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Jetzt auch ich: Muss das sein?

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Kein Geständnis, aber ich möchte ehrlich sein: Ich habe Selbstzweifel; zwei Dinge sind dafür verantwortlich. Erstens: Seit den Artikeln und Bildnachrichten über die Transporte von US-Kriegsgerät auf den Eisenbahnschienen in der Region und dem tagelangen Stillstand eines solchen kilometerlangen Güterzugs in Mittweida habe ich vier Gespräche mit Lesern am Telefon geführt, die mich angerufen hatten, weil sie mir mehr oder weniger deutlich (und entsprechendem emotional aufgeladenen Vokabulars) zum Ausdruck gebracht haben, dass sie Deutschland immer noch für ein von den USA besetztes Land halten und dass es endlich Zeit wird, daran etwas zu ändern. Ausgehend von meiner Überzeugung, dass die Stationierung von US-Truppen in unserem Land in erster Linie etwas mit der Nato und entsprechenden Vereinbarungen innerhalb der Mitglieder und vor allem zwischen den USA und Deutschland zu tun hat, habe ich immer gegen diese Art der Interpretation einer "Besatzungsmacht" argumentiert.

Zweitens: Seit Jahren könnte ich mit Sicherheit jede Woche mindestens einen Blogeintrag darüber schreiben, dass mich Leute angerufen haben, weil sie unbedingt ihre Meinung dazu loswerden wollen, aber keinen Leserbrief schreiben können (Alter) und wollen (Furcht vor Reaktionen), dass man angesichts der Drohgebärden zwischen den echten und vermeintlichen Supermächten auf der Welt und dem Aufmarsch von Truppen und Waffen an den Grenzen der Nato-Staaten und Russland zurzeit wieder einmal von der großen Angst heimgesucht wird, dass es tatsächlich demnächst einmal wieder Krieg gibt und dass man auf keinen Fall eine Gelegenheit verpassen sollte, sich dagegen zu äußern und mit Nachdruck eine Position für friedliche Lösungen zu beziehen. Allein vier Anrufer im, so ein Leser, "weit fortgeschrittenem Seniorenalter" haben sich bei mir gemeldet und sich dafür bedankt, dass ich auf der aktuellen Seite "Leserforum" zwei Meinungen unter der Überschrift "Nur die eine Antwort: Wir wollen das nicht" veröffentlicht hatte. Ein Leser meinte, dass gerade Deutschland eine historische Pflicht habe, sich für die Wahrung des Friedens einzusetzen und sich nicht an einem militärischem Säbelrasseln zu beteiligen. Bei allen Gesprächen habe ich versucht, beruhigend auf die Leute in der Leitung einzuwirken und ihnen das Gefühl zu geben, dass man sich eigentlich auf den gesunden Menschenverstand und die Vernunft verlassen kann, dass niemand es tatsächlich so weit kommen lassen würde, dass Soldaten marschieren und aufeinander schießen, Bomben abgeworfen und Raketen gestartet werden.

Seit heute überdenke ich meine Haltung; ich habe Zweifel, ob ich meinen bisherigen Argumenten noch vorbehaltlos vertrauen kann. Was passiert ist? Um 8.30 heute Morgen stand ich auf dem Bahnsteig in Mittweida und traute meinen Augen nicht: Etwa zwei Wochen, nachdem der Transport mit US-Kriegsgerät endlich weitergefahren war, stand ein neuer und diesmal etwa einen Kilometer langer Güterzug auf demselben Nebengleis, doch während es zuvor eine Mischung aus Sanitäts-, Begleit- und Tankfahrzeugen war, sah ich diesmal nur gepanzerte Kettenfahrzeuge, die ich mit meinem laienhaften Verständnis als Schützenpanzer bezeichnen würde. Was aber auf jeden Fall bedeutet: Sie sind dazu bestimmt, auch auf Menschen zu schießen und diese zu töten. Wie unsensibel muss man eigentlich sein, um den Menschen in der mittelsächsischen Hochschulstadt innerhalb von wenigen Wochen diesen Anblick ein zweites Mal zuzumuten und ihnen noch mehr das Gefühl zu geben, dass dieser Standort offenbar bestens dazu geeignet ist, bei welchen militärischen Auseinandersetzungen auch immer eine zentrale Rolle zu spielen. Diese zwei Fragen kamen mir in den Sinn: Sind wir vielleicht doch so etwas wie ein besetztes und in diesem Sinne kein selbstbestimmtes Land? Ist es wirklich so ausgeschlossen, dass aus dem Säbelrasseln ein echter Krieg wird?

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