Welchen Weihnachtsschmuck sich die Bewohner der Region früher noch zum Fest in ihre Stuben stellten, sehen und lesen sie hier.
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Eigentlich ist der Engel ja ein Bote Gottes und er war ursprünglich ein Mann – wie Gabriel und Michael. Doch schon im Mittelalter verwandelt er sich in eine beflügelte Jungfrau. Als geschnitzte Lichterträger ziehen Engel im 15. Jahrhundert in Kirchen ein. Im Erzgebirge werden sie ab 1830 gedrechselt. Diese beiden etwa 120 Jahre alten Damen stammen aus der Werkstatt Timmel in Kühnheide.
Bild: Wolfgang ThiemeMan könnte meinen, die Menschen konnten früher nicht genug vom Winter kriegen. Oder waren sie einfach nur fasziniert, was sich da draußen abspielte, die rodelnden Kinder und die weißen Flocken, die alles verzauberten, sodass sie das auch noch in ihren Stuben haben wollten? In Auerbach im Erzgebirge begannen die Bewohner zu Beginn des 20. Jahrhunderts, kleine Häuschen und winterliche Szenen zu bauen, auf ein Brett zu montieren und damit alle es sehen konnten, aufs Fensterbrett zu stellen. In Auerbach lebte auch der Miniaturschnitzer Hermann Haase (1897 bis 1988), von dem herausragende Alltagsszenen im winterlichen Erzgebirge erhalten sind, darunter diese aus den 1930-er-Jahren. Mit viel Liebe zum Detail gingen Schnitzer wie er damals ans Werk. Etliche dieser Winterlandschaften fanden auch auf Heimatbergen einen festen Platz.
Bild: Wolfgang ThiemeEs ist nicht genau überliefert, wann die ersten Räuchermännchen Einzug in Weihnachtsstuben hielten. In jedem Fall sind sie bis heute in der Region unverzichtbar. Während die Räucherkerzenproduktion in Crottendorf bis in die Zeit um 1750 zurückreicht, dürften diese drei Gesellen erst Anfang des 20. Jahrhunderts deren Duft verbreitet haben. Sie stammen aus Seiffener Werkstätten, haben noch Gesichter und Arme aus Teig, während Kopf und Körper aus Holz gedrechselt sind. Die Familie Haustein in Seiffen entwickelte sich ab 1860 über vier Generationen hinweg zum ersten bedeutenden Räuchermannhersteller. Vorbilder für ihre Figuren waren vertraute Leute aus dem Volk: Jäger, Bergmann, Postbote, Essenkehrer. Heute verfügt das Spielzeugmuseum Seiffen, aus dem diese drei Burschen stammen, mit mehr als 1000 Exemplaren über vielfältige Belege dieses Weihnachtsschmuckes.
Bild: Wolfgang ThiemeVor allem Berginvaliden waren es, die meist nach einem Unfall nicht mehr unter Tage arbeiten konnten und deshalb nach einer neuen Erwerbsquelle suchten. Was lag näher, als ihre Arbeitswelt nachzubilden? Sie wollten mit ihren kleinen Miniaturbergwerken aber auch auf die Schwere der Arbeit der Bergleute aufmerksam machen. So schufen sie Schrank- und Buckelbergwerke, die sie auf einen Wagen oder auf ihren Rücken luden und damit durch die Lande zogen. Zu Weihnachten erhielten die Minibergwerke in den Wohnungen einen Platz. In diesem Bergwerk können die Bergleute richtig Hämmern. Es wurde früher aber nicht durch ein Wasserrad, sondern eine Sandmühle angetrieben. Gebaut wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts in Borstendorf. Zu sehen und (mit Strom) in Gang gesetzt werden kann es heute im Pohl-Ströher-Depot in Gelenau.
Bild: Wolfgang ThiemeWohin mit dem Weihnachtsbaum? Immer schon – auch in Kirchen und öffentlichen Gebäuden – war der geschmückte Weihnachtsbaum der Mittelpunkt zum Fest. Deshalb mussten auch ordentliche und stabile Ständer her. Die meiste Vielfalt und den größten Herstellungsaufwand gab es in der Jugendstilzeit. Oft wurden Ständer in Eisenhütten als Nebenprodukte oder aber von reinen Handwerksbetrieben hergestellt. Nur von wenigen Produzenten gibt es eine Prägung an der Unterseite, die meisten tragen lediglich eine Seriennummer. Dieser mit einer Krippenszene besetzte Baumständer entstand um 1900. Er ist mit einer Spieluhr kombiniert. Wurde sie in Gang gesetzt, drehte sich der Baum, bis die Musik verklungen war. 500 solcher Weihnachtsbaumständer einer Mannheimer Sammlerin finden sich im Pohl-Ströher-Depot in Gelenau.
Bild: Wolfgang ThiemeEiner der bis heute erhaltenen wichtigsten Bräuche ist das Aufstellen von Pyramiden. Die frühesten Nachweise gibt es für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Anfangs waren es einfache Stabpyramiden, meist mit einem dichten Flügelrad und Blechtellern für die Figuren. Daraus entwickelte sich eine Fülle von Pyramiden, wobei die meisten als Einzelstücke für die eigene Familie angefertigt wurden. Weil der Platz oft begrenzt war, wurden Pyramiden auch zum Aufhängen an der Decke gebaut. Bei diesem seltenen Exemplar, eine Hobbyarbeit aus der Zeit kurz vor 1900, handelt es sich um eine Hochzeitspyramide. In den filigran ausgesägten Armen, die Rüböllampen halten, befinden sich Herzen mit den Initialen des Brautpaares und Ringe. Die Flügel, damals noch aus Pappe, sind mit buntem Papier beklebt. Dieses ungewöhnliche Hochzeitsgeschenk hängt heute im Pohl-Ströher-Depot in Gelenau.
Bild: Wolfgang ThiemeWelchen Weihnachtsschmuck sich die Bewohner der Region früher noch zum Fest in ihre Stuben stellten, sehen und lesen sie hier.