Die Deutsch-Israelin und Cafébetreiberin Nirit Sommerfeld darf nicht mehr zum Friedenstag auf der Bühne sprechen. Die AG Chemnitzer Friedenstag verteidigt die Entscheidung.
Chemnitz.Als Mitte Februar das Programm des Friedenstages vorgestellt wurde, war Nirit Sommerfeld noch eine explizit benannte Rednerin der Hauptveranstaltung am Abend – neben OB Sven Schulze, Michael Kretschmer, Ex-OB Peter Seifert und John Witcombe. Die deutsch-israelische Künstlerin und Betreiberin des Cafés „Julius“ im ehemaligen Schocken-Kaufhaus wurde wieder ausgeladen.
Vor zwei Monaten, so Nirit Sommerfeld, kam die Einladung. Ihre Familiengeschichte ist eng mit Chemnitz verbunden. Ihr Großvater Julius Sommerfeld kam 1911 in die Stadt. 1940 wurde er im KZ ermordet. Nirit Sommerfeld zog 2024 nach Chemnitz, eröffnete das Café. Sie kritisiert den Staat Israel für seine Politik gegenüber Palästina. Die Jüdin und Deutsch-Israelin schreibt in ihrem Blog beispielsweise, dass sie das Bündnis für die Beendigung der israelischen Besatzung mitgegründet hat, seit 2019 dem Verein „Jüdische Stimme für Frieden und Gerechtigkeit in Nahost“ angehöre. Sie setze sich für die Menschenrechte in Palästina ein.


Ihre pro-palästinensische Einstellung hat im Vorfeld des Friedenstages offenbar für Diskussionen gesorgt. Die AG Friedenstag lud sie wieder aus. Beide Seiten bestätigen das. Wie Thomas Schuler von der AG Friedenstag mitteilt, liege der Schwerpunkt des diesjährigen Friedenstages (80 Jahre nach dem verheerenden Bombenangriff) auf Versöhnung. „Der aktuellen Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten haben wir bei den letzten Friedenstagen ausgiebig gedacht“, so Schuler. Die Kundgebung am Abend stehe unter dem Thema „Frieden stiften durch Versöhnung“. „Leider mussten wir in den letzten Tagen zur Kenntnis nehmen, dass Kontroversen um Frau Sommerfeld entstanden sind, die das Anliegen ‚Versöhnung’ konterkarieren.“ Kurzfristig sei es nicht möglich, diese zu klären. Daher habe man Nirit Sommerfeld gebeten, dieses Jahr nicht auf dem Friedenstag zu sprechen.
Die 63-Jährige äußert sich zurückhaltend. Sie wolle „deeskalieren“. Auf Versöhnung sei ihre vorbereitete Rede aber ausgelegt gewesen. „Nie wieder“ heiße für sie „Nie wieder, für niemanden und nirgendwo“. Sie sehe sich einem Antisemitismusvorwurf ausgesetzt. Woher genau, wisse sie nicht. Beim Friedenstag wolle sie aber dabei sein. Ihre bereits vorhandene Rede werde sie in ihrem Blog veröffentlichen. (aed)