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Noch zwei Wochen, ich halte durch
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Weil ich es vor vier Jahren schon einmal erlebt habe, weiß ich aus Erfahrung: Zwei Wochen halte ich noch durch, denn nach der Bundestagswahl werden sich die inhaltlichen Schwerpunkte meiner Gespräche mit Lesern zwischen zehn und zwölf wieder verändern und es wird nicht mehr - wie zurzeit durchschnittlich in jeden zweiten (siehe Episode 3) - darum gehen, dass die Zeitung sich, wie auch immer, anders ausrichten soll bei der Berichtung über die Parteien und Kandidaten, weil sonst ... Froh bin ich, dass ich in den Protokollen doch noch drei andere Randnotizen gefunden habe, von denen ich zum Wochenausklang noch berichten möchte:
Episode 1: Nachdem versprochen habe, dies immer weiterzugeben, gibt es jetzt wieder mal eine Buchempfehlung. Eine Leserin hat mir diesen Lektüretipp gegeben, weil sie seit Jahren meine Kolumnen auf der Leserbriefseite liest und sich nach der Ausgabe mit der Überschrift "Dafür eine 7,3", in der ich darüber berichtet hatte, dass dieser Job durchaus einen Faktor "das nervt dann aber mal wirklich" hat, Sorgen um meine seelisches Gleichgewicht und gesundheitliches Wohlergehen gemacht hat. Der Titel des Buches lautet "Eine Handvoll Sternenstaub", und der Autor heißt Lorenz Marti. Der Untertitel lautet "Was das Universum über das Glück des Daseins erzählt". Im Klappentext ist zu lesen: "Über Jahrmillionen haben die kosmischen Kräfte eine Entwicklung vorangetrieben, die zu unserer Existenz hier und heute geführt hat. Wir können nur staunen, dass es so gekommen ist. Unser Dasein erweist sich als eigentlicher Glücksfall. Als Geschenk. Und als Geheimnis, das nie ganz zu ergründen ist. Lorenz Marti entdeckt dieses Geheimnis unseres Lebens im Spiegel des Universums." Mein Entschluss: Ich werde es wagen.
Episode 2: Manche Vorschläge von Lesern verwirren mich regelrecht, weil ich nicht weiß, ob der Autor der Mail es ernst meint oder mich ver... beziehungsweise sich über dieses Thema lustig machen möchte. Bei diesem war das wieder mal so: "Bei AKW-Neubauten sollte man das AKW direkt in einen Berg hinein bauen bzw. unterirdisch. Die Wasserströmung muss noch arrangiert werden. Mit einer geeigneten Wanne kann nichts auslaufen. Um bestehende Blöcke herum kann man Hüllen bauen, die eine Gasexpansion (Explosionsursache) ableiten. Eine Art Knick-Polymer (Federung) oder Vakuum-Nachbarkammern, die eine Gasexpansion aufnehmen. Oder Rohre oder ein Schacht, der direkt ins Wasser führt, so dass Expansionsgase aufgenommen werden. Eine Betonhülle ist zwar stoßsicher, aber nicht explosionssicher, denn dabei steigt das Volumen auf das 20-fache."
Episode 3: Innerhalb von einer Viertelstunde habe ich heute zuerst den Anruf einer Leserin erhalten, die mir sagte, dass sie ihr Abonnement der Zeitung kündigen werde, wenn wir weiterhin vor der Bundestagswahl so positiv über Angela Merkel berichten würden, während der Mann in dem übernächsten Gespräch mir deutlich signalisierte, dass für die Abbestellung eine beschlossene Sache sei, wenn Martin Schulz in den nächsten zwei Wochen in einem Artikel positiv dargestellt werde, denn dieser Mann sei gefährlich für unser Land. Über konkrete Inhalte der Ansichten der Bundeskanzlerin oder ihres Herausforderers wollten beide nicht mir reden, die Möglichkeit der konkreteren Erläuterung ihrer Kritik in einem Leserbrief wollten beide nicht einmal in Erwägung ziehen, und zu meiner Bitte, bei dem nächsten Ärger wegen eines Berichts oder Kommentars, in denen es um eine der beiden Personen geht, mich sofort anzurufen und mir zu sagen, was darin ihnen in die Nase gefahren ist, sagte die Frau: "Das könnte Ihnen so gefallen." Während der Mann meinte: "Als Leser habe ich das Recht zu bestimmen, was ich Lesen will und was nicht." Noch eine Bemerkung dazu: Das erste Gespräch dauert 55 Sekunden, das zweite war deutlich länger, nämlich eine Minute und 20 Sekunden, was aber daran lag, das ich eine Luftholpause des Lesers dazu nutzte, mit zwei Sätzen den Versuch zu starten, ihm die Bedeutung der Pressefreiheit in einer Demokratie zu erläutern, was er aber ignorierte und meinte: "Ich habe die Sch... voll."
Episode 4: Und dann ist da noch etwas passiert, für das ich mich (ein kleines bisschen) schäme, denn dies sagte ein Leser zu Anfang des Gesprächs: "Ich habe den Artikel in der Zeitung gelesen, in dem es um die Luftreinhaltung geht, weshalb ich mich an der Diskussion teilnehmen möchte und mal diese Frage in den Raum stellen möchte: Warum bringen wir keine Obusse zum Einsatz?" In den wenigen Sekunden, die ich schweigen musste, weil nicht mal der Hauch einer Ahnung hatte, wovon da die Rede war, gingen mir diese Gedanken durch den Kopf: Vielleicht sind das kleine Tiere, die sich von Feinstaub ernähren; oder gar ein Art von Staubsauger, die durch die Lüfte fliegen und diese die Luft verschmutzenden Teilchen verschlingen. Der dritte Gedanke war, dass es sich um einen Ausbildungsberuf handelt, von dem ich noch nie gehört hatte, der die Absolventen qualifiziert, sich mit diesen Arten der Verunreinigungen der Luft zu beschäftigen und sie zu beseitigen. Wie immer, wenn ich mich in der Bredouille befinde und erst mal keinen Ausweg sehe, ging ich in die Offensive und sagte: "Das müssen Sie mir mal näher erklären." Während der Mann mir erzählte, dass es offenbar schon mal zu DDR-Zeiten diese Obusse gab, hatte ich das Wort schon in die Suchmaschine eingeben und zwei Dinge festgestellt: Erstens hat der Mann recht, Obusse könnten die Lösung sein, während zweitens der Eintrag bei "Wikipedia", der längste war, den ich jemals zuvor geöffnet hatte: Und hier ist er: Obusse sind ...
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