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Spaß? Hier hört er auf
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In meiner (mittlerweile langen) Liste mit Wörtern, die eigentlich eher harmlos sind, an denen sich Leser aber trotzdem reiben, wenn sie sie in der Zeitung in einem für sie nicht nachvollziehbaren Zusammenhang gelesen haben, gibt es einen neuen Eintrag: das Festival. Da ich eigentlich nur dann in meinem Blog über solche Hinweise schreibe, wenn mindestens zwei Anrufer mit mir darüber reden wollten, hat es in diesem Fall etwas gedauert, bis ich darüber berichten kann, denn heute wollte zum zweiten Mal jemand mit mir darüber reden, was ihm diesbezüglich in die Nase gefahren war. Zunächst mal möchte ich drei Textpassagen aus Artikeln zitieren:
Im Artikel mit der Überschrift "'Abhitlern' an der Ostgrenze" war bereits im Vorspann zu lesen: "Im ostsächsischen Ostritz herrscht am nächsten Wochenende Ausnahmezustand. Zum Führer-Geburtstag hat die Neonazi-Szene eines ihrer der Nachwuchswerbung dienenden Festivals angesetzt." (Insgesamt acht Mal tauchte das Wort "Festival" in der Reportage auf.)
Im Beitrag "Ostritz rüstet sich für Rechtsrock-Festival" war das Wort sogar in der Überschrift zu lesen, während es dann noch weitere fünf Mal im Text des Artikels zu finden war.
Im Bericht mit der Überschrift "'Arische Brüder' und ihr Hang zur SS" hieß es im Vorspann: "Das Neonazi-Festival in Ostritz hat ein Nachspiel. Die Modekollektion des Veranstalters könnte zum Teil verboten werden." (Vier Mal war anschließend noch vom "Festival" die Rede.)
Also versuche ich, weil ich auch mit den beiden Leserin über diesen Punkt gesprochen habe, auch hier meine eigene Definition: Ein Festival ist eine mehrtägige Veranstaltung mit einem kulturellen Anspruch, bei dem entweder Künstler auftreten oder bei dem Kunst gezeigt wird. Ganz einfach, oder? Hinzufügen möchte ich noch, dass ein Festival natürlich auch impliziert, dass jemand hingeht und sich über die Darbietungen freut, vielleicht sogar Spaß hat, sich aber auf jeden Fall gut unterhalten fühlt. Genau das aber war der Knackpunkt für die beiden Anrufer:
"Mit diesem Wort bescheinigen Sie den Veranstaltern und Teilnehmern doch, dass es sich um ein ganz normales Festival handelt, bei dem Spaß haben kann und sich vergnügen darf", meinte eine Anrufer und fügt noch hinzu: "Aber gerade das ist es eben nicht, denn es geht hier doch um Neonazis."
Der zweite Leser teilte mir mit: "Festival ist in diesem Zusammenhang ein Euphemismus, den man meiner Ansicht nach zwingend als solchen hätte kennzeichnen oder mit einem weiteren Zusatz erklären müssen."
Beiden habe ich gesagt, dass das Wort "Festival" (laut meiner Definition von oben) meiner Ansicht eine völlig wertneutrale Bezeichnung ist und deshalb an der Verwendung in den Artikel nichts zu kritisieren ist, was die Männer in der Leitung natürlich nicht akzeptiert, mir jedoch klar und deutlich zum Ausdruck gebracht haben, dass sie mit der Unterhaltung darüber ihr Ziel erreicht haben, sich jetzt besser zu fühlen.
Verschweigen möchte ich abschließend nicht, dass es doch noch eine andere Art von Festival gibt, über die ich (tatsächlich zufällig) bei meiner Recherche im Netz gestolpert bin. Zwei Gründe gibt es, warum ich das erwähne. Erstens: Dieser Schlager ist ein beeindruckendes Dokument der jüngeren Musikgeschichte. Zweitens: Zu dieser Zeit hatte ich (bei vollem Haupthaar) die gleiche Frisur. Also: Hier ist das "Festival der Liebe". (PS: Die Randnotizen zum Freitag gibt es morgen leider nicht, weil ich in Sachsen "Leserobmänner aller Zeitungen - vereinigt Euch" unterwegs bin.)
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