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Der Teufel und das "Rumeiern"

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Mein "Sprechstunde" heute begann um kurz nach zehn mit einer Diskussion darüber, ob ich in einem bereits vor Wochen veröffentlichten Leserbrief, in dem es um die Koalitions- beziehungsweise Sondierungsverhandlungen zur Bildung einer Regierung nach der Bundestagswahl ging, zurecht das Wort "Rumgeeiere", dass ich nicht im Duden und auch mit Hilfe von Suchmaschinen in keinem anderen gedruckten oder digitalen Wörterbuch gefunden hatte, durch das Wort "Eiertanz", was eindeutig ein bekanntes und vor allem auch häufig verwendetes Substantiv ist, ersetzt habe. Der Mann in der Leitung meinte, es gäbe da einen grundsätzlichen Unterschied hinsichtlich des Ausdrucks von Respekt gegenüber den Menschen, den man diese Tätigkeit unterstellen wollte, denn seiner Meinung nach könnten Leuten, die rumeiern, weniger Intelligenz unterstellen, als Zeitgenossen, die einen Eiertanz veranstalten. Ich habe seinen Einwand zur Kenntnis genommen und dem Anrufer versichert, bei künftigen Entscheidungen, ob ich "Rumgeeiere" durch "Eiertanz" ersetzen darf, mich seines Einwandes zu erinnern.

Der nächste Anrufer wollte nur wenige Minuten später wissen, ob ich der richtige Ansprechpartner sei, wenn es darum geht, dass er mit jemanden über den Vorschlag des Papstes reden möchte, den Text des Vaterunsers bei der Formulierung „Und führe uns nicht in Versuchung“ zu ändern. "Nein", habe ich geantwortet und hinzugefügt, weil er nach dem Grund gefragt hatte, dass ich außer dem nachrichtlichen Wert dieser Information nichts wisse, was auch nur annähernd dazu geeignet sei, eine Diskussion über dieses Thema zu führen oder sie auf Grundlage dieser Kenntnisse mit einer eigenen Meinung zu bereichern. "Schade", sagte der Mann in der Leitung, bevor er sich freundlich von mir verabschiedete, nachdem er meinen Vorschlag, einen Leserbrief zu diesem Thema zu schreiben", mit einem "eher wohl nicht" kommentiert hatte. Dann aber, als das Gespräch bereits seit einigen Minuten beendet war, kamen mir doch Gewissensbisse, weil meine innere Stimme zu mir sagte: "Eigentlich kennst Du dich doch ganz gut mit Versuchungen aus und hättest zumindest ehrlich sein können", vernahm ich, dachte kurz über die Bedeutung dieser Worte nach, zog die unterste Schublade meines Schreibtisches auf und fragte mich selbst, weil "zart" und "Versuchung" bei mir nicht miteinander in Einklang zu bringen sind, sondern eher "dunkel" und "Verlockung": Soll ich, soll ich nicht? Die war meine Antwort: Stark sein kann ich auch später noch.

Bei dem letzten Gespräch heute um kurz vor zwölf habe ich, was eigentlich nicht meine Art ist, das Ende der Unterhaltung eingeleitet. Es gibt nur wenige Grenzen, die Leser überschreiten und mich dadurch dazu bewegen können, ihnen nicht weiter zuhören zu wollen, aber dies war eine. Ich hatte den Mann in der Leitung schon ein paar Minuten lang reden und mir seine Meinung über die Bedeutung von Jerusalem für die Christen in aller Welt mitteilen lassen, als er diesen Satz sagte: "Satan lässt grüßen, der Teufel ist mitten unter uns." Ob er das wörtlich oder metaphorisch meine, habe ich ihn noch gefragt, bevor ich seine Antwort vernahm und mich dann freundlich, aber bestimmt von ihm verabschiedet habe.

Weil ich ein (tatsächlich) beeindruckendes Gedächtnis für Melodien und Liedtexte habe, erinnerte ich mich nach diesem Gespräch an einen Sänger, der in den Siebzigern mal einen Hit hatte, in dem es um den Satan ging. Ich habe im Netz danach gesucht und ihn gefunden. Ich finde, das hat was: "Zeit macht nur vor dem Teufel halt".

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