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Christin macht mich sprachlos

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Wirklich sprachlos (und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes) machen mich Äußerungen und Meinungen von Lesern am Telefon eher selten, und deshalb habe ich an dieser Stelle eigentlich auch eher selten über solche Gespräche zwischen zehn und zwölf berichtet. Nun muss ich es aber wieder einmal tun, denn diese Ansicht beziehungsweise Grundeinstellung der Anruferin heute um kurz nach elf hat mich tatsächlich so sehr erschüttert, dass ich mich nur noch für die Unterhaltung bedanken und auflegen konnte. Das kam so:

Eigentlich hatte die Frau in der Leitung mich nur anrufen wollen, nachdem sie meine Kolumne "Himmel lacht mit" auf der aktuellen Seite "Leserforum" gelesen hatte und mir sagen wollte, dass sie überhaupt kein Verständnis dafür hat, dass es Leute gibt, die nicht darüber lachen können, wenn in einer Karikatur der himmlische Vater aus einer Wolke heraus zur Bundeskanzlerin spricht und ihr sagt, als sie gerade ihren Amtseid ablegen will, "vergiss es!". Die Leserin meinte, dass Christen so souverän sein sollten, auch das mit Humor zu ertragen, wenn Gott zum Inhalt eines Witzes wird. Sie wollte ihre Meinung noch damit untermauern, dass sie mir von ihrem eigenen christlichen Glauben erzählte und welche Rolle er in ihrem Leben spielt. Dann aber fiel dieser Satz: "Vor zwei Jahren bin ich allerdings aus der Kirche ausgetreten." Natürlich fragte ich, weil sie an dieser Stelle eine Pause machte und ganz offenbar auf meine Reaktion darauf wartete, nach den Gründen für den Kirchenaustritt. Den hat sie mir gesagt, er hat mich (diesmal nur sprichwörtlich) umgehauen. "Vor zwei Jahren gab es in unserer Gemeinde eine Initiative, Flüchtlingen und vor allem jungen Leuten vor allem mit materiellen Gütern zu helfen, sich besser bei uns zu integrieren. Das fanden mein Mann und ich so was von daneben, dass wir damit nichts mehr zu tun haben wollten." Weil ich diesen Zusammenhang beim besten Willen nicht verstanden habe und in diesem Zusammenhang auch noch von christlichen Werten wie Nächstenlieben oder Barmherzigkeit sprach, hatte dies zur Folge, dass die Frau in der Leitung mir sagte: "Flüchtlinge? Das sind doch alles nur (...), die sich auf unsere Kosten hier ein schönes Leben machen wollen." Zum besseren Verständnis dieses Blogeintrages und als Begründung für meine tatsächliche Sprachlosigkeit möchte ich noch einmal betonen, dass die Leserin sich anfangs als "sehr gläubige Christin" bezeichnet hatte. Mit bleibt nur das Schweigen.

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