Warum Stringtangas Blasenentzündungen fördern und Damenbinden nichts bei Inkontinenz sind, erklären sächsische Ärzte beim Telefonforum
Millionen Frauen und Männer leiden unter Inkontinenz. Viele sprechen aber öffentlich nicht gern darüber. Entsprechend gefragt war der anonyme Rat von Urologen und Frauenärzten am Lesertelefon. Stephanie Wesely hat die Antworten zusammengefasst.
Ich muss ständig zur Toilette, doch es kommt nur sehr wenig Urin. Was kann ich tun?
Um Ihre Beschwerden richtig behandeln zu können, brauchen wir genauere Angaben. Deshalb ist es wichtig, dass Sie vor dem Arztbesuch notieren, wann Sie zur Toilette müssen und wie groß die Urinmenge ist. Letztes lässt sich mit einem Messbecher ermitteln. Außerdem sollten Sie Ihre Trinkmenge notieren. Der Arzt wird dann eine weitere Diagnostik durchführen, um die Ursache zu ermitteln. Das ist Grundlage einer guten Behandlung.
Ich habe nicht besonders häufig das Bedürfnis, zur Toilette zu gehen. Doch wenn es dann soweit ist, ist der Druck schlagartig extrem hoch, sodass ich es kaum zur Toilette schaffe. Gibt es Hilfe?
Mit Sicherheit. Der Urologe oder Gynäkologe sollte zunächst die Restharnmenge kontrollieren. Ist das Ergebnis in Ordnung, kann medikamentös behandelt werden. Eine basische Ernährung kann die Behandlung unterstützen, denn zu viel Säure kann die Schleimhaut angreifen und Entzündungen verschlimmern. Wichtig ist, dass Sie trotzdem genug trinken.
Ich gehe stündlich zur Toilette, kann aber dann nicht gleich Wasser lassen, sondern habe Krämpfe und Schmerzen. Ist das eine Reizblase?
Ihre Beschwerden sollten gründlich diagnostiziert werden. Eine Dranginkontinenz ist möglich. Es kann auch eine Genital- oder Beckenbodensenkung vorliegen. Für alles gibt es spezielle Behandlungsmethoden. Sie sollten nicht eigenmächtig Medikamente nehmen, sondern sich ärztlich begleiten lassen.
Ich hatte vor etwa 20 Jahren eine Operation gegen meine Blasenschwäche. Bei mir wurde so ein Bändchen um die Harnröhre gelegt. Allerdings hat das nichts gebracht. Kann man das auch wiederholen? Hilft die Entfernung der Gebärmutter?
Die Entfernung der Gebärmutter hat nichts mit der Inkontinenz zu tun, sie bringt in Ihrem Falle nichts. In einer Untersuchung kann geschaut werden, ob das Band richtig liegt und ob ein erneutes Band oder eine andere OP-Methode sinnvoll sind. Zum Beispiel bietet sich die Unterspritzung der Harnröhre mit einem Hydrogel an.
Da ich im Alter gerne noch Busreisen unternehmen möchte, bin ich durch meine Blasenschwäche stark eingeschränkt. Es gibt doch Wassertabletten, die die Wasserausscheidung fördern. Gibt es das auch fürs Gegenteil, dass ich nicht so oft muss?
Es gibt viele Medikamente gegen Blasenschwäche, doch wichtig ist es, das richtige Mittel zu wählen. Das geht nicht ohne Diagnostik. Deshalb sollten Sie sich von einem Urologen behandeln lassen. Um Ihnen bis dahin mehr Sicherheit zu geben, sollten Sie nicht ohne gute Inkontinenz-Hilfsmittel außer Haus gehen. Bitte keine Damenbinden verwenden, sie sind dafür nicht geeignet.
Wenn sich meine Gebärmutter gesenkt hat und auf die Blase drückt, hilft mir dann noch ein Beckenbodentraining?
Die Senkung wird davon nicht behoben, aber die Beschwerden können gebessert werden. Ihr Gynäkologe kann Ihnen mit Pessaren helfen. Das sind Silikon-Würfel, die in die Scheide eingelegt werden und die Senkung beheben. Falls das nicht zum Erfolg führt, kommt eine OP entsprechend des Beckenbodendefekts in Betracht. Die alleinige Entfernung der Gebärmutter löst das Problem nicht.
Ich leide an einer Mischinkontinenz, also Drang- und Belastungsinkontinenz. Hilft mir eine Operation, bei der ein Band um die Harnröhre gelegt wird?
Eine urodynamische Untersuchung kann herausfinden, welche Art der Inkontinenz bei Ihnen überwiegt. Diese Form sollte dann auch in erster Linie behandelt werden. Gegen Dranginkontinenz hilft das Bändchen nicht, es kann die Probleme sogar verschlimmern.
Was passiert bei einer urodynamischen Komplexuntersuchung?
Es ist eine Blasendruckmessung. Dazu wird ein dünner Messkatheter über die Harnröhre in die Blase eingelegt, Eine dünne Messsonde kommt in den Enddarm und Klebeelektroden auf den Damm. Zuerst wird die Blase mit Kochsalzlösung gefüllt. Dabei wird die Blase im Füllzustand untersucht. Dann muss der Patient Wasser lassen. Auch die Entleerungsphase wird überprüft. An den Messkurven kann der Arzt erkennen, ob es ein Blasenmuskelproblem, eine Beckenbodenschwäche oder eine neurogene Störung ist. Danach wird die Therapie ausgewählt.