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Zwei Leser haben mich heute angerufen, weil sie mit mir über den Artikel "55.000 Euro für 19 Minuten" am Samstag unten auf der Titelseite der "Freien Presse" reden wollten. Zum besseren Verständnis dessen, worüber ich mit den Anrufern geredet habe, empfiehlt es sich vielleicht, den Artikel vorher zu lesen. Der eine Mann in der Leitung wollte darauf hinaus: "Muss das wirklich sein, dass solch große Summen auf diese Weise sinnlos einfach verschleudert werden? Diese Frau mag einen Wert haben, aber doch keinen, der 55.000 Euro rechtfertigen würde, auch wenn das Model die ganz Zeit über beim Semperopernball gewesen wäre." Ein Arbeiter mit einem normalen Einkommen müsse für dieses Geld mindestens zwei Jahre arbeiten, und das stehe in keinem Verhältnis zu dem, was Naomi Campbell bei ihrem Auftritt dafür als Gegenleistung erbracht hätte. Bei dem zweiten Gespräch zu diesem Thema war ein Frau in der Leitung, und sie wollte mit mir vor allem über Sitte und Anstand reden, wobei ihrer Ansicht nach unsere Gesellschaft angesichts solcher Vorkommnisse ohnehin dem Untergang geweiht sei. Ich habe sie reden lassen, weil ich das Gefühl hatte, dass es ihr gar nicht um eine Diskussion mit mir ging, sondern sie vielmehr dankbar dafür war, mal wieder jemanden gefunden zu haben, der ihr zuhört, weshalb ich nach ungefähr zwei Minuten die Entscheidung traf, während der restlichen Zeit (Falls die Frage aufkommt, hier die Antwort: Ich bin ein Mann, und ich bin multitaskingfähig.) E-Mails zu lesen und zu beantworten, was aber nur dann möglich war, wenn ich mich kurz fassen konnte, denn das Klappern meiner Tastatur kann hören, wer mich anruft, was ich weiß, weil ich mir schon die eine oder andere nicht so angenehme Bemerkung anhören musste. Das Ende der Unterhaltung habe ich dann eingeleitet (höflich, aber wie immer bestimmt), als sie noch etwas zu der Diskussion über die "Ehe für alle" sagen wollte und ich diesen Satz hörte: "Es gibt klare Aussagen in der Bibel zu diesem Thema." Vor lauter Worten der Einleitung und Erklärung hätte ich jetzt beinahe vergessen, warum ich mich entschieden hatte, diesen Blogeintrag zu schreiben. Es geht um ein Dilemma, das ich nicht beseitigen kann und mit dem folgerichtig bis ans Ende meiner Tage als Leserobmann leben muss: Wenn es so etwas wie die Welt der Reichen und Schönen tatsächlich gibt, dann handelt es sich dabei um einen Kosmos, zu dem ich nicht einmal ansatzweise versuche, einen mich in welcher Weis auch immer befriedigenden Zugang zu finden, was sich auch so auf den Punkt bringen lässt: Diese Welt ist mir aber so was von egal. In eine Zwickmühle gerate ich, wenn ich zu dieser Haltung stehe und am Telefon diese Frage höre: "Und warum berichtet die Zeitung dann überhaupt darüber?", wollte beispielsweise kürzlich eine Anruferin von mir wissen, nachdem sie den Bericht "Becker weist Bericht über Pleite zurück" auf der Seite "Aus aller Welt" gelesen hatte. Geantwortet habe ich: "Es gibt bestimmt viele Menschen, die sich immer noch für das Privatleben dieses Ex-Tennisstar interessieren, weshalb er (journalistisch gesehen) eine Person der Zeitgeschichte ist, über die man berichten sollte." Mein Dilemma bracht die Frau in der Leitung mit dieser Frage auf den Punkt: "Glauben Sie das wirklich?"

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