Prachtexemplar aus dem Erzgebirge: Chemnitzer Weihnachtsbaum steht
Der Baum bringt etwa vier Tonnen auf die Waage und ist zirka 70 Jahre alt. Wird er wieder der größte in Sachsen?
Chemnitz.Der diesjährige Chemnitzer Weihnachtsbaum war ein Zufallsfund. Eigentlich hatte Katrin Posern ganz andere Bäume auf ihrem Zettel. "Doch durch den Klimawandel sahen sie in diesem Jahr schon sehr mitgenommen aus", sagt die Geschäftsführerin des Unternehmens Techno Farm & Service aus Neukirchen. Als sie aber durch den Wald bei Carlsfeld im Forstrevier Wildenthal streifte, entdeckte sie an einer Ecke jene Fichte, die nun seit Samstagnachmittag auf dem Chemnitzer Marktplatz steht. Ein Prachtexemplar mit Gardemaßen: 25 Meter hoch, vier Tonnen schwer und zirka 70 Jahre alt.
Damit ist der Chemnitzer Weihnachtsbaum etwas kleiner als in vorherigen Jahren. Von den 25 Metern landen zwei bis drei Meter in einer Hülse - dem Weihnachtsbaumständer des Marktes. Der Baum dürfte damit nur etwa 22 Meter gen Himmel ragen. Der Weihnachtsbaum aus dem vergangenen Jahr kam auf 23,79 Meter und war im Sachsenvergleich der Vermessungsfirma Wuttke der höchste. In diesem Jahr startet die professionelle Höhenmessung am Dienstag in Chemnitz.
Das Team von Techno Farm zeichnet sich gemeinsam mit dem Grünflächenamt und dem Forstbezirk schon seit etlichen Jahren für die Auswahl des Baumes verantwortlich. Die Mitarbeiter übernehmen auch Transport und Aufbau. Katrin Posern weiß jedoch, dass es immer schwieriger wird, ein ansprechendes Stück zu finden. Sie hat beobachtet, dass die Vegetationszeit immer länger wird. "Für die Bäume bedeutet das mehr Stress und weniger Ruhezeit", sagt die Chefin der Techno Farm.
Zudem mache das Insekten- und Käferproblem mittlerweile auch vor den Höhenlagen des Erzgebirges und des Vogtlands nicht Halt. Positiv sei in diesem Jahr die höhere Niederschlagsmenge gewesen. "Doch die Bäume haben immer noch mit der Trockenheit des vergangenen Jahres zu kämpfen", sagt Posern. Auch habe im Erzgebirge der Waldumbau begonnen. Fichten werden gefällt und dafür Laubbäume gepflanzt. Mischwälder gelten generell als klimastabiler.
Katrin Posern hofft deshalb, dass die Stadtverwaltung Chemnitz auch zukünftig mit kleineren Bäumen einverstanden ist. Denn es mache einen enormen Unterschied, ob ein Baum von 30 Meter Gesamtlänge oder wie in diesem Jahr von 25 Meter gesucht werde. "Wir sind tatsächlich schrittweise immer etwas kleiner geworden."
Der Transport des diesjährigen Chemnitzer Weihnachtsbaums gestaltete sich durch die niedrigere Höhe komplett problemlos. Der Schwerlasttransport rollte kurz vor 13 Uhr im Wald bei Carlsfeld los. Da die Tagfahrt über die Autobahn A72 diesmal von der Autobahn GmbH nicht genehmigt wurde, ging es quasi über die Dörfer und die Städte Aue, Lößnitz und Stollberg.
Kreuzungen, Kreisverkehre und auch schmale Baustellenbereiche machten dem Konvoi keinerlei Probleme. Ganz im Gegenteil: Nach einer nur dreistündigen Fahrt rollte der Baum über die Innere Klosterstraße auf den Chemnitzer Markt. Dort hatten sich wie in den Vorjahren tausende Menschen zusammengefunden, um das symbolträchtige Nadelgehölz zu begrüßen und den Aufbau mitzuerleben.
Bereits 16 Uhr konnte mit dem Aufbau begonnen werden. Innerhalb weniger Minuten hing der Baum am Hacken. Der Stamm wurde in die Hülse eingelassen. Als er stolz und gerade gen Himmel ragte, gab es Beifall der Gäste.
Anja Schubert aus Chemnitz war mit ihren beiden Söhnen zum Markt gekommen: "Das entwickelt sich bei uns zur Tradition. Wir kommen jetzt schon seit drei Jahren her. Es ist immer wieder spektakulär", sagte die Besucherin. Für den Baum hatte sie viel Lob: "Er ist schön gewachsen, hat ein dichtes Nadelkleid."
Auch Thomas Knabe, der zu den Polizisten gehörte, die den Transport begleitet hatten, war begeistert: "Also diesmal kann sich über den Baum niemand beschweren. Er hat jede Menge Zapfen, ist gut bezweigt und hat aus meiner Sicht auch eine schöne Größe."
Die drei Chemnitzer Petra, Ute und Dirk waren sich ebenfalls einig: "Der Baum ist besser als der von 2023. Er ist richtig gut gewachsen, ganz gerade und hat eine schöne Spitze." Am Montag soll die Fichte die Weihnachtsbeleuchtung erhalten. Am 29. November beginnt um das Prachtstück der Chemnitzer Weihnachtsmarkt. (Klin)