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Wieder da, dies eine Problem

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Es ist jetzt fast zwei Jahre her, dass ich an dieser Stelle darüber berichtet habe, wie empfindlich offenbar bei vielen vor allem älteren Menschen das seelische Gleichgewicht doch ist, wenn es darum geht, visuell mit dem Dritten Reich und vor allem mit Adolf Hitler konfrontiert zu werden; damals ging es darum, dass auf der Titelseite eine Bildgrafik zu sehen war, die unter der Überschrift "Der schon wieder?" auf eine Artikel im Innenteil der Zeitung verwies, in dem ein Kollege über die gerade in den Kinos angelaufene Verfilmung des Romans "Er ist wieder da" von Timur Vermes schrieb. Das Foto auf der ersten zeigte den Schauspieler Oliver Masucci in der Rolle des Führers. Insgesamt elf Leute riefen bei mir an und brachten dies zum Ausdruck: Das geht gar nicht.

 

Es gerade mal ein halbes Jahr her, dass auf der Seite "Kultur & Service" der Artikel "Spiel ums Leben" zu lesen war, in dem es um eine Rezension der Komödie „Noch ist Polen nicht verloren“ ging, die im Schauspiel Chemnitz ihre Premiere hatte. Leider (aus meiner Sicht) war das Foto, das eine Szene der Inszenierung zeigte, so gewählt worden, dass zwei größere und ein kleineres Hakenkreuz zu sehen waren. Sechs Leser wählten an diesem Vormittag meine Nummer, um mir dies mehr oder weniger deutlich mit viel Unmut zum Ausdruck zu bringen: Allein der Abdruck eines Hakenkreuzes gehört verboten, und dass das Stück mit dem Mittel der Parodie arbeitet, ändert daran überhaupt nichts.

Und heute war es wieder so weit, dieser Artikel stand in der Zeitung, in dem es um die Bedeutung des Wiederaufbaus der Garnisonskirche in Potsdam ging.

 

Unter dem Foto war zu lesen: Als „Tag von Potsdam“ feierte die Nazipropaganda 1933 die Eröffnung des neuen Reichstages durch einen Staatsakt in der Garnisonskirche: Adolf Hitler als Kanzler und Paul von Hindenburg als Reichspräsident vor der Gruft Friedrichs des Großen sollten das „Dritte Reich“ als gottgewollte Sache einer heiligen Nation legitimieren. Fünf Reaktionen von Lesern erreichten mich zwischen zehn und zwölf, alle mit der gleichen Botschaft: Warum gerade dieses Foto, es hätte viele andere gegeben, die man zur Illustration hätte auswählen können. Ein Leser meinte: "Die Rechten und andere Nazis werden sich freuen, ich hätte der Redaktion mehr Fingerspitzengefühl zugetraut." Zwei Erwiderungen habe ich angebracht:

Erstens: Ich verstehe die Kritik, kann sie nachvollziehen und teile sie in dem Punkt, dass man zu diesem Artikel aus diesem Anlass nicht dieses Foto hätte veröffentlichen müssen, weil es tatsächlich andere gibt und man eigentlich weiß, dass es noch viele Menschen gibt, die an diese schlimme Zeit nicht auf solche Weise erinnert werden wollen.

Zweitens: Jeder Erinnerung an das Dritte Reich und Adolf Hitler bewirkt aber auch, dass die Menschen in unserem Land sich wieder einmal selbst sagen sollten, dass die heutige Zeit auch nicht frei ist von Umständen, die von rechten Kreisen dazu genutzt werden können, für ihre politische Gesinnung zu werben, und dass jeder aufgefordert ist, sich Gedanken zu machen, wie er dazu steht und was er dagegen machen kann.

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