Vor sieben Jahren haben Wissenschaftler erstmals in Deutschland ein tückisches Bakterium entdeckt, das - aus den Niederlanden kommend - Rosskastanien befällt. Inzwischen killt es die Bäume bundesweit.
Das Sterben der Kastanien - Bakterium bedroht den Bestand
Erst beginnen sie zu bluten, dann werden die Wunden in der Rinde von Pilzen befallen und schließlich geht es schnell: Eben noch prächtige Rosskastanien verfaulen bei lebendigem Stamm. Bevor ihr morsches Geäst Menschen erschlägt, müssen sie gefällt werden. Lauschige Plätze in der Stadt werden kahl, Alleen löchrig. Der dramatische Verfall der Bäume ist das Werk von Pseudomonas syringae pv. aesculi. Das gefräßige Bakterium mit dem sperrigen Namen, 2007 erstmals im Westen Deutschlands am Niederrhein festgestellt, hat sich inzwischen zur bundesweiten Plage gemausert.
Foto: Horst Ossinger/dpa
Aus den Niederlanden kommend, ist es unaufhaltsam gen Osten bis nach Greifswald, Wolgast und Usedom vorgedrungen. „Es betrifft inzwischen ganz Deutschland“, sagt Monika Heupel, Pflanzenschutz-Expertin der Landwirtschaftskammer NRW.
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Sind es etwa in Hamburg noch einzelne Bäume des Kastanienbestandes, wird am Niederrhein seit etwa zwei Jahren sichtbar, wozu das tückische, wenn auch für Menschen ungefährliche Bakterium in der Lage ist: Ganze Straßenzüge und denkmalgeschützte Alleen sind ihm in Nordrhein-Westfalen inzwischen zum Opfer gefallen. „Das ist in NRW schon sehr heftig“, sagt Oliver Gaiser vom Hamburger Institut für Baumpflege, das bundesweit Proben mit Bakterienschleim zusammenträgt.
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Sollten nicht spezielle klimatische Gründe das Bakterium in Nordrhein-Westfalen begünstigen, ist es ein Vorgeschmack auf das, was dem Rest der Republik noch blüht - oder eben bald nicht mehr blüht. Allein in Krefeld mussten bislang 454 erkrankte Kastanien gefällt werden - jede siebte in der Stadt, berichtet ein Sprecher.
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Werden Kinder in Deutschland beim herbstlichen Basteln bald auf die dunkelbraun-glänzenden Kastanien verzichten müssen? „Ich habe schon die Befürchtung, dass in unseren Städten einige Lücken entstehen werden“, sagt Gaiser. Offenbar begünstige Feuchtigkeit die Ausbreitung von Pseudomonas. Wie genau sich das Bakterium ausbreitet, etwa durch Insekten oder Vögel, ist dabei noch unklar. Einiges spricht für den Wind.
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