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Bitte, bitte, nicht füttern

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Seit 15 Jahren wohne ich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem wunderschönen Park mit mehreren Teichen, einem eingezäunten Gehege mit Rotwild, einer großen Voliere mit vielen farbenprächtigen Vögeln und beschaulichen Pfaden entlang von schmuckvoll angelegten Bepflanzungen und beeindruckend großen Bäumen der unterschiedlichsten Art; zu sehen sind kunstvoll geschnitzte Holzskulpturen, und wenn der Rhododendron blüht, sind die viele Jahrzehnte alten Sträucher eine Farbenpracht, wie man sie sich eindrucksvoller kaum vorstellen kann. Also: Ich liebe den Park vor meiner Haustür sehr. Aber:

Wenn ich in dem Park (selbst in den frühen Morgenstunden) meine Joggingrunden drehe, kommt es eigentlich nie vor, dass ich mich nicht maßlos ärgere und mir große Mühe geben muss, nicht vor Wut aus der Haut zu fahren. Eine Leserin hat mir ihrem Anruf heute erreicht, dass ich mich dieses Dilemmas wieder mal bewusst geworden bin und zum einen mit diesem Blogeintrag die Hoffnung verbinde, ein Ventil für meinen angestauten Unmut zu finden, während ich für jeden Hinweise dankbar wäre, wie ich auch bei diesem Punkt mit heiterer Gelassenheit darüber hinweggehen kann, statt diesen Groll zu empfinden und darunter zu leiden. Die Anruferin meinte: "Bitte setzen Sie unbedingt ganz schnell mal einen Artikel in die Zeitung, dass man die Enten und Gänse in den öffentlichen Parkanlagen am besten gar nicht, aber vor allem nicht mit Brot füttern sollte, weil sie dadurch krank werden oder sogar sterben können." Ich habe ihr gesagt, dass ich gern meine Kollegen in der Redaktion darauf hinweisen werde, mal über die Möglichkeit eines solchen Berichts nachzudenken, dass ich aber davon ausgehe, dass solch ein Beitrag in der Zeitung bei den Leuten wenig bewirken wird und sie sich kaum durch das Wissen um die Schädlichkeit vom Entenfüttern abhalten lassen werden. Dann habe ich ihr von meinen Erfahrungen erzählt:

In den ersten drei bis vier Jahren habe ich immer dann, wenn ich sah, dass Leute mit ihren vollen Tüten mit Brotresten oder sogar mit extra gekauftem billigen Toastbrot am Ufer entlang gingen und das Zeug mit vollen Händen ins Wasser warfen, meine Laufrunden unterbrochen, angehalten und sie angesprochen und auf das Fehlverhalten hingewiesen. Auf Verständnis bin ich kein einziges Mal gestoßen. Vielmehr bin ich fast jedes Mal beschimpft worden, dass mich das nichts angehe und sie sich ihre Fürsorge für die Hunger leidenden Tiere nicht verbieten lassen würden; ein alter Mann, der offenbar mit seinem Enkel unterwegs war, ist sogar mal mit erhobener, drohender Faust auf mich zugekommen. Mehrmals habe ich Personen, die an dem Zaun des Geheges standen und das Schild mit dem Hinweis, dass das Füttern der Rehe und Hirsche nicht erwünscht sei, vor Augen hatten, gefragt: "Können Sie nicht lesen?" Was soll ich sagen, die Anfeindungen, denen ich mich jedes Mal ausgesetzt sah, waren von der Art, für die es keine Worte gibt, ohne diese Personen zu diskreditieren. 

Irgendwann dann habe ich aufgeben und fortan die Tierfütterer ihr Werk verrichten lassen, ohne mich darum zu kümmern, weil ich einfach keine Lust mehr hatte, mich anpflaumen oder vollnölen zu lassen. Zugeben aber muss ich, dass ich nie aufgehört habe, mich trotzdem über diese Leute zu ärgern, weshalb ich nun bekennen und es als Frage formulieren möchte: Mach ich es mir zu einfach und gibt es doch eine Lösung für dieses Problem? Durch die Stadt oder das angrenzende Gewerbegebiet zu joggen ist jedenfalls keine Alternative.

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