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Bombenfund in Chemnitz-Markersdorf: Evakuierung beginnt Freitagfrüh

Bei Baggerarbeiten ist nahe eines Elfgeschossers eine Fliegerbombe zutage gefördert worden. Rund 15.000 Anwohner müssen vor der Entschärfung ihre Wohnungen verlassen. Kitas, Schulen und Geschäfte im Sperrkreis bleiben geschlossen.

Chemnitz.

Update 16 Uhr: Wegen der für morgen geplanten Evakuierung von Teilen des Heckertgebietes bleibt auch das Einkaufszentrum Vita-Center an der Wladimir-Sagorski-Straße am Freitag mit allen Geschäften zunächst geschlossen. "Wir stehen aber mit allen Partnern im Haus in Kontakt, um möglichst rasch öffnen zu können, wenn die Evakuierung aufgehoben ist", sagte Centermanager Sascha Twesten. "Und wir hoffen natürlich alle, dass das nicht allzu lange dauert." Die meisten Geschäfte im Vita-Center - einem der größten Einkaufszentren der Stadt - haben regulär bis 20 Uhr geöffnet, ein Rewe-Markt bis 22 Uhr.

Update 13.58 Uhr: Die für Freitag angesetzte Evakuierung von Teilen des Heckertgebietes trifft vor allem Mieter der Wohnungsgenossenschaft Einheit und des kommunalen Wohnungsunternehmens GGG. "Es betrifft halb Markersdorf Süd und Nord", sagt Daniel Kempe, Kaufmännischer Vorstand der WG Einheit der "Freien Presse". Aufgrund vieler Anfragen von Mitgliedern habe die Genossenschaft ihr Telefonservice-Team aufgestockt. Die Mitarbeiter nähmen seit dem frühen Morgen zahlreiche Anrufe von Mietern entgegen. "Wir informieren, so gut wir können, und versuchen auch, zumindest einige Mieter an unsere Gästewohnungen zu vermitteln", so Kempe. Man sei sich bewusst, dass dies nur ein Baustein von vielen sei, habe aber insgesamt auch den Rettungskräften Unterstützung angeboten. Auch Großvermieter GGG mit rund 3500 Wohnungen allein in den Stadtteilen Markersdorf und Morgenleite sicherte zu, bei Bedarf Mieter zu unterstützen. So sei denkbar, in begrenztem Umfang Gästewohnungen außerhalb des Sperrgebietes als Alternativunterkunft zur Verfügung zu stellen.

Update 10.15 Uhr: Nach dem Bombenfund im Chemnitzer Stadtteil Markersdorf soll die Evakuierung im Radius von 1000 Metern rund um den Fundort am Freitagfrüh, 6 Uhr beginnen. Das teilte die Stadtverwaltung am Donnerstagvormittag mit. Rund 15.000 Anwohner müssen ihre Wohnungen verlassen. Alle Kitas, Schulen, Arztpraxen, Geschäfte, Firmen und Gewerbe im Sperrkreis bleiben am Freitag geschlossen. 

Bei Bauarbeiten an der Wilhelm-Firl-Straße war am Mittwochnachmittag in der Nähe eines Elfgeschossers eine Fliegerbombe gefunden worden. Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes aus Dresden entschieden am Abend, dass die Munition nicht abtransportiert werden kann, sondern vor Ort entschärft werden muss, so Polizeisprecherin Jana Ulbricht.

Update 9.15 Uhr: In einem Radius von etwa einem Kilometer rund um die Fundstelle sollen Gebäude evakuiert werden. Betroffene Anwohner werden aufgefordert, den Sperrbereich so schnell wie möglich zu verlassen. Die Stadt veröffentlichte am Donnerstagfrüh auf ihrer Webseite eine Adressliste der betroffenen Straßen und Hausnummern. Bereits am Mittwochabend hatte die Stadt auf Twitter den ungefähren Sperrkreis um den Fundort bekanntgegeben. Mit einem interaktiven Stadtplan können Anwohner prüfen, ob die eigene Wohnung im betroffenen Bereich liegt.

Die Fundstelle befindet sich in einem Wohngebiet mit vergleichsweise dichter Bebauung. Etwa 12.000 Bewohner dort sind 60 Jahre und älter, sagt Stadtsprecher Matthias Nowak. Als erstes sollen Pflegeeinrichtungen, Heime und Pflegestationen geräumt werden. Betroffene Anwohner werden gebeten, sich selbstständig um Ausweichquartiere zu bemühen. Für den Notfall stelle die Stadt Ausweichmöglichkeiten bereit, hieß es am Mittwochabend, ohne dass schon konkrete Standorte genannt werden konnten.

Polizeisprecherin Ulbricht empfiehlt Anwohnern, sich auf ihre Evakuierung vorzubereiten. Das heißt, sie sollten überlegen, welche Sachen sie eventuell mitnehmen wollen und wo sie unterkommen könnten, sagt sie. Dabei müsse aber auch an die Coronabeschränkungen gedacht werden. Ab wann die Anwohnerzurück in ihre Wohnungen können, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Die Entschärfung der Bombe kann erst beginnen, wenn alle Menschen den Sperrkreis verlassen haben.

Nach Informationen der "Freien Presse" wurde die Fünf-Zentner-Fliegerbombe US-amerikanischer Bauart bei Tiefarbeiten am Parkplatz der Wilhelm-Firl-Straße 11 gefunden. Dort sollen Telefonkabel verlegt werden. Die Bauarbeiten wurden sofort nach dem Fund eingestellt. Der Bereich, einschließlich Burkhardtsdorfer Straße und Faleska-Meinig-Straße, wurde abgesperrt. Etwa 70 Polizisten waren im Einsatz.

Die Absperrungen sind relativ großräumig angelegt, schätzte die Polizei selbst ein. Neugierige Passanten wurden zurückgewiesen und über die aktuelle Lage aufgeklärt, soweit das am Abend noch möglich war. Anwohner sorgten sich zum Beispiel, was zu tun ist, wenn bei Evakuierungsbeginn das Kind noch in der Schule ist, die Eltern aber auf Arbeit sind, schilderte eine Passantin. Sie selbst arbeite im Krankenhaus, wo derzeit jedes Personal gebraucht werde. Deshalb könne sie nicht vorsorglich zu Hause bleiben. Vorzeitig sollen die Schulen und Kindergärten am Donnerstag nach ersten Informationen nicht schließen. Sie öffnen regulär, hieß es am Abend von der Stadtverwaltung.

Womöglich kann die Stadt auf Evakuierungspläne zurückgreifen, die sie erst im Juni erstellt hat, als auf dem Sonnenberg ein verdächtiger Gegenstand gefunden wurde - ebenfalls mit dichter Bebauung im Umkreis. Damals drohte die Evakuierung von 22.000 Anwohnern. Die Räumung war auf ein Wochenende gelegt worden, auch dort wurde mit Senioren und Pflegebedürftigen aus Heimen begonnen. Die Maßnahmen konnten allerdings gestoppt werden, als feststand, dass an der Jakobstraße nicht etwa eine Bombe, sondern eine alte Trinkwasserleitung gefunden wurde. Auf dem Grundstück neben der Kita entsteht derzeit eine neue Schule. In Vorbereitung des Baus hatten Experten den Boden untersucht und machten metallische Gegenstände aus.


Diese Einrichtungen bleiben am Freitag geschlossen

Schulen

  • J.-Korczak-Schule
  • OS Arno-Schreiter-Straße 1
  • Ernst-Busch-Grundschule / Oberschule
  • Albert-Einstein-GS
  • BIP Kreativitäts-GS
  • Abendgymnasium / Abendoberschule
  • Schulplanetarium
  • J.-Trüper-Schule
  • Albert-Schweitzer-OS

Kindertagesstätten/Hort

  • Montessori-Kinderhaus Pfiffikus, Max-Türpe-Straße 40/42
  • Kinder- und Familienzentrum (KiFaZ) "Tausendfüßler", Robert-Siewert-Straße 68/70
  • Morgenleite 15
  • Hort der BIP Kreativitätsgrundschule Chemnitz, Dittersdorfer Straße 146c
  • Hort A.-Einstein-GS, Albert-Köhler-Straße 91-93
  • "Zwischenstopp", Wilhelm-Firl-Straße 4
  • "Kneipp Kita Villa Tausendfuß", Fritz-Fritzsche-Straße 57
  • "Sportmäuse", Wilhelm-Firl-Straße 2
  • Max-Müller-Straße 11
  • ISB Sporthort, Max-Türpe-Straße 40 (samü)

Hinweise für die Evakuierung

Die Stadtverwaltung hat Hinweise veröffentlicht, was Betroffene im Falle einer Evakuierung beachten sollten.

Was muss ich mitnehmen?

  • Medikamente, Brille, Hörgeräte, Hygieneartikel
  • Mund-Nasenschutz
  • Personalausweis, Krankenversicherungskarte und andere wichtige Dokumente
  • Geld, EC-Karte
  • Essen und Trinken für mehrere Stunden
  • Mobiltelefon und Ladekabel bzw. Powerbank (bitte beachten Sie, dass Sie Ihr Mobiltelefon in Notunterkünften nicht aufladen können)
  • Für den Zeitvertreib z.B. Bücher, Zeitschriften, Spiele, Radio mit Kopfhörern
  • Für Kinder: Kuscheltier, Spielzeug, Bücher und eventuell Wickelsachen und Babynahrung

Wie hinterlasse ich meine Wohnung/mein Haus?

  • Alle Fenster schließen
  • Licht und elektronische Geräte ausschalten
  • Ofen ausschalten, Wasser abdrehen
  • Wohnungstür zuschließen

Kann ich meine Haustiere mitnehmen?
Haustiere dürfen nicht mit in die Notunterkunft. Denken Sie in diesem Fall bitte daran, Ihrem Tier genug Futter und Wasser bereitzustellen. (samü)


Gefahr aus der Tiefe: Kampfmittelfunde in Chemnitz 

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat auch 75 Jahre nach Kriegsende viel zu tun. Er gehört zum Polizeiverwaltungsamt. Sachsenweit waren die Experten für explosive Funde voriges Jahr 825 Mal im Einsatz. Dabei wurden unter anderem sechs Sprengkörper entschärft und 19,5 Tonnen an Abwurfmunition geborgen. Die letzte große Evakuierung in Chemnitz liegt vier Jahre zurück.

Oktober 2015: Bei Bauarbeiten auf einem Bahngelände an der August-Bebel-Straße wird eine Bombe gefunden. Mehr als 2000 Anwohner sind betroffen, die Bombe wird entschärft.

Oktober 2016: Nach einem Fliegerbombenfund auf dem Kaßberg werden 17.500 Menschen evakuiert. Auch diese Bombe wird entschärft.

Juni 2020: Bombenalarm auf dem Sonnenberg. Die Evakuierung von 22.000 Anwohnern wird vorbereitet, der Fund entpuppt sich aber als blinder Alarm. (ros)

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