Am Evangelischen Schulzentrum gab es in diesem Jahr einen regelrechten Einser-Abi-Segen. Waren die Prüfungen zu leicht? Die Direktorin hält dagegen und die Absolventen berichten, wo sie auch mal schlecht waren.
Endlich das Abi in der Tasche. Das sagen sich gerade zahlreiche Gymnasiasten. Für das Evangelische Schulzentrum war dieser Abi-Jahrgang ein ganz besonderer. „Er war eine absolute Ausnahme, ein Jahrgang der strahlt“, so Schulleiterin Claudia Zimmermann. Der Grund: Ein Drittel der 35 Abiturienten hat eine 1 vor dem Komma der Abschlussnote. Acht davon haben einen Durchschnitt von 1,0 bis 1,4. Alles nur Veranlagung? Oder ist das Abi zu einfach gewesen? „Weder noch. In Sachsen mit einem Einser-Abi abzuschließen, heißt vor allem: Ausdauer, viel Lernen und Ehrgeiz“, so Zimmermann. Drei Schüler haben schließlich die Traumnote 1,0 erreicht.


Zu ihnen gehört Samuel Bittrich. Natürlich freue er sich über den perfekten Notenschnitt. „Aber ich war mir vor den Prüfungen auch relativ sicher, dass ich es schaffe. Denn in der Oberstufenzeit sah nicht immer alles danach aus“, sagt der 19-Jährige. Es sei ihm schon immer leichtgefallen, Zusammenhänge zu verstehen. Trotzdem kassierte auch er schon mal eine 5 im Schulleben. „Das war in Sport im Schlagballweitwurf“, erinnert er sich. Und was sind seine Tipps für ein gutes Abi? Im Unterricht aufmerksam zuhören und nachfragen, wenn man etwas nicht versteht, sei die halbe Miete. „Das ist Arbeit, die man sich dann zuhause einfach sparen kann“, sagt Samuel Bittrich. Außerdem habe es ihm geholfen, seine Mitschriften gut zu strukturieren. Dazu habe er sich ein eigenes System am PC gebastelt. Auf dem habe er sich Lernübersichten angelegt, wo er alle Infos für‘s Abi auf einem Blick hatte. Samuel Bittrich will im im Herbst mit einem Jura-Studium in Leipzig beginnen. Nach absolvierten Praktika im Gericht sei das genau sein Ding. Nach dem Studium kann er sich vorstellen, in Chemnitz zu leben und arbeiten. „Meine ganzen Verwandten und Freunde sind hier und Juristen werden überall gebraucht“, so der Abiturient.


Anna Sieste ist die einzige weibliche Abiturientin, die den 1,0er-Schnitt geschafft hat. „Ich wollte diesen Schnitt unbedingt und habe mich dementsprechend sehr gefreut“, sagt die 18-Jährige. Als sie das Ergebnis erfuhr, habe sie Demut und Dankbarkeit gefühlt. Aber auch für sie war die Schule kein Hindernis. „Es ist mir nie schwer gefallen, Fakten auswendig zu lernen“, erzählt sie. Vor allem die Naturwissenschaften gingen ihr leicht von der Hand. Aber auch Anna Sieste hatte nicht nur Einsen in ihrer Schullaufbahn. Eine 4 in Kugelstoßen war das Schlechteste, woran sie sich erinnern kann. Ihre Tipps für ein gutes Abi: aktives Mitarbeiten im Unterricht und dadurch mündliches Wiederholen des Stoffes – so bleibe er besser im Kopf. Wichtig sei für Anne Sieste aber auch ein Ausgleich zum Lernen, wie Sport, Musik oder Freunde treffen. „In Chemie bin ich ein Mal fast verzweifelt. Dann war ich eine Runde Joggen und anschließend war mein Kopf wieder frei“, erzählt sie. Auch die Karteikarten-App Anki habe ihr geholfen. 2000 Karten für Biologie habe sie damit erstellt. Anna Sieste möchte nun in Chemnitz Medizin studieren. Auch sie hat bereits Praktika in einer Hausarztpraxis und im Krankenhaus absolviert.


Der Dritte im Bunde der Traumnoten-Absolventen ist Tobias Oehme. Auch er ist dankbar und erleichtert, nach dem Prüfungsstress so gut abgeschnitten zu haben. Er sagt aber auch: „Das krasse Gefühl ist schon wieder weg. Das Leben geht weiter.“ Ihm sei der Schulstoff in den meisten Fächern ebenfalls leichtgefallen. Außer in Französisch und Geschichte – da habe auch er mal eine 4 kassiert. Die Lehrer am Evangelischen Schulzentrum seien jedoch immer immer wohlwollend und die Klausuren gerecht gewesen. Seine Tipps für ein gutes Abi: bewusst lernen und Zeit dafür einplanen. „Nicht ablenken lassen, das ist vermutlich das Schwerste“, so Tobias Oehme. Vieles sei Einstellungssache, vieles auch Interesse am Fach. Wenn das da ist, falle das Lernen leichter. Der 18-Jährige will nun erstmal eine Pause vom Lernen machen. Er strebt ein Auslandsjahr in einer Bibelschule in Australien an. Danach ist sein Wunsch ein Studium der Zahnmedizin. (effi)