Blog "Leser-Obmann": Von dunklen Mächten und mystischen Zahlen

Von Anfang an habe ich auf diese Frage gewartet, heute ist sie mir gestellt worden. Vor Schreck habe ich die Textdatei, in der ich mir etwas Hintergrund zu diesem Thema aufgeschrieben hatte, weil ich vorbereitet sein wollte, nicht so schnell gefunden. Aber ich hatte Glück, der Anrufer wollte mich nur informieren und mich Unwissenden aufklären; nicht warnen oder retten, nicht beschützen oder mir Hilfe anbieten, nicht von der Apokalypse sprechen, mir kein Studienmaterial schicken.

"Sind Sie sich darüber im Klaren, was es mit Ihrer Telefonnummer auf sich hat?", fragte mich der Leser. Obwohl ich wusste, auf was er mit dieser Frage hinaus wollte, versuchte ich die Stimmung etwas zu entkrampfen und vertraute auf den Humor: "Ich weiß, denn meine Kollegen haben auch schon gelästert, weil ich jetzt den meisten Sechs habe." Der Anrufer ging darauf gar nicht ein, zumindest nicht auf die Doppeldeutigkeit des einen Wortes. Ich hörte für ein paar Sekunden nur ein Atmen, dann sprach er weiter: "Es geht um den Antichristen, das ist seine Zahl. In der Offenbarung des Johannes steht es geschrieben: Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig."

Nun bin ich Diskussionen über philosophische, aber auch esoterische Themen durchaus nicht abgeneigt, selbst den religiösen Diskurs scheue ich nicht. Die Zahlenmystik ist ein höchst interessantes Feld, und wenn wir alle mal ganz ehrlich sind: Die eine oder andere Zahl spielt in unserem Leben eine viel größere Rolle als alle anderen, oder nicht? Die Zahl 666 hat für viele Menschen etwas Unheimliches, im Okkultismus spielt sie eine große Rolle. Doch für mich ist es eine Zahl wie alle anderen, und die 0371/656-65666 ist meine Telefonnummer, weil sie sich gut merken lässt.

"Ich wollte Ihnen das nur sagen, falls Sie es noch nicht gewusst haben. Jetzt wissen Sie es, und können sich selbst Ihre Gedanken machen", sagte der Leser am Telefon und verabschiedete sich. Ich zog die oberste Schublade des Schreibtisches auf, brach mir ein Stück Schokolade ab (Zartbitter, 81 Prozent) und vertraute auf den Effekt, er trat mit sofortiger Wirkung ein: Das Leben ist schön.

Weitere Blog-Einträge

Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!

• Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
• E-Paper und News in einer App
• Push-Nachrichten über den Tag hinweg

Kostenlos herunterladen

Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.