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Mehr als nur ein Job: Die beste Friseurmeisterin ihres Jahrgangs

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Die 24-Jährige hat einen hohen Anspruch an ihren Beruf. Sie mischt sich deshalb in die Ausbildung des Nachwuchses ein.

Linda Geißler musste lange auf ihre Meisterfreisprechung warten. Die einjährige Ausbildung hatte sie bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen. Aufgrund von Corona fielen 2020 für alle Absolventen des Jahrgangs Feier und Ehrungen jedoch aus und wurden erst vor einigen Tagen nachgeholt. Die 24-Jährige hat die Ausbildung mit den besten Ergebnisse ihres Gewerkes abgeschlossen und ist unter den bei den Meisterabsolventen vertretenen 16 Gewerken zugleich die einzige Beste aus Chemnitz.

Dass sie Friseurin wird, war ein Reifeprozess. "Ich wollte keinen Beruf, bei dem ich meine Zeit im Büro absitze. Das ist nicht meins", sagt die 24-Jährige. Ihre Oma, die selbst nach Erreichen des Rentenalters Frauen die Haare schön gemacht hat, war schließlich ein Vorbild. Gelernt hat Linda Geißler im Salon von Edgar Krug an der Augustusburger Straße. Auf den Rat ihres Chefs wechselte sie den Salon und sammelte in Dresden Erfahrungen. Für den Tipp, gleich nach der Lehre Erfahrungen anderswo mit neuem Chef und neuen Kollegen zu sammeln, ist sie Krug dankbar. "Allerdings bin ich mit Dresden nicht warm geworden", sagt sie. Als bei Edgar Krug eine Stelle frei wird und der Entschluss für die Meisterausbildung steht, kommt sie 2019 zurück mit der Gewissheit, dass ihr Arbeitgeber sie bei der Qualifizierung unterstützt.

Die junge Friseurmeisterin liebt ihren Beruf, wirkt bei Bühnenshows und Fotoshootings als Stylistin mit. Sie weiß aber, dass das Handwerk allein ihn nicht ausmacht. Die Kunden benötigen oft nicht nur einen neuen Schnitt oder einen neue Farbe, sondern auch ein offenes Ohr. "Wenn ich sehe, dass es Kunden nicht gut geht, dann möchte ich sie zumindest mit einer gelungenen Arbeit glücklich machen", sagt Linda Geißler.

Friseurin steht seit Jahren ganz oben auf der Berufswunschliste junger Frauen. Viele ahnen am Ende ihrer Schulzeit und mit unterschriebenem Lehrvertrag aber nicht, welche Anforderungen und körperlicher Einsatz gefragt sind. Chemische Kenntnisse für das Mischen der Farben sind genauso notwendig wie eine schnelle Auffassungsgabe, psychologische Kenntnisse und Kommunikationsfreude. "Viele Lehrlinge gehen zu anspruchslos an den Beruf heran", sagt Geißler. Dabei sei er sehr vielseitig und erfüllend. Ständige Weiterbildungen gehörten dazu. Sie seien nicht nur notwendig, um auf dem neuesten modischen Stand bei Frisuren, Haarschneide- und Färbetechniken zu sein. Es komme dabei auch darauf an, sein Wissen zu vertiefen und auch die Bereitschaft, sich immer wieder neu auf die Kundinnen einzulassen.

Sie möchte nicht einfach nur ihren Job machen, sondern diesen Handwerksberuf weiterentwickeln und ihre Erfahrungen sowie ihren Anspruch an den Nachwuchs weitergeben. Mittwochs ist Linda Geißler deshalb in der Friseurinnung in der Waldenburger Straße und bildet Umschülerinnen aus. Zudem wirkt sie als Dozentin in der Meisterschule und ist seit diesem Jahr Mitglied im Gesellenprüfungs- und Meisterprüfungsausschuss. Das alles klingt nach wenig Freizeit. Aber Linda Geißler ist gut organisiert, macht Kickboxen als Ausgleich zur Arbeit und kümmert sich im Tierheim um die Bedürfnisse der Tiere.

Corona und die lange Zeit der geschlossenen Friseursalons hat allerdings auch bei der jungen Frau Spuren hinterlassen: "Die Meisterprüfung wurde verschoben. Ich war verzweifelt." Mittlerweile sieht sie diese Zeit als eine Erfahrung, die Zeit zu nutzen.

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