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              <p class="artikelinhalt">Das genossen die Schwestern am Freitag sichtlich: Am letzten Arbeitstag der Niederwiesaer Zahnarztlegende Prof. Dr. med. habil. Götz Methfessel fühlten sie ihrem Noch-Chef so richtig auf den Zahn. Mit Zange, Spritze, Sauger, Bohrer und Hebel rückten sie ihm zu Leibe. Und waren sich einig: Es war eine tolle Zeit mit ihm. </p>

Das genossen die Schwestern am Freitag sichtlich: Am letzten Arbeitstag der Niederwiesaer Zahnarztlegende Prof. Dr. med. habil. Götz Methfessel fühlten sie ihrem Noch-Chef so richtig auf den Zahn. Mit Zange, Spritze, Sauger, Bohrer und Hebel rückten sie ihm zu Leibe. Und waren sich einig: Es war eine tolle Zeit mit ihm.

Bild: Toni Söll
Flöha

Auf dem Zahnfleisch gehen ist noch nicht

Professor, Zahnarzt, Musiker und Fotograf: Götz Methfessel prägt als Persönlichkeit den Ort Niederwiesa - Am Freitag verabschiedete er sich in den Ruhestand

Niederwiesa.

Über vier Jahrzehnte hat er Menschen auf den Zahn gefühlt, doch auf dem Zahnfleisch geht er noch lange nicht. Mit Professor Dr. med. habil. Götz Methfessel wurde am Freitag in Niederwiesa eine weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannte Persönlichkeit in den Ruhestand verabschiedet. Den Staffelstab hat er an Tochter Susanne Möckel übergeben.

44 Jahre, allein 39 in Niederwiesa, hat der 68-Jährige im Beruf gearbeitet und sich darüber hinaus als exzellenter Jazzmusiker sowie als einfühlsamer Fotograf einen Namen gemacht, dessen Afrika-Bilder unzählige Ausstellungen zierten.

Viele aus der Region waren am Freitag eigens in die Praxis an der Bahnhofstraße gekommen, um dem Arzt zu danken. Darunter Frank Morgenstern vom Reiterhof Euba. Doch weil den 60-Jährigen an diesem Tag ausgerechnet das Zahnreißen plagte, musste er noch einmal auf den Patientenstuhl. Ein letztes Mal legte der Zahnarzt den Bohrer an. "Ihm konnte ich von Anfang an vertrauen", erklärte Patient Morgenstern. Aber nicht nur das sei es gewesen. "Er war ein Mensch, der sich, wenn es die Situation erlaubte, immer Zeit für ein Gespräch nahm." Eben diese Menschlichkeit, die Bescheidenheit, das Wissen - das hat Schwester Katrin, einer seiner Damen in Weiß, imponiert. Seit 1987 war sie bei ihm tätig. "Er hatte für unsere Sorgen und Anliegen immer ein offenes Ohr." Auch Bürgermeister Dietmar Hohm kam am Freitag zur Verabschiedung. "Götz Methfessel hat durch sein Engagement, seine Persönlichkeit die Gemeinde in der Region bekannt gemacht", sagte er.

Entschluss: Musik oder Medizin

Als junger Mensch wollte der vitale Ruheständler keineswegs zuallererst Arzt werden. Zahnarzt schon gar nicht. Der gebürtige Thüringer, der als Bub schon Geige und Klavier, später Klarinette und Saxofon erlernt hatte, liebäugelte mit dem Studium der Musik. Und da war ja auch noch die Sache mit der Kamera: Vom Feriengeld hatte sich der 14-Jährige nach einer Pouva Start eine Werra gekauft, um das Leben in Bildern festzuhalten.

Doch dann überwog eine andere Herzenssache: "Ich bin durch meine Großväter und Großmütter mütterlicher- und väterlicherseits erzogen worden. Mein Vater war im Krieg geblieben." Der Großvater väterlicherseits hatte Kontakt mit Albert Schweitzer, dem bekannten Tropenarzt, gehabt. "Genau so ein Arzt wollte ich werden."

Da er aber beim Medizinstudium nicht angenommen wurde, schwenkte er kurzentschlossen um und studierte in Jena und Berlin von 1962 bis 1967 Zahnmedizin. Seit 1998 lehrt er als Professor das ungewöhnliche Fach Musikermedizin in Dresden, das speziell auf Spielstörungen, deren Therapie und Prophylaxe bei Berufsmusikern ausgerichtet ist.

Blick über den Tellerrand

Bereut hat er seinen Beruf nicht, obwohl der Anfang in Niederwiesa hart war: Arbeit über Arbeit, der Ort hatte drei Jahre lang eine unbesetzte Zahnarztstelle. "Aber das ruhige Niederwiesa in Großstadtnähe mit seinen freundlichen Menschen hat mir immer gefallen", sagte der Mediziner. Außerdem habe man ihm und seiner jungen Familie eine schöne Wohnung zur Verfügung gestellt - "das lockte." Doch der Blick über den Tellerrand blieb. Seit Jahrzehnten spielt Götz Methfessel in der dienstältesten Bluesband des Ostens, in der Meeraner Hot & Blue Jazz Band. Nun kann er sich noch intensiver der Musik ("Ich liebe alles außer Techno und volkstümliches") widmen. Ebenso seiner Leidenschaft, der Fotografie. 1996 reiste er erstmals mit Ehefrau Jutta nach Afrika. Da wussten beide: Dieser Kontinent in seiner Schönheit, Stolz und Würde lässt uns nicht mehr los. Beeindruckende Porträts von den Menschen, die Methfessel immer mit Respekt aufnahm, kann man in Ausstellungen bewundern. Frau Jutta malt Porträts, die in der Praxis einen öffentlichen Platz haben. Die nächste Reise gen Afrika, verriet er, sei geplant.

Am Wochenende aber geht es in Richtung Norden, auf die Insel Hiddensee. Ein Tisch sei schon bestellt. Angestoßen werde nicht auf seinen Ruhestand, aber auf 44 Jahre Ehe. "Meine Frau, meine beiden Kinder und drei Enkel waren mein Kraftquell und mein Ruhepol, das wird weiter so bleiben", freute er sich.

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