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Beweis: Ich war eine Flügelfigur
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Lange habe ich darauf gewartet, manchmal sogar die Hoffnung schon aufgegeben, obwohl ich mir eigentlich sicher war, dass es einen gibt, doch jetzt habe ich ihn endlich: Den Beweis, dass es die "geflügelte Jahresendfigur" im offiziellen und damit nicht nur im satirischen Sprachgebrauch der DDR gegeben hat. Auf den Punkt gebracht: Ich habe eine Augen und Ohrenzeugin; sie hat sich bei mir gemeldet: "Sie können darauf verlassen, dass ich die Wahrheit sage, denn ich habe noch mit einer ehemaligen Kollegin gesprochen, sie hat es mir noch einmal bestätigt, dass es wirklich so war", erzählte sie mir. Kurz noch zum besseren Verständnis: Vor sechs Wochen hatte ich in meinem Blogeintrag "Und der Engel, der hat Flügel" zum ersten Mal über dieses Phänomen geschrieben und es dann noch einmal in meiner Kolumne "Natürlich ein Engel" aufgegriffen, und es ging darum, dass ich dazu aufgerufen hatte, sich mit mir in Verbindung zu setzen, wer sicher ist und dies belegen kann, dass es zu DDR-Zeiten tatsächlich die "geflügelte Jahresendfigur" gegeben hat oder ob es nur die Erfindung eines Satiremagazins war, um sich auf diese Weise über die Eloquenz der Obrigkeiten lustig zu machen. Mit diesem Ergebnis: Elf Personen haben sich bei mir gemeldet, von denen neun mir versicherten, bis 1989 in Sachsen gelebt und bis zu dieser Zeit nie von dem Synonym für den Weihnachtsengel gehört zu haben, während die beiden anderen sich gut an die "Jahresendflügelfigur" erinnern konnten, aber leider eben auch keinen Beweis hatten, dass der Gebrauch dieses Wortes "verordnet" worden sei. Seit heute habe ich Gewissheit:
"Unser Betriebschef persönlich hat uns angewiesen, die traditionelle Bezeichnung nicht mehr zu verwenden, sondern nur noch und vor allem in offiziellen Schreiben von der Jahresendflügelfigur zu sprechen und zu schreiben", teilte mir die Anruferin weiter mit. Weil ich ihr zu verstehen, dass das leider auch nicht als Beweis tauge, weil es nur eine Erinnerung sei, fügte sie hinzu: "Aber dies: Die beiden anderen Frauen in unserem Büro, zu denen ich noch Kontakt habe, können bezeugen, dass ich mich danach wochenlang nur noch mit Flügelfigur am Telefon gemeldet und damit zum einen für viel Verwirrung, zum anderen aber auch für viel Heiterkeit gesorgt habe." Natürlich wollte ich die Erklärung erfahren, ich bekam sie auch: "Damals hieß ich nämlich Engel mit Nachnamen."
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