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Ein Mensch am Telefon - und er hört sogar zu

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Die Leserin heute am Telefon stellte sich vor,  wartete aber nicht, bis ich erneut etwas sagen konnte, sondern legte gleich los: "Ich will Ihnen mal eine Geschichte erzählen, ich war kürzlich mit dem Zug unterwegs." Ich atmete aus - nicht hörbar, nicht wirklich ein Seufzer - und ich nahm den Hörer etwas entspannter in die Hand, denn in der langen Liste der Anrufe sollte es jetzt mal nicht um das neue Aussehen der "Freien Presse" gehen.

Die Anruferin schilderte mir ihr Erlebnis: "Höchstens einmal im Jahr fahre ich mit der Bahn, ich bin also in diesen Dingen nicht besonders routiniert. Dreimal musste ich umsteigen, beim letzten Mal musste ich eine zusätzliche Fahrkarte kaufen. Einen Schalter gab es nicht, mit dem Automaten bin ich überhaupt nicht klargekommen, weil man keine Zielorte eingeben konnte, sondern sich an den Zonen orientieren musste. Das habe ich nicht geschafft, die Zeit wurde knapp, also bin so in den Zug eingestiegen, denn in den Wagons sind ja auch manchmal Automaten. In diesem Zug aber nicht, also habe ich den Schaffner gesucht, um eine Fahrkarte zu kaufen. Der war dazu aber nicht bereit, sondern wollte mir gleich die 40 Euro für den erhöhten Fahrpreis abknöpfen; nur weil sich zwei weitere Fahrgäste für mich eingesetzt haben, hat der Schaffner schließlich davon abgesehen. Am nächsten Tag wollte ich bei der Bahn anrufen, weil ich mich beschweren wollte. Zweimal bin ich in einem Callcenter gelandet, ein drittes Mal in einer Warteschleife, irgendwann habe ich es dann aufgegeben."

Die Leserin machte eine Pause, ich nutzte die zwei Sekunden und fragte: "Wie kann ich Ihnen jetzt helfen?" Die Anruferin sagte: "In diesem Fall? Gar nicht. Deswegen rufe ich Sie eigentlich nicht an. Ich habe Ihnen das nur erzählt, weil ich damit zum Ausdruck bringen wollte, dass ich sehr froh darüber bin, dass es bei der Zeitung tatsächlich jemanden gibt, den man direkt anrufen kann, der mit mir redet, der mir zuhört, der mich nicht gleich weiterverbinden will." Wieder eine Pause von diesmal drei Sekunden. "Reden wir jetzt also über das neue Layout der Freien Presse."

Ich atmete aus, nicht hörbar, nicht wirklich ein Seufzer.

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