Die jahrtausendelangen Beziehungen zwischen Sachsen und Böhmen sind das Thema einer neuen Ausstellung im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz. Die Schau vereint rund 450 Objekte zur Kulturgeschichte beider Regionen. Unsere Bildergalerie zeigt eine Auswahl.
Chemnitzer Museum zeigt sächsisch-böhmische Geschichte
Keramikgefäße aus der Jungsteinzeit aus Böhmen (links) und Sachsen. Sie entstanden in der Zeit um 5000 v. u. Z.
Foto: Muzeum hlavního mesta Prahy/Landesamt für Archäologie SachsenEin in Eythra südlich von Leipzig gefundener Brunnen aus der Zeit Anfang des 8. Jahrhunderts mit einer slawischen Keramik vom "Prager Typ".
Foto: Dirk Hanus/SMACDer Heilige Wenzel war einer der ersten christlichen Fürsten der Dynastie der Premysliden in Böhmen. Diese Kopie einer Bilderhandschrift aus der Zeit um 1085 zeigt die Initiale D mit einer Darstellung des Heiligen Wenzel von Böhmen.
Foto: Dirk Hanus/SMACDie erste namentlich bekannte Person der sächsisch-böhmischen Beziehungsgeschichte ist Ludmilla (ca. 860-920). Sie war die Tochter des slawischen Fürsten Slavidor, dessen Herrschaftsgebiet in der Oberlausitz lag. Gemeinsam mit ihrem
Foto: David Pinzer/SMAC
Mann – dem böhmischen Fürsten Borivoj – trat sie zum Christentum über. Die Großmutter des heiligen Wenzel ist die älteste Landesheilige Böhmens. Die Darstellung stammt aus der Zeit um 1300.Unter dem Luxemburger Karl IV. wurde Prag künstlerisches Zentrum Europas. Der aufkommende Schöne Stil strahlte auch nach Sachsen aus. Links: eine Madonna aus Gersdorf bei Döbeln, um 1430, rechts eine Darstellung der Heiligen Katharina aus Horazdovice, um 1420.
Foto: Dirk Hanus/SMACEine Gruppe von Prager Geistlichen floh 1419 vor den Hussiten ins katholische Zittau und nahm die kostbarsten Reliquien des Domschatzes von St. Veit mit. Dazu gehörte auch diese Mitra des Heiligen Adalbert. 1437 wurde der Schatz unversehrt nach Prag zurückgebracht.
Foto: Metropolitní kapitula u sv. Víta v PrazeDieser Altarflügel aus Roudník aus der Zeit von 1470 bis 1480 zeigt die älteste erhaltene Darstellung von Jan Hus als Märtyrer (unterer Bereich). Seine Anhänger und Nachfolger verehren ihn gemeinsam mit frühchristlichen Heiligen.
Foto: Dirk Hanus/SMACIn der böhmischen Bergbaustadt Joachimsthal stellte man ab 1518 große, schwere Silbermünzen her. Diese als (Joachims-)Taler bekannten Münzen geben der ganzen Münzsorte einen Namen. Auch die amerikanische Währung Dollar geht darauf zurück. Das Exemplar hier stammt aus dem Jahr 1525.
Foto: Dirk Hanus/SMACDer Cranach-Schüler Anton Heusler (um 1500-1562) ließ sich in Annaberg nieder. Genau wie Cranach malte auch er gleichermaßen für Katholiken wie Protestanten. Das Gemälde "Adam und Eva" stammt aus der Zeit um 1555.
Foto: Národní galerie v PrazeDiese beiden Kelche aus dem 17. Jahrhundert wurden der Überlieferung zufolge aus der lutherischen Salvatorkirche in der Prager Altstadt nach Dresden mitgenommen. Damals flohen viele Menschen vor der Rekatholisierung Böhmens in das Kurfürstentum Sachsen. Man nannte diese Glaubensflüchtlinge Exulanten.
Foto: Ev.-Luth. Johanneskirchgemeinde DresdenNach Ende des Dreißigjährigen Krieges erholte sich die Wirtschaft in Böhmen, so dass überall prächtige Paläste und Schlösser, Kirchen, Klöster und Bürgerhäuser im Stile des Barock errichtet werden. Auch Bildhauer aus Sachsen produzierten für die böhmische Elite.
Foto: Dirk Hanus/SMACBevor 1708 in Meißen das europäische Porzellan erfunden wurde, sammelte der böhmische wie der sächsische Adel ostasiatisches Porzellan. In Böhmen etablieren sich nach 1708 eigene Veredlungswerkstätten. Hier chinesisches Porzellan mit einer Malerei von Ignaz Preußler aus der Zeit von 1700 bis 1720.
Foto: Dirk Hanus/SMACDie Grenze zwischen Sachsen und Böhmen war ab dem 19. Jahrhundert eine Grenze zwischen souveränen Staaten. Die Staatsbürger erhielten Ausweisdokumente.
Foto: Dirk Hanus/SMAC
Das Bild zeigt Reisepässe und Ausweisdokumente aus der Zeit von 1850 bis in die 1990er-Jahre.Sachsen, Nord- und Nordwestböhmen wurden im 19. Jahrhundert ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Dass auf beiden Seiten der Grenze deutsch gesprochen wurde, erleichterte den Arbeitsalltag enorm. Noch heute bekannte Dresdner Firmen eröffneten Filialen in Böhmen, zum Beispiel Odol in Bodenbach bei Decin.
Foto: Dirk Hanus/SMACAls Wiege der Kunstblumenherstellung gilt das böhmische Nixdorf. Die feinen Seidenblumen waren auch in Sachsen sehr begehrt. Mit dem Beitritt Sachsens zum Deutschen Zollverein 1834 verlagerte sich die Herstellung ins grenznahe Sebnitz.
Foto: Dirk Hanus/SMACAm 29. September 1938 wurde die sächsisch-böhmische Grenze nach Osten verschoben und das „Sudetengebiet“ ins Deutsche Reich eingegliedert. Wenig später erfolgte der Einmarsch deutscher Truppen. Wer sich der Besatzung widersetzte, wurde inhaftiert und oftmals ermordet. Auch Josef Skupa leistete mit seinen Marionetten Spejbl und Hurvínek durch Anspielungen und Spott gegen die Nazis Widerstand. Er wird 1944 festgenommen und in Dresden inhaftiert.
Foto: Dirk Hanus/SMACEin Skoda S100 aus dem Jahre 1974 gehört ebenfalls zu den Exponaten der Ausstellung. Das Auto war einst in der DDR als Alternative zu Trabant und Wartburg sehr beliebt.
Foto: Juitta Boehme/SMAC