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Erzieherin Susann Strauch warnt mit ihren Kolleginnen vor Personalabbau.
Erzieherin Susann Strauch warnt mit ihren Kolleginnen vor Personalabbau. Bild: Martha Maul
Chemnitz
Verdi-Streiks in Chemnitz: Gegen Personalabbau und für mehr Geld

Die Stadt muss sparen, der Stadtrat hat einen Abbau des Personals beschlossen. Dagegen stellt sich die Gewerkschaft und fordert mehr Gehalt. Wie soll das finanziert werden?

Chemnitz.

„Termin in sechs Monaten“ steht auf einem Banner, das Streikende vor dem Eingang des Chemnitzer Rathauses am Donnerstag nach oben halten. Nach der Kürzungsrunde im Stadtrat am Mittwoch warnt die Gewerkschaft Verdi vor den Folgen des beschlossenen drastischen Personalabbaus in der Stadtverwaltung. Personalrat Hubert Fröhlich kritisiert, dass im Gegensatz zu anderen Kürzungspunkten bei den Personalkürzungen nicht einmal gefragt wurde, wer die Aufgaben in Zukunft erledigen soll. Schon jetzt sei die Anzahl der Überstunden und der krankheitsbedingte Ausfall durch Überbelastung hoch.

Am Verdi-Streiktag waren knapp 400 Mitarbeitende aus Kitas, Stadtverwaltung sowie Jobcenter und Arbeitsagentur dabei. Nicht allen ging es um mehr Geld oder Urlaub. Sie habe das Gefühl, dass die harte Arbeit der Kindergärtner nicht geschätzt werde, obwohl sie die Grundsteine für die weitere Bildung der Kinder legen, sagt Erzieherin Susann Strauch. „Wenn über Monate nur die Hälfte des Teams da ist, kommen wir schon mit den Grundbedürfnisse der Kinder kaum hinterher, an alles weitere ist gar nicht zu denken.“

Entgegen den Plänen des Rathauses hat der Stadtrat einen Abbau des Personals in den Kitas abgelehnt. Somit soll nur in der Verwaltung gespart werden.

Verdi-Streikende nehmen vor dem Chemnitzer Rathaus Stellung, wo in Zukunft deutlich mehr Stellen gekürzt werden sollen.
Verdi-Streikende nehmen vor dem Chemnitzer Rathaus Stellung, wo in Zukunft deutlich mehr Stellen gekürzt werden sollen. Bild: Martha Maul

In der aktuellen Tarifrunde im Öffentlichen Dienst steht aber das Gehalt im Mittelpunkt. Verdi fordert acht Prozent plus, mindestens 350 Euro mehr sowie zusätzliche Urlaubstage. Trotz einer Inflation von aktuell zwei Prozent hält Verdi-Bezirksgeschäftsführer Daniel Herold die Forderungen für angebracht. Eine zeitweise gesunkene Inflation bedeute nicht, dass Fahrscheine, Strom oder Lebensmittel billiger werden. Die nötige Finanzierung sieht er in einer anderen Steuerpolitik. In Deutschland würden besonders Vermögende weniger besteuert als in vielen anderen vergleichbaren Industrieländern, sagt Herold.

Mit lauten Pfeifen zogen die Streikenden durch die Innenstadt.
Mit lauten Pfeifen zogen die Streikenden durch die Innenstadt. Bild: Christian Mathea

Passanten schauen gleichgültig auf die Streikenden, einige schütteln den Kopf. „Ich halte nicht viel vom Streik“, sagt ein 58-Jähriger. „Manche Forderungen sind verständlich, aber besonders bei den städtischen Angestellten muss gespart werden.“ Auch Iris Neuwirth (67) ist skeptisch: „Streik ist normal, aber nicht so oft. Acht Prozent ist zu viel. Wir Rentner müssen auch mit wenig Geld klarkommen“. (cma)

 

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