frage geantwortet, ob ich mich noch an das TV-Duell zwischen Merkel und Steinbrück unmittelbar vor der Bundestagswahl 2013 erinnern könne: "Na klar kann ich das, denn an diese Passage in den Ausführungen der Kanzlerin bin ich seitdem durchschnittlich drei Mal im Monat erinnert worden." Den Mann in der Leitung meinte daraufhin: "Dann kann die Nachricht auf der ersten Seite am Samstag doch wohl nur ein Aprilscherz gewesen sein, oder etwa nicht?" Des Rätsels Lösung ist diese:

"Pkw-Maut ist beschlossene Sache" lautete die Überschrift der Meldung am Samstag auf er der ersten Seite. Der Weg für eine Pkw-Maut auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen sei nach jahrelangem Streit frei. Trotz Warnungen vor negativen Folgen für die Grenzregionen hatte der Bundesrat ein Gesetzespaket passieren lassen, mit dem die EU-Kommission die „Infrastrukturabgabe“ auf den Weg bringen will. Eine mögliche Anrufung des Vermittlungsausschusses hatte in der Länderkammer keine Mehrheit gefunden. Die sechs Leser, die sich deswegen bei mir gemeldet hatten, meinten also unisono: Das kann doch nur ein Witz sein, weshalb bei allen der Hinweis auf einen Aprilscherz nur eine vermeintlich originelle Idee sein sollte, dies zum Ausdruck zu bringen und zu betonen, dass es den Menschen in diesem Land besser gehen würde, wenn es ein Aprilscherz gewesen wäre. Nur in einem Punkt waren die Anrufer und ich uns uneingeschränkt einig: Lachen kann man darüber beim besten Willen nicht.

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