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Leben des Brian 2.0

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In dem 2004 erschienenen Film "The Final Cut - Dein Tod ist erst der Anfang" scheint es noch Utopie zu sein. Als Schnittmeister versieht Alan W. Hakman alias Robin Williams einen ganz besonderen Dienst: Er stellt die Erlebnisse Verstorbener zu einer Art Spielfilm zusammen - für die Hinterbliebenen. Möglich macht es ein im Gehirn implantierter Microchip, der sämtliche Erinnerungen eines Menschen speichert und sie nach deren Ableben als Rohmaterial für Leute wie Hakman bereitstellt. Denn die Bestatter der Postmoderne bringen die Verstorbenen nicht nur unter die Erde, sie erstellen dank der Microchip-Aufnahmen ein "Best of" des Betrauerten - das Leben als Endlosschleife. Was wie Zukunftsmusik klingt, wird bereits jetzt Realität. Es ist nicht genug damit, dass man im Alltag schon oft genug die Brille auf hat. Nein, in Zukunft dient die Brille weniger dazu, überhaupt etwas zu erkennen, sondern als Rekorder. Und aufgenommen wird damit nicht weniger als: das Leben! Wissenschaftler der Uni Tokio haben mit Sony den Prototypen einer Brille entwickelt, die das so genannte Lifelogging salonfähig machen soll, sprich: die dauerhafte Aufzeichnung allen Geschehens, das ihren Träger umgibt. Das Gestell ist mit einer Kamera versehen, jedes Glas mit LED-Lämpchen und lichtempfindlichen Sensoren, so dass man auch Jahre danach noch darüber im Bilde ist, wo man welchen Artikel gelesen, sich beim Koch im Lieblingsrestaurant beschwert oder einer Frau in den Ausschnitt gesehen hat.
 
Experten sind sich sicher: In naher Zukunft wird jeder von uns genau das wollen - aufzeichnen, was wir den ganzen Tag so treiben. Mit dem kanadischen Computerwissenschaftler Steve Mann gibt es auch einen Vorreiter des Lifeloggings. Er begann bereits 1980 damit, sein Leben aufzuzeichnen - damals mit einer auf dem Haupt montierten Kamera, die aussah wie die billige Kopie des Kopfschmucks von Lord Helmchen. Die Technik hat Mann inzwischen derart verfeinert, dass sie wie beim Modell von Sony als Brille daher kommt, die im Alltag nicht als störend empfunden wird. Lästig ist aber etwas anderes - wenigstens für die Forscher aus Japan: Sie haben noch keine passende Lösung, wie ihre Brille dauerhaft mit Strom versorgt wird, um "Das Leben des Brian" und jenes all der anderen aufzunehmen. Und das ist ein großes Problem auf dem Weg zur Serienreife. Denn machen wir uns nichts vor: Wenn das Ende naht, muss genügend gehaltvolles Material vorhanden sein, damit das Leben nicht nur kurz vorm Exitus wie ein Film abläuft, sondern auch danach. Schön, wenn man dann einen hat wie den oben erwähnten Alan W. Hakman. Der handelt nach derselben Maxime wie der Sensenmann: "... und Schnitt!"

Von Ronny Strobel


 
                       

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