Blog "Leser-Obmann": Es darf auch mal geschmunzelt werden

Dass ich während der zwei Stunden, die ich täglich mit Lesern am Telefon rede, dazu komme, in mich hinein zu schmunzeln, ist eher die Ausnahme. Deswegen werde ich diese eine halbe Stunde gestern wohl noch eine Weile in Erinnerung behalten.

"Ich bin schon 82 Jahre alte, und mir ist da was passiert", sagt eine Anruferin als erstes, bevor sie hinzufügt: "Ich will Ihnen das nur kurz erzählen, schreiben müssen Sie darüber nicht." Ihr Telefon sei plötzlich ohne Funktion gewesen, der Hörer blieb stumm. "Da bin ich gleich mit dem Bus in die Stadt gefahren, in den Laden der Telekom gegangen und habe nachgefragt." Die Antwort lautete "stillgelegt wegen Todesfall". Die Leserin muss kichern, als sie mir sagt: "Die haben vielleicht komisch geguckt, als da eine Leiche vor ihnen stand."

Der Leser am Telefon hat ein Problem ausgemacht: "Das Gras auf der Wiese in meiner Straße ist mittlerweile so hoch gewachsen, dass dadurch eine Gefahr für den Straßenverkehr entsteht." Nachdem ich alle Daten aufgenommen habe und weiß, wo die Wiese ist, rufe ich den Kollegen in der Lokalredaktion an und frage: "Kannst Du Dich darum kümmern?" Seine Antwort lautete: "Ich fahre gleich los, muss nur noch den Rasenmäher von zu Hause holen."


"Freie Presse" veröffentlich keine anonymen Leserbriefe, auch keine Meinungen mit einem Fantasienamen oder einem Pseudonym. Mit einer Anruferin habe ich lange darüber diskutiert. "Frau Metzger", sagte ich, "wir machen da wirklich keine Ausnahmen." Die Leserin wollte nicht aufgeben: "Können wir uns nicht auf einen Kompromiss einigen und sie schreiben einfach Fleischer?"

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