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Alle Zeichen auf Rot - so feierte Chemnitz seinen Opernball

Eine Gala mit 870 Gästen: Sie schoben sich wie die Debütanten gemächlich im Walzer übers Parkett, sprangen wild zu Rockmusik und nahmen das Farbmotto des Abends ziemlich ernst - die Oberbürgermeisterin kam aber in Blau.

Chemnitz.

7.30 Uhr: Der Frack sitzt. Das Haus ist geschmückt. Einsam unternimmt der Generalintendant des Theaters, Christoph Dittrich, einen Streifzug durch die geschmückte Oper. Er sagt: "Ich genieße diese Ruhe vor dem Sturm ganz besonders."

18.10 Uhr: Die Tore öffnen sich. Insgesamt 870 Gäste drängen sich zum Sektempfang im Foyer. Ein Raunen: Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig erscheint in rauschender Robe mit Tüll-Ärmeln, Spitzen-Corsage und Seiden-Taftrock. Nicht in Rot, wie etwa 30 Prozent der Balldamen. "Ich mag das tiefe Blau lieber", so die Rathauschefin.

19.26 Uhr: Das Galaprogramm läuft. Moderatorin Katrin Weber scherzt - und strahlt. Bis in die letzte Reihe blitzt ihr Ballschmuck. Eine mehrere tausend Euro teure Leihgabe. Juwelier Carsten Schmidt-Kippig verschmitzt: "Ups, da haben wir wohl ein bisschen vom Programm abgelenkt."

20.15 Uhr: Die Teller sind gefüllt. Andrea und Christian von Walderdorff aus Regensburg hatten diesmal das Essen gekocht. Rosa Wachtelbrust, Dreierlei vom Lachs, Kalb auf Kürbisstampf kredenzen sie den Gästen. Später tafeln sie deftiger auf: Käse, Schinken und Kartoffelsalat für den Nachthunger.

22.05 Uhr: Es gibt Eierkuchen. Bis ins Obergeschoss stapfen die Ballgäste treppauf, gönnen sich dort Süßigkeiten - rauf damit, auf die Hüften! Treppab die Ernüchterung: Gertenschlank durchtrainierte Balletttänzer kreuzen den Weg der Schlemmerer. Die Tänzer sind auf dem Weg zum Tango-Auftritt im Rangfoyer.

23.46 Uhr: Die Spannung steigt. Wer hat den Hauptpreis der Balltombola abgesahnt? Vier Nächte im Fünf-Sterne-Haus mit einem Auto aus der Sechser-Baureihe weißblauer Motorenwerke gibts zu gewinnen. Eine Vogtländerin schnappt sich den Chemnitzer Preis. Der Tombola-Erlös von 10.000 Euro geht an einen integrativen Sportverein.

0.08 Uhr: Die Show beginnt. Nach Mitternacht steigt Musikerin Kate Ryan auf die Bühne. Die Belgierin macht Stimmung mit frankophilem Pop.

1.07 Uhr: Die Gäste atmen durch und blättern in der druckfrischen Ballzeitung. "Na, den Nachbarn schon aufgezogen, wie er diesmal wieder aus der Wäsche guckt?", frotzelt Moderatorin und Kabarettistin Katrin Weber frech.

2.28 Uhr: Philosophie mit Zigarre. In der Raucherlounge, diesmal ausgelagert in einem beheizten Zelt neben dem Opernhaus, fachsimpeln Männer über Sinn und Herkunft des Kummerbundes - eine Schärpe für Männer. Aus Indien soll die Mode nach Europa gekommen sein. "Rutscht trotzdem immer in die Bauchfalte", murren einige Herren.

3.45 Uhr: Der Punk geht ab. Das DJ-Duo Heckhorn hat im Untergeschoss in der Orpheus-Bar die Regler hoch gedreht. Die Toten Hosen rocken, die Gäste springen - manche barfuß, viele mit offener Fliege.

4.34 Uhr: Andrang in der Garderobe. Während die Gäste auf ihren Limousinenservice warten, tauschen sie Pumps gegen Winterstiefel.

6.42 Uhr: Barkeeper Nico Kunz wischt den Tresen ab und stapelt Gläser in Kisten. Der Ball ist aus.

Die Bilder des Ballabends

Bilder des Opernballs 2018 - Galerie 1

Bilder des Opernballs 2018 - Galerie 2

Bilder des Opernballs 2018 - Galerie 3

Bilder des Opernballs 2018 - Galerie 4

Video: Opernball in Chemnitz

Der Abend in Zahlen

30 japanische Ikarimi-Lachse wurden für das Menü zerlegt. Um die Gäste zu bewirten, mussten zudem 160 Kilogramm Kalbsfilet, 900 Wachtelbrüste, 100 Kilogramm Muskatkürbisse, 70 Kilogramm rote Rüben und 420 Bioeier verarbeitet werden.

28 Flaschen Champagner wurden allein in der Orpheus-Bar im Untergeschoss des Opernhauses geköpft. Nach dem Ball sortierte das Personal 1000 Gläser in Transportkisten - allerdings ungewaschen. Die Spülmaschine ist kurz vor Ende des Balls wegen eines Defekts ausgefallen.

12.650 Blumen, Zweige und Gräser hatten die Mitarbeiter des Gartenfachmarktes Richter in Gestecken drapiert. Einige ragten sieben Meter hoch in den Bühnenhimmel, auf den Tischen standen anderthalb Meter hohe Sträuße.

499 Euro kostete die teuerste Karte. Die Besitzer konnten in erster Reihe an Tanzfläche und Hauptbühne sitzen. Für 209 Euro gab es die günstigsten Tickets. Ein Gast bot den Machern der Ballzeitung mehr als 100 Euro "unter der Hand" für ein Foto von sich in der Zeitung. (pefr)

Debütanten tanzen in Chemnitz - Lehrer guckt aus Asien zu

Insgesamt 21 Paare eröffnen die Theatergala - für sie galt aber trotz Ballmotto: Der Auftritt muss in Weiß erfolgen

Die Nerven flatterten ordentlich, doch am Ende saß die Choreografie perfekt: Lara Bulst und Lisa Marie Uhlig gehörten zu den insgesamt 42 Debütanten, die am Samstag den Chemnitzer Opernball eröffneten.

Der Einleitungstanz ist für die Macher des Opernballs weit mehr als unterhaltsamer Programmpunkt. "Er ist auch ein gutes Instrument, um künftig jüngeres Publikum für die Chemnitzer Ballszene zu begeistern", sagt Tilo Kühl-Schimmel, Chef der Tanzschule Köhler-Schimmel. Seit Jahren bildet er die Nachwuchstänzer aus. "Die Stunden dafür erteilen wir kostenfrei. Es ist eine Investition in den Ausbau des gesellschaftlichen Lebens in Chemnitz", so Kühl-Schimmel weiter. Die diesjährige Choreografie konnte er allerdings nur per Videoübertragung anschauen. Weil Ferienbeginn und Balltermin in diesem Jahr kalendarisch aufeinander trafen, saß Tilo Kühl-Schimmel, während er sich die Übertragung ansah, im Liegestuhl an einem Strand in Asien und ließ sich tropenheiße Sonnenstrahlen auf den Bauch scheinen.

Ins Schwitzen waren am Ballabend auch die Debütanten gekommen. Denn nachdem ihr Auftritt um eine Viertelstunde nach hinten verschoben wurde, die Aufregung also noch größer geworden war, tanzten sie ihre Erleichterung über eine gelungene Balleröffnung anschließend einfach weg - mal zu Walzerklängen auf der Hauptbühne, mal zu harten Bässen in der Disko im Untergeschoss des Opernhauses.

"Dieser Ball wird mir ein unvergessliches Erlebnis bleiben", sagte Lara Bulst, Schülerin am Gymnasium in Burgstädt, begeistert. "Die Stimmung ist super", pflichtete ihre Freundin Lisa Marie Uhlig, Auszubildende an der Chemnitzer Fortis-Akademie, bei. Bedingung für ihren Auftritt war unter anderem der Besitz eines schneeweißen Kleides. Eine Investition, die sich spätestens zur Hochzeit rechnet? "Da reden wir doch jetzt noch nicht davon", winkte Lara Bulst ab.

Ratsch, da war die Robe gerissen

Entertainer Wolfgang Lippert und ein unvergessliches Erlebnis auf dem Chemnitzer Opernball

Rauschender Auftritt im Rampenlicht - und ratsch, da ging ein Riss durch die Robe: Wolfgang Lippert, Sänger, Moderator und Entertainer, erlebte am Samstag gemeinsam mit seiner Frau einen unvergesslichen Chemnitzer Opernball. Gattin Gesine passierte, was nicht passieren sollte: Ihr Kleid platzte. Naht kaputt, Reißverschluss futsch, aus der Traum vom strahlenden Parkettauftritt. "Mir ist beim Tanzen jemand auf den Saum getreten und drin hängen geblieben", sagte die Ehefrau des Entertainers später. Da war der Schock vorbei und die Stimmung längst wieder bestens. "Zum Glück hatte ich ein Ersatzkleid dabei", sagte sie erleichtert. Die Lipperts hatten sich bereits zum zweiten Mal unter die mehr als 870 Ballgäste der Theatergala gemischt. "Ich habe nichts dagegen, hier Stammgast zu werden", schwärmte der Moderator. Bereits im vergangenen Jahr hatte ein Freund mit unternehmerischen Verbindungen nach Chemnitz den Entertainer zum Opernball eingeladen. "Die Atmosphäre hier hatte mir so gut gefallen, dass ich dieses Jahr wieder mitfeiern wollte", so Lippert. Eine Galavorstellung mit Auszügen aus dem Chemnitzer Theaterprogramm sowie ein Auftritt von mehr als 40 Debütanten hatten den Ball eröffnet. Bis morgens sechs Uhr feierten die Gäste, zum Abschluss in einer Bar im Untergeschoss des Bühnenhauses. Da hatten einige Gäste schon Karten für den Ball im nächsten Jahr reserviert. 

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11 Kommentare

Die Diskussion wurde geschlossen.

  • 2
    2
    gelöschter Nutzer
    11.02.2018

    Im nächsten Jahr ist dann "Die Nacht in Blau" angesagt. Wetten?