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Nicht ganz, aber fast wie der Papst

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Die Auswahl der Randnotizen zum Wochenausklang könnte den Verdacht aufkommen lassen, dass es keine politisch turbulenten Zeiten sind, in denen wir gerade leben, aber ich kann versichern: Das trifft nicht zu, aber die Meinungen zu den Entwicklungen und Debatten als Folge des Ergebnisses der Bundestagswahl, von denen die Leute in der Leitung mir berichten, gehören nicht zu den Anliegen von Lesern, auf die ich hier in meinen Blog eingehen möchte. Wie das gemeint ist, dürfte gleich deutlich werden: Es geht unter anderem um vermeintliche Machos und (wieder einmal) um den Papst.

Episode 1: Niemand ist frei von Vorurteilen; dies wage ich zu behaupten, weil ich mich immer wieder dabei erwische, mich an die eigene Nase fassen und mir bewusst machen zu müssen, dass ich gerade eine vorschnell gefasste Meinung gegenüber einem Leser sogar noch verteidigen wollte. Auf der Seite "Auto & Verkehr" stand vor einer Woche das Interview "Sind SUV-Fahrer rücksichtslose Machos?" mit einem Verkehrspsychologen, und ich habe die Frage in der Überschrift spontan beantwortet: Ja, stimmt, nicht alle, aber vermutlich die meisten. Zwei Leser haben mich in dieser Woche angerufen, weil sie (im wahrsten Sinne des Wortes) geschimpft und sich darüber beschwert haben, wie man "solchen Unsinn nur in die Zeitung setzen kann". Beide bekannten sich dazu, als Männer im schon weit fortgeschrittenen Rentenalter selbst einen SUV aus Überzeugung zu fahren, weil sie die Vorteile beim Ein- und Aussteigen zu schätzen wissen und niemals wieder darauf verzichten wollten, denn "die Probleme mit den Knien und der Hüfte werden ich wohl behalten", meinte der eine Anrufer. Wie ich die Sache sehe, wollten natürlich beide von mir wissen: "Nun denn", habe ich gesagt und hinzugefügt: "Ich habe einige Autofahrer im Kreise meiner Kollegen und Freunde, die einen SUV fahren, aber alles andere als alt und gebrechlich sind." Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, wollten die beiden Leser wissen, ich habe geantwortet: "Ich glaube schon, dass sie solch ein großes Auto fahren, weil sie Spaß daran haben und damit auch eine bestimmte Lebenseinstellung zum Ausdruck bringen wollen." Schnell habe ich noch ergänzt: "Sie haben natürlich recht, alle SUV-Fahrer unter eine Generalverdacht zu stellen, gehört sich nicht." Beide waren damit zufrieden, der eine Anrufer will einen Leserbrief dazu schreiben. Ganz ehrlich? Etwas unheimlich sind mir diese "Sport Utility Vehicle" schon, wobei ich das Synonym "Geländelimousinen" nicht wirklich als Beruhigung empfinde.

Episode 2: Gefragt hat mich zwar niemand danach, doch möchte ich meine Bewertung des Rücktritts von Stanislaw Tillich als Ministerpräsident von Sachsen doch nicht für mich behalten, weil es mir leicht fällt, sie mit einer Feststellung auf den Punkt zu bringen: Bis zu diesem Zeitpunkt, also fast 48 Stunden nach dem Bekanntwerden dieses Abtretens von der politischen Bühne, hat nur ein einziger Leser mir dazu seine Meinung mitgeteilt in der Hoffnung, dass ich sie als Leserbrief veröffentliche; keine weitere Zuschrift, kein einziges Gespräch am Telefon über Tillichs Abgang. Weshalb ich konstatiere: Besser kann man meiner Ansicht nach nicht zusammenfassen, wie wichtig es den Menschen in Sachsen offenbar ist, dass dieser Mann nicht mehr ihr "Landesvater" sein möchte. Noch dieser Hinweis: Der Autor des Leserbriefs ist der Mann, der mir durchschnittlich drei Mails schickt; am Tag.

Episode 3: Eine Leserin fragte bei mir an, ob die Zeitung nicht, so wie früher, eine Übersicht über die Schulferien in allen Bundesländern und nach möglich für die nächsten zwei oder sogar drei Jahre veröffentlichen könnte. Noch vage kann ich mich daran erinnern, dass es tatsächlich früher diese Tabellen auf den Ratgeber-Seiten der "Freien Presse" gab, gefühlt dürften es so etwa zehn Jahre her sein, dass ich sie zum letzten Mal im Blatt gesehen habe, weshalb ich das Argument, warum man das vermutlich eingestellt hat, mit einer Frage auf den Punkt brachte: "Sind Sie im Internet unterwegs?" Die Frau sagte: "Selbstverständlich, für wie rückschrittlich halten Sie mich denn." Ich habe so zwei oder auch drei Sekunden geschwiegen, während ich die Worte "Schulferien" und "Übersicht" in die Maske der Suchmaschine eingab, bevor ich sagte: "Sie finden die Übersicht mit nur wenigen Kicks im Internet sofort und ohne große Mühe." Die Reaktion darauf hat mich dann doch sprachlos gemacht: "Aber die kann ich nicht ausschneiden und an die Pinnwand hängen."

Episode 4: Weil ich mich an meine eigenen Regeln halte und in meinen Blogeinträgen keine Namen nenne, darf ich jetzt auch nicht verraten, wer sich mit diesen Worten zu meiner Kolumne "Für den Frieden" auf der aktuellen Seite "Leserforum" geäußert hat und damit wohl eher eine freundlich formulierte Kritik loswerden wollte, was ihm aber nicht wirklich gelungen ist, denn ich habe es als ein Lob betrachtet und mich in meiner Haltung bestärkt gefühlt. Der Mann sagte: "Besser hätte es der Papst auch nicht formulieren und auf den Punkt bringen können."

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