Blog "Leser-Obmann": Moin, moin, und wer traut sich?

Seit 23 Jahren machen sich die Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung über mich lustig, wenn ich versuche, Wörter, Formulierungen oder sogar ganze Sätze in sächsischer Mundart zu sprechen, was in fast allen Fällen immer damit endet, dass ich mir anhören muss: Das lernst Du nie, gib' s endlich auf. Nun aber ist die Stunde gekommen, in der es mir das allergrößte Vergnügen bereitet, den Spieß einmal umzudrehen und (zumindest die Vorstellung davon) zu erleben, wenn Sachsen versuchen, einen Text zu lesen, der in meiner "Muttermundart" verfasst ist; allerdings betrübt es mich dabei doch, dass ich das nicht tatsächlich erlebe, weil ich es ja nicht höre, was wiederum ein Wink mit dem Zaunpfahl ist, da ich mich natürlich darüber freuen würde, wenn Leute sich trauen und mich anrufen, um mir vorzulesen, was ich gleich hier wiedergebe. Also: Als Reaktion auf meiner Kolumne "Aber bitte mit Sahne" auf der aktuellen Seite "Leserforum" hat mich heute eine Mail erreicht, aus der ich gleich in Auszügen zitieren werde. Sollte jemand daran zweifeln, dass dies tatsächlich der Fall war und möglicherweise mir unterstellen, hier meiner Fantasie den Vorzug vor der Wirklichkeit zu geben, was ich vehement grundsätzlich von mir weise, so darf er sich gern mit mir in Verbindung setzen, damit ich den Kontakt zu dem Leser herstellen und dieser dann bestätigen kann, dass es tatsächlich so war. Liebe Leser meines Blogs, rezitieren Sie folgende Zeilen, und sollte jemand in der Nähe sein, der Sie hören könnte, so warnen Sie ihn bitte vor, dass ansonsten alles mit Ihnen in Ordnung ist:

"Moin, mien leever Jung. Dat mit dem Tee hettst ja gut wiesen kunnt. Da hebb ick aber nun doch noch een lüttes Problem. Du willst glix weeten, welches? Ick segg di dat: Mit die Himmelsrichtungen bin ick tootaal dorchn Wind. (...) Kiek ick himmelsrichtungsmäßig nach Norden (...), nicht ein Stück Land kunnt ick lugen, bloots Water, Water, Water und son paar Maulwurfshügel, die nennt man hier Inseln. In meiner Ahnungslosigkeit gab mir ein hilfsbereiter Mensch (solche gibts auch in Ostfriesland) den entscheidenten Tip:  "Joo, da gaht se mol na Hamborg , und wenn sie dann nach Norden kiekt, da finden sie dann Nordfriesland. Dat liegt aber auch son lütt beeten in dat Water." Holt di stief, Dien Korl.

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